"1.9. rabenschwarzes Datum in der Geschichte unseres BW":
"Lassen wir nicht zu dass das Flüchtlingsthe-
ma (LEA) zum  Wahlkampf missbraucht wird"
Beifall von über 100 Friedensdemonstranten am Antikriegstag 
und volle Zustimmung zu dem Appell von Pfarrer B. Richter

Note 1,0: Stadtpfarrer Bernhard Richter bei seiner leidenschaftlichen Rede am Dienstag: Frieden statt Gewalt, Hilfe für die LEA-Flüchlinge statt Vorwürfe und gemeinsam helfen.  AIZ-Fotos: Dieter Geissbauer

Aalen.
 Zwar hat er an dieser besten Rede des Dienstag 2. September dem Antikriegstag in ganz Deutschland als Begrüßung gehalten wurde zwei Stunden bis zur Demo um 17 Uhr erst abgeschlossen aber sie hat es in sich:  Zur "Begrüßung zum Antikriegstag am 2.9.2015 am Marktbrunnen in Aalen" sagte der Aalener Stadtpfarrer und Pressesprecher der evangelischen Kirchengemeinde der SPD-Kreisrat und Papst der Armen und der Flüchtlingen Bernhard Richter wörtlich:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, der 1. September 1939 ist und bleibt ein rabenschwarzes Datum in der Geschichte unseres Landes.. Der Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen war der Anfang eines schrecklichen Krieges, der die Welt über Jahre in Atem hielt, und der unzähliges Leid und Millionen Tote zur Folge hatte, europaweit ca. 60 Millionen. Auch 76 Jahre danach ist es wichtig, diesen 1. September als Antikriegstag zu begehen, nicht zu vergessen, was dieser zweite Weltkrieg angerichtet hat, uns daran zu erinnern, zu was ein Regime wie die Nazis fähig waren. Und wir sind heute hier, in der Mitte dieser Stadt, um ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen, denn vergessen bedeutet verdrängen, vergessen bedeutet nicht wahrhaben wollen, vergessen bedeutet Gleichgültigkeit.

Und trotzdem: trotz aller Erinnerung, trotz aller Mahnung, trotz aller Zeichen gegen das Vergessen ist unsere Welt nicht friedlicher geworden. Haben auch nach 1945 unzählige Kriege stattgefunden. Die Menschheit ist nicht klüger geworden und täglich neue Krisenherde und kriegerische Auseinandersetzungen machen deutlich, wie zerbrechlich der Frieden auf unserer Welt ist und wie wichtig es darum auch sein wird, heute und in Zukunft alles daran zu setzen, dass nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus, nicht nur ein gewerkschaftlicher Appell bleibt, nicht zu abgedroschenen Phrase wird, sondern tagtäglich neu mit Leben gefüllt und praktiziert wird.

Denn Frieden ist mehr als nur das Schweigen von Waffen. Frieden ist mehr als nur die Abwesenheit von Krieg. Frieden bedeutet immer auch ein gutes Miteinander aller gesellschaftlichen Kräfte, Toleranz und Achtung vor der Hautfarbe, der Sprache, der Kultur und der Religion des anderen. Wir können da auch vom sozialen Frieden sprechen.

Und dazu gehört auch das entschiedene Eintreten gegen Rassis-mus, gegen Antisemitismus und gegen Fremdenfeindlichkeit. Uns-ere Geschichte verpflichtet uns geradezu zu einer solchen Verhalt-ensweise. Und deshalb müssen wir an diesem Antikriegstag zusa-mmenstehen und mit aller Deutlichkeit Übergriffe auf Fremde ent-schieden verurteilen. Weil es so viele Krisenherde auf dieser Welt gibt, weil auf unserer Erde so viele kriegerische Auseinandersetz-ungen toben, weil Menschenrechte mit Füßen getreten werden, weil Menschen politische Verfolgung erleiden.

Sie müssen ihr Land verlassen, Haus und Hof, ihre Heimat, alles Liebgewordene und Vertraute, und suchen politisches Asyl. Niemand verlässt einfach seine Heimat, es geht oft ums nackte Überleben. Traumatisiert kommen Menschen bei uns an. Und jetzt wird es drauf ankommen, wie gehen wir mit diesen Menschen um, auch in der großen Zahl, wie sie zur Zeit täglich versuchen, zu uns zu gelangen. Gehören wir zu denen die zündeln, die erneut Flüchtlinge in Angst versetzen, die Asylbewerberunterkünfte in Brand setzen, die Anschläge auf Flüchtlinge verüben?

Gehören wir zu dem Teil Deutschlands oder stellen wir uns auf die andere Seite hin zu denen, die helfen wollen, die sich ehrenamtlich einsetzen, damit wir nicht nur von einer Willkommenskultur reden, sondern diese auch pflegen und tagtäglich praktizieren. Natürlich ist die LEA  in Ellwangen überbelegt, das ist keine Frage und das darf auch kein Dauerzustand sein, natürlich sind 800.000 Flüchtlinge, die wir in diesem Jahr erwarten, mehr als jemals angenommen. Und trotzdem bin ich der Meinung, in einem reichen Land wie Deutschland (Ostalb), wo es den allermeisten gut oder gar sehr gut geht, darf die Aufnahme von Flüchtlinge  keine Überforderung bed-euten, wohl aber eine stetige Herausforderung, die zu bewältigen, wenn wir zusammenstehen und jeder sich dort einbringt, wo es ihm möglich ist.

Sogar ein evgl. Pfarrer-Kollege (links) beteiligte sich an dem Protest

Lassen wir nicht zu, dass das Flüchtlingsthema (auch LEA) zu Wahlkampfzwecken missbraucht wird und dieses Problem auf dem Rücken der Flüchtlinge ausgetragen wird. Auch bestimmte Politiker zündeln mit ihren Worten und ihren Forderungen. Der Beifall der Kundgebungs-Teilnehmer wollte deshalb kaum enden.

Zwei "Friedens-Engel der Ostalb": Pfarrer Richter und Josef Mischko
Setzen wir mit dieser Mahnwache und unserem Friedensgebet in der Mitte dieser Stadt ein klares Zeichen der Solidarität und des Miteinanders. Stehen wir ein für ein Menschenrecht und Menschenwürde. Senden wir ein klares Zeichen der Hilfsbereitschaft an die Flüchtlinge: ihr seid uns willkommen. Wir wollen Euch helfen.

Bunt statt braun heißt das Thema dieses Antikriegestages. Wir freuen uns auf die Rede von Josef Mischko und hören davor Helmut Litzelmann. Vielen Dank, dass Ihr da seid. Dieter Geissbauer












Kurz vor Regen mit Schirm: Dekan Drescher und Josef Mischko.     



Hat eben direkten Kontakt zur Basis: Stadtpfarrer u. Kreisrat Richter

Evangelischer Kollege winkt dem Volk zu und Kollegen B. Richter.