Die "Mahnwache" am Marktbrunnen zu Mahnungen genutzt:
Neue Fremdenfeindlichkeit und Haß gegen
Flüchtlinge in Ellwangen öffentlich verurteilt

Stadtpfarrer Bernhard Richter stellte zurecht die Frage: wird’s nicht langsam genug und zu viel des Gedenkens? "Nein...!

Stadtpfarrer Bernhard Richter bei seuiner Rede am Marktbrunnen, dahinter die Dekane Angstenberger (re.) und Drescher als oberster göttlicher Segen in Aalen.                   AIZ-Fotos: Dieter Geissbauer

Aalen.
Dankbarkeit zeigten am Freitagabend den 8. Mai 49 Besucher in der Aalener City am Marktbrunnen und haben in einer Menschenkette folgenden Dankes-Satz in einzelnen Buchstaben so zusammengesetzt dass von weitem die durch die City strömenden Menschen wußten es gibt nach 70 Jahre grausamenm Kriesende mit Millionen Toten noch Hoffnung für die Zukunft dass wir alle in Frieden leben können: "Danke für 70 Jahre Frieden" und die Stellvertreter Gottes Dekan Dr. Pius Angstenberger (Katholiken) und Dekan Ralf Drescher (Evangelische) und alle Aalener Pfarrer/innen haben bereits am Marktplatz (wie später auch, siehe gesonderter Bericht über Feierstunde in der Stadtkirche) haben jeweils einen der Buchstaben stolt am Marktbrunnen getragen udn so einen Dankes-Satz gebildet.


"N" für dekan Ralf Drescher und "K" (Danke) für Angstenberger.         

Besonders die Rede von Aalens sehr engagiertem Stadtpfarrer Bernhard Richter bei der "Mahnwache" am 8. Mai 2015 um 17 Uhr am Marktbrunnen hat auch noch die letzten Zweifler hinweg gespült, die bis dato immer noch der Meinung waren Probleme seien auch in dieser heutigen modernen Welt nur durch Kriege und tiefes Leid bis in allen auch Aalener Familien hinein zu lösen. Wir drucken für Millionen die nicht dabei sein konnten Richters Rede ungekürzt ab um nachlesen zu können was sie in Sachen Frieden und _Zukunft verpasst haben:

"Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Es ist Freitag, 8. Mai so kurz nach 17 Uhr in der Aalener Innenstadt, große Geschäftigkeit, viele sind unterwegs, das Wetter ist gut, das Wochenende steht vor der Tür. Aber es  ist gut, dass wir an diesem heutigen 8. Mai auch innehalten, stehen bleiben, uns hier zur Mahnwache und naher zum Ökumenischen Friedensgebet in der Stadtkirche treffen.

"Schreckliche Bombenangriffe auf Dresden,
im April auch auf Aalen, 70 Jahre Hiroshima"

In diesem Jahr gibt es natürlich ganz arg viele Gedenktage, die sich zum 70. Mal jähren, die Befreiungen der Konzentrationslager, am 27. Januar Auschwitz, vor einigen Wochen Bergen-Belsen und erst am vergangenen Sonntag Dachau, es jährten sich schreckliche Bombenangriffe auf Dresden und im April auch auf Aalen, und  weitere Daten wie der 6.August 70 Jahre Hiroshima werden folgen. Braucht es also heute auch noch eine Gedenkfeier, wird’s nicht langsam genug und zu viel des Gedenkens?

Ich bin der festen Überzeugung Nein, es wird nicht zu viel, es kann nie zu viel werden. Ja, es braucht dieses Gedenken auch am heutigen Tag, es braucht die Erinnerung gerade auch an diesem tag, dem 8. Mai 2015. Denn wir denken heute an ein ganz, ganz wichtiges Datum in unserer Geschichte, das sich zum 70. Male jährt, nämlich das Ende des zweiten Weltkrieges.

Und wir können und dürfen da nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Als am 7. Mai in Reims und ein Tag später im Berliner Vorort Karlshorst die Kapitulationsurkunde unterzeichnet wurde, da endete ein über nahezu sechs Jahre währender grausamer Weltkrieg. Mehr als 60 Millionen Menschen sind umgekommen, gefallen an der Front, ermordet in Konzentrationslagern, verbrannt in Bombennächten, gestorben an Hunger, Kälte und Gewalt auf der Flucht.  Die Rassenideologie, die systematische Ermordung von Menschen in Konzentrationslagern, der Holocaust, die Kriegsverbr-echen und die Gewalttaten an der Zivilbevölkerung haben alle übertroffen, was es an Menschenverachtung je gegeben hat.

Erschütternde Bilanz: Mehr als 6 Millionen
europäischer Juden wurden brutal ermordet

Es war eine mehr als erschütternde Bilanz, die sich nach dem 8. Mai und später auftat: mehr als sechs Millionen europäischer Juden wurden ermordet, Tausende Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, politisch Andersdenkende nund Homosexuelle wurden verfolgt und getötet. 17 Millionen Menschen waren verschollen.  Ich erinnere mich an viele Erzählungen alter Aalener Bürger, die berichteten, wie nach dem Krieg immer wieder Züge mit Heimkehrern auf dem Aalener Bahnhof einfuhren. Und wie unzählige Frauen immer zum Bahnhof strömten, und hofften, dass ihre Männer in einem dieser Züge zurück nach Aalen und damit heimkommen würden. Und manche haben auch noch nach Jahren vergeblich auf eine Rückkehr gewartet.

Was für eine menschliche Tragödie in vielen Familien auch unserer Stadt! Und wenn wir bedenken, wie unser Land und große Teile Europas an diesem 8. Mai in Schutt und Asche lagen, dann ist es eigentlich unfassbar und einem Wunder gleich, wie sich unser Land entwickelt hat, wie es aufgebaut wurde, wie es zu einem hochentwickelten Industrieland geworden ist, welch wirtschaftliche Kraft entfaltet wurde, und wie  Frieden und Freiheit zu einem fast selbtverständlichen Gut geworden sind, dann meine ich dass der heutige 8.Mai 2015 für uns alle ein Tag der tief empfunden Dankbarkeit sein muss. 

Gerade die, die Zeitzeugen sind, die den Krieg und seine Schrecken erlebt haben, die persönlich Verluste verkraften mussten, die ausgebombt waren, die auch nach dem Krieg zu den Millionen Vertriebenen gehört haben, sie werden wissen und aus heutiger Sicht beurteilen können, welche Entwicklung unser Land genommen hat, und dafür gilt es unendlich dankbar zu sein. Aus einem geächteten Land ist ein geachtetes, ein weltweit geachtetes Land geworden. Ich selber bin Jahrgang 1958 und gehöre somit einer Generation an, die- anders als die meiner Väter und Mütter und Großväter und Großmütter, nie etwas anderes als Frieden erlebt hat.

"Ich durfte die Bibel lesen, mich als Christ
outen und musste mich niemals verstecken"

Ich durfte immer sagen, was ich denke, ich brauchte mich mit meiner Meinung nicht verstecken, ich durfe kritisieren, wenn mir etwas nicht passte, ich durfte überall hinreisen, ich durfte die Bibel lesen, ich durfte mich als Christ outen und musste mich nie verstecken. Wer einen oder gar beide Weltkriege erlebt hat, der weiß nur zu genau, dass dies nicht immer so war. Und deshalb auch bis heute ein großes Geschenk ist, das wir hegen und pflegen und dafür sorgen müssen, dass Frieden bewahrt bleibt und Menschenwürde ein hohes Gut bleibt, das es zu bewahren gilt.

Daher heute unsere Aussage: "DANKE FÜR
70 JAHRE FRIEDEN u. ich bin dafür dankbar"

Daher heute unsere Aussage: DANKE FÜR 70 JAHRE FRIEDEN: Und gerade weil wir so dankbar sein dürfen, sollten wir an diesem Tag und auch in aller Zukunft daran denken, dass es viel, ja Millionen von Menschen gibt, denen Frieden und Freiheit nicht geschenkt ist, die ihr Land verlassen müssen, weil sie verfolgt werden, weil ihnen nach dem Leben getrachtet wird. Und deshalb mahnt uns dieser 8. Mai, für die da zu sein und denen die Tür zu öffnen, die den Alptraum der Flucht hinter sich haben, die zu denen gehören,  was auch nicht selbstverständlich ist, die ein sicheres Land lebend erreicht haben und die müssen wir willkommen heißen.

Flüchtlinge:  Da geht es um eine Willkomm-
enskultur, die es zu pflegen und zu leben gilt

Und da geht es um mehr als nur um Wohnraum. Da geht es um eine Willkommenskultur, die es zu pflegen und zu leben gilt. Wenn ich in diesen Tagen so höre, was über die Flüchtlinge in der neuen LEA in Ellwangen in den sozialen Netzwerken geschrieben wird, dann schäme ich mich und denke, hätte man so etwas wie Facebook doch bloß nie erfunden. Da fehlt jede Schamgrenze, das geht unter die Gürtellinie und ist menschenverachtend. Gerade heute am 8. Mai, am Tage der Berfreiung von braunem Gedank-engut, müssen wir Flagge zeigen für die Flüchtlinge, in unser Stadt und in Ellwangen.

LEA Ellwangen: "Wir sagen ja zu Toleranz 
und Nein zu jeder Form der Ausgrenzung"

Wir sagen ja zu Toleranz  und Nein zu jeder Form der Ausgrenzung. Das sind wir mit unserer Geschichte den Flüchtlingen in unserem Land schuldig. Ich danke, Ihnen, dass Sie heute hier zum Gedenken an den 8. Mai gekommen sind. Treten wir auch in Zukunft dafür ein, dass Friede und Freiheit und alle Grundrechte gewahrt bleiben.  Kämpfen wir für eine Welt, möglichst ohne Waffen, denn ein Frieden, der auf Waffen gründet, war noch nie stabil und auf Beständigkeit angelegt.

Zählen die vom markt-Cafe nebenan zu den Mahnenden oder was?  

Vergessen wir nie, was zwischen 1933 und 1945 in unserem Land passiert ist, und treten wir ein für eine Gesellschaft, in der auch der Schwache eine Chance hat. Richard von Weizsäcker hat vor dreißig Jahren am 8. Mai seine Rede so beendet: Ehren wir die Freiheit, arbeiten wir für den Frieden, halten wir das Recht.  Dienen wir den Maßstäben der der Gerechtigkeit, sehen wir, so gut wir es können, der Wahrheit ins Auge. Dieter Geissbauer

Die "Turmbläser" der Stadtkirche Aalen als musikalischer Magnet.  




Der Herrgott ließ am Rathaus die Sonne scheinen u. Blumen blühen





Schwäpo-Fotograf braucht keine Leiter: Kleine haben Perspektiven. 




Gemeinsam für Frieden: Da lacht has Herz von Pfarrer Richter (re.)