Wichtigste Trauerreden zum Abschied von
Ulla Haußmann:
"Freundlich,
offen, mit viel Herz u. Menschli-
chkeit: Engagement für Jugend- u. Familien"
In Ebnater Pfarrkirche SPD-Boß Schmiedel:
"Ulla Haußmann
war in sich stimmig, mit allen Facetten: Sie wurde geliebt"
Herzlichkeit: Mutter und Tochter: Bilder vom Abschied im Kreishaus in Aalen.
AIZ-Fotos: Dieter Geissbauer
Aalen-Ebnat. In der Pfarrkirche zeigte es sich beim letzten
Abschied von Ulla Haußmann wie beliebt sie war: Eine große Trauergemeinde
brachte das zum Ausdruck was sie in ihrem Leben schuf: Menschlichkeit,
Kontakte und vor allem das soziale Bild hatte Ex-MdL Ulla Haußmann bis zu
ihrem Tod am Samstag geprägt. Da die Trauerreden der Prominenz alles das
ausdrückten wofür Ulla Haußmann die bürgernaheste Politikerin die es je auf
der Ostalb ausdrücken drucken wir als einziges Presseorgan die Reden ab die
in der Pfarrkirche in Ebnat am Mittwochmittag 23. Mai 2012 gehalten wurden:
Vom SPD-Landtagsfraktionsvorsitzenden Claus Schmiedel, Landtagspräsident
Wolf und Aalens Oberbürgermeister Martin Gerlach (auch für die sporttreibenden
Vereine). Die Rede von Landrat Klaus Pavel liegt nicht vor:
Auch
Landrat
Pavel
hat Ulla Haußmann bis zuletzt hoch geachtet...
OB: "Hat
sich immer auf Augenhöhe mit den
Menschen bewegt:Politikerin zum Anfassen"
Aalens OB Martin Gerlach: Verehrte Familie Haußmann, werte
Trauergemeinde, wir nehmen heute Abschied von Ulla Haußmann, einer
verdienten Kommunal- und Landespolitikerin. Wir nehmen Abschied von einer
Frau, die sich in außerordentlichem Maße ehrenamtlich engagiert hat. Wir
nehmen Abschied von einer allseits beliebten und geschätzten Mitbürgerin. 59
Jahre wurden ihr nur geschenkt, von denen sie sich 36 Jahre um das
Allgemeinwohl in ganz besonderem Maße verdient gemacht hat.
Enge
Freunde: Karl Maier aus Unterkochen und Ulla Haußmann.
Ihr kommunalpolitisches Ehrenamt begann Ulla Haußmann 1989 mit der Wahl in
den Ortschaftsrat Ebnat, dem sie bis zum Jahr 2005 angehörte. Eine besondere
Verantwortung hat Sie übernommen, als Sie im Januar 2000 als einzige Frau im
Gremium zur stellver-tretenden Ortsvorsteherin von Ebnat gewählt wurde. Die
Ebnater kannten sie als Mitbegründerin der Spielgruppen, des Miniclubs und
des Frauenfrühstücks. Als Anerkennung Ihrer 16-jährigen ehren-amtlichen
Tätigkeit im Ortschaftsrat Ebnat wurde ihr im November 2005 die
Ehrenplakette in Bronze der Stadt Aalen verliehen.
Ulla Haussmann setzte sich aber nicht nur für Ihren Wohnort Ebnat ein,
sondern war auch ab 1994 für drei Jahre Mitglied im Gemeinderat der Stadt
Aalen. Sie schied 1997 aus dem Gremium aus, als sie für den damaligen
Oberbürgermeister Ulrich Pfeifle in den Landtag von Baden-Württemberg
nachrückte, um sich, wie sie damals selber sagte, als „Powerfrau von der
Ostalb" einen Namen zu machen. Dies gelang ihr vortrefflich und Ulla
Haußmann genoss, sowohl in den eigenen Reihen als auch in denen des
politischen Gegners, hohe Anerkennung.
Freundlich, offen, mit viel Herz, Energie und Menschlichkeit enga-gierte
sich Ulla Haußmann für die Jugend- und Familienförderung. Ganz besonders am
Herzen lagen Ihr die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Sie
unterstützte viele Frauen, die nach Möglichkeiten suchten, Kindererziehung
und Beruf zu vereinbaren und neue Wege in der Kinderbetreuung zu gehen.
Politischer und gesellschaftlicher Stillstand waren ihr ein Dorn im Auge und
deshalb hat Sie während Ihrer gesamten Laufbahn für eine Weiterentwicklung
in der Bildungspolitik und in Betreuungsfragen gekämpft.
Ulla Haußmann war überdies als aufrechte und überzeugte
Vertreterin der demokratischen Gesinnung bekannt. Im sachlichen Abwägen des
Für und Widers und auf der Suche nach einem vertretbaren Kompromiss, hat sie
sich immer wieder mit Erfolg um den Ausgleich der verschiedenen Interessen
und Ansichten eingesetzt und so manches Hindernis aus dem Weg geräumt. Durch
die gute Zusammenarbeit der Frauen im damaligen Gemeinderat hat Sie mit der
sogenannten „fünften Fraktion" parteiübergreifend viel bewegt.
Auch OB
Gerlach schätzte das Haußmann-Engagement hoch ein.
Sie trat stets couragiert für eine Sache ein und vertrat mit Sach-verstand,
fachlichem Wissen und dem nötigen Nachdruck ihre Meinung. Mit diesen
Eigenschaften gerüstet, leistete Sie außerordentlich viel für die Stadt
Aalen und die Ortschaft Ebnat.
Für
die Ostalb-Legende Dr. Gustav Wabro war das kein Problem: Ulla Haußmann in
der SPD und er in der CDU: Gemeinsame Ziele.
Ulla Haußmann engagierte sich ehrenamtlich nicht nur kommunal-politisch oder
im sozialen Bereich, sondern Sie hatte auch immer ein Herz für den Sport und
die sporttreibenden Vereine. Dies belegen ihre vielfältigen Ämter und
Mitgliedschaften sowohl im Breiten- wie auch im Profisport.
Aber auch
Amtsgerichtsdirektor Lang schätzte Ullas Sachverstand.
Bei all Ihrem Tun standen stets die Menschen im Mittelpunkt. Dieser
Charakterzug zeichnete Sie bereits in Ihrer früheren Tätigkeit als
Krankenschwester aus, und dies führte Sie auch im politischen Alltag fort.
Den Menschen Mut zu machen und für die Mitmenschen da zu sein, wenn es
irgend ein Anliegen oder ein Problem gab, war Richtschnur ihres Handelns.
Ulla Haußmann hat sich immer auf Augenhöhe mit den Menschen bewegt, Sie war
dadurch im besten Sinne eine Politikerin zum Anfassen. Ihr Handeln war durch
Bodenständigkeit, Geradlinigkeit und Treue zur Sache geprägt. Nicht Worte
zählten für Sie, sondern Taten.
Marga
Elser aus Lorch gab ihr MdB-Mandat wegen Krankheit zurück und hat natürlich
bei jeder Gelegenheit Ulla Haußmann viel gedankt.
Verehrte Familie Haußmann, verehrte Angehörige, Sie haben einen großen
Verlust erlitten. Ich möchte Ihnen im Namen des Gemeinderats, des
Ortschaftsrats, der Stadt- und Ortschafts-verwaltung und auch ganz
persönlich mein aufrichtiges Mitgefühl aussprechen. Wir sind Ulla Haußmann
für ihr außerordentliches politisches und ehrenamtliches Engagement sehr zum
Dank verpflichtet. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Aalen werden ihr
stets ein ehrendes Andenken bewahren. Liebe Ulla, Du wirst uns unvergessen
bleiben. Ruhe in Frieden.
"Ihr Engagement war für Menschen. Mit ihr-
em herzlichen Auftreten erreichte Sie uns"
SPD-Kreisvorsitzender Josef Mischko: Liebe Lisa, lieber Simon, werte Frau und Herr Bauder, ( Eltern von Ulla ),
liebe Familie, liebe Trauergemeinde,ich spreche für die SPD im Ostalbkreis,
für die SPD-Kreistagsfraktion und als
persönlicher Freund von Ulla.
Aalens
Bürgermeister Fehrenbacher (SPD) pflegte zu Ulla Kontakte.
Es war am Sonntag früh. Ich war gerade zur 150-Jahrfeier des Musikvereins
Rosenberg unterwegs. Stellvertretend für Ulla. Auf dem Weg dorthin erreichte mich der Anruf von Lisa. Es traf mich wie ein Hammerschlag. Ich konnte es kaum fassen. Noch an Christi Himmelfahrt haben wir gemeinsam
Ihren Geburtstag gefeiert. Die Ostalb hat eine einzigartige Persönlichkeit, die SPD eine großartige Politikerin verloren. Ihr Engagement war für die Menschen. Mit ihrem herzlichen Auftreten erreichte Sie uns. Ihre eigenen Interessen stell-te sie hinten an. „Ich bin immer im Einsatz f¸r die Menschen,
die Hilfe brauchen. Ich bin Sozialdemokratin. Was denn sonst!!!“
Das schrieb Sie auf Ihrer Facebook-Seite. Das war Ihre Philosophie. Das hat Sie ausgemacht.
Ex-OB
Ulrich Pfeifle (rechts) u. U. Haußmann beim letzten Empfang.
Von 1989 bis 2005 war sie Ortschafts-Rätin in Ebnat. Von 1994 bis 1997 Stadträtin in Aalen. Seit 1992 Mitglied des SPD-Kreis-vorstandes im
Ostalbkreis. Langjährige Vorsitzende der Sozialde-mokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik. (SGK), Stell-vertretende Vorsitzende im Turngau Ostwürtemberg, Mitglied der Gewerkschaft Verdi, Mitglied der Arbeiterwohlfahrt. Beim Natur-schutzbund,
war Sie auch tätig. Den SPD-Ortsverein Ebnat hat sie deutlich geprägt. „Diese Aufzählung zeigt, welche Power-Frau du warst.“
Und das ist längst nicht alles.
Parteiübergreifende Zusammenarbeit: Ulla Haußmann (SPD) und CDU-MdB
Roderiich Kiesewetter als das "Vorbildliche Ostalb-Team.
Hartnäckig und gradlinig war sie als Kämpferin an der Seite der Arbeitnehmer im Kampf um Arbeitsplätze, stellvertretend nenne ich Carl Zeiss, Apextool group. Sogar für die Sperrung der L1060 hat Sie wie eine Löwin gekämpft. Optimistisch und selbstbewusst, mit dem Spruch „das packen wir schon“ hat Sie die Politik der SPD im Ostalbkreis gravierend mitgeprägt. Verlässlich, mitfühlend und herzlich hat Sie mit uns Freud und Leid, ihre Bonbons und im Notfall auch ihre Zigaretten geteilt.
Man sagt: „Jeder Mensch sollte mit seinem Leben die Welt ein kleines bisschen besser machen.“ Das hat Ulla wahrhaftig getan. Sie hat zwei tolle Kinder groß gezogen. Sie pflegte zahlreiche Freundschaften zu Künstlern. „Meine“ Sportvereine, wie
sie immer sagte, hat
sie kräftig unterstützt. Mit Begeisterung und Stolz, hat Sie das
Meisterschaft-T-Shirt des KSV getragen. Stets „Ihren“ KSV-AALEN 05 angefeuert.
Den Aalener Ringern blieb sie bis zuletzt eine treue Anhängerin. Das galt auch für den VfR Aalen. „Zweite Liga, wir kommen“, „Jetzt hennses geschafft“ war Ihr Kommentar zum Aufstieg. Sie konnte sich immer mit anderen freuen, hatte
immer eine aufmunternde Botschaft dabei. Und sie hat auch die Lasten
und Probleme mitgetragen. Ulla war „Heimat“. Das haben die Menschen
verstanden.
Und dafür haben die Menschen sie gemocht. Niemals Aufgeben! Niemals davonlaufen, oder sich verstecken. Immer auf Augenhöhe mit dem Geschehen, offen, mutig, herzlich und fair. So hat sie immer Ihre Aufgaben gemeistert. Bis zum Schluß.
Was hat
Ulla Haußmann Landrat Pavel zuletzt ins Ohr geflüstert?
Ulla, wir verneigen uns vor Deiner Lebensleistung. Menschen, die wir lieben und achten, bleiben immer bei
uns. Durch die Liebe werden sie zum Teil unseres Herzens. Am Samstag, dem 19.05.2012 , nur zwei Tage nach ihrem 59. Geburtstag,
nahm der Tod Ulla mit sich.
Sie ist nicht mehr da! Heute sind so viele gekommen um Ihr Lebewohl zu
sagen. Die Plätze reichen gar nicht für alle. Diejenigen, die nicht kommen konnten haben geschrieben.
Liebe Freundin, es ist Zeit Abschied zu nehmen.
Gemeinsam sind wir lange Wege gegangen. Gemeinsam haben wir gekämpft, gelacht, verändert
und die Welt verbessert, jedenfalls ein klein wenig. Wir stehen an deinem Sarg und sind traurig. Dein schöner Garten ist jetzt verwaist, Deine Wohnung ist still und leer. Vielleicht liegt da, auf dem Wohnzimmertisch, eine nicht leer gerauchte Zigarettenschachtel? Das Feuerzeug?
Wir haben dich vor Augen. Deine sanfte Herzlichkeit, Dein Gesicht, mit dem verständnisvollen Blick,
- immer auch den Schalk im Nacken. Als ob Du uns noch sagen wolltest: „Hey Leute! Das packen wir schon“
Liebe Ulla ruhe sanft! Wir werden dich nie vergessen! Die Ostalb trauert. Adieu Ulla. Du bleibst immer in unseren Herzen.
Ulla
Haußmann war in sich stimmig mit all ih-
ren Facetten, sie wurde geliebt: Große Frau
Claus
Schmiedel im Kreishaus: Enge Freundin Ulla Haußmann.
SPD-Landtagsfraktionsvorsitzender Claus Schmiedel:
Liebe Lisa,
lieber Simon, lieber Marlies, lieber Herbert, liebe Angehörige,
nun ist eingetreten,
was wir als Gewissheit immer weniger von uns weisen konnten, je weiter die
Krankheit voranschritt: Unsere Kollegin, unsere Freundin, unsere Genossin
Ulla Haußmann ist tot. Zu Ihrem Geburtstag am vergangenen Donnerstag habe
ich ihr noch geschrieben, wie sehr unsere Gedanken, wie sehr unsere
Gesprä-che in der Fraktion immer wieder um sie kreisen. Jetzt müssen wir ihr
Leben würdigen, und es war ein reiches Leben. Es war ein Leben mit großen,
auch persönlichen Enttäuschungen, und es war ein Leben mit überschäumender
Freude. Ulla Haußmann war in sich stimmig, mit all ihren Facetten, sie wurde
geliebt und sie wurde angenommen. Ich denke, es war diese große, vom Leben
bescherte Spannweite zwischen abgrundtiefer Enttäuschung und ¸berbordender
Freude, die sie zu dem machte, was sie f¸r uns war: eine gro_e,
beeindruckende Frau, die uns fehlt.
Sie fehlt uns in ihrer herzlichen Menschlichkeit,
sie fehlt uns in ihrem sicheren Gefühl für das, was
recht und für das, was ungut ist,
sie fehlt uns mit ihrem Sachverstand, der nicht durch
hochtrabende Theorie deformiert war, sondern gepredigt von der Einfühlung
in die Menschen, um die es geht,
sie fehlt uns mit ihrer Fähigkeit, die
gesellschaftlichen Hierarchien zu überwinden, egal wie begründet sie sein
mögen, um die Menschen zusammen zu bringen, immer das gute Miteinander vor
Augen,
und es fehlt uns ihr Humor, der einherging mit der
Über-zeugung, dass ein Kompromiss allemal wertvoller als das Verharren in
der Konfrontation.
Ulla Haußmann wird uns in Erinnerung bleiben mit ihrer
großen Liebe zur Ostalb. Hier war sie zu Hause und es war ihr nach den
Stuttgarter Tagen jedes Mal anzumerken, wie sehr sie sich auf die B 29
freut, die sie durch das Remstal heimfährt auf die Hochfläche des Härtsfelds.
Hier hatte sie ihre Kraftquelle, ihre Kinder, die Familie und die Freunde
und es gab kein Thema, aus welchem Politikfeld auch immer, für das sie kein
positives Beispiel aus Aalen, Ellwangen, Oberkochen oder Ebnat anf¸hren
konnte. Wenn es der Ostalb gut geht, dann geht es dem Land gut, das war ihre
Über-zeugung und wir wollen für Ulla darauf achten, dass es dem Land auch
künftig gut geht.
Der Chef
der PD Aalen Schindler hatte auch engen Kontakt zu Ulla.
Ulla Haußmann gehörte von 1997 bis 2011 dem Landtag von Baden-Württemberg
an. Sie übernahm im November 1997 das Mandat von Ulrich Pfeifle als dessen
Zweitkandidatin. Wer hätte damals gedacht, dass sie sich in den Spuren, die
ihr Chef und Freund hinterlassen hatte, so souverän bewegen wird? Sie hat es
geschafft, wurde wiedergewählt, zweimal wiedergewählt, wurde dafür
bewun-dert und fand höchste Anerkennung für ihre Arbeit, und umso schli-mmer
traf uns dann im Frühjahr 2011 die Nachricht von ihrer Er-krankung.
Ulla war ein
solches ‚Urgestein‘ und ihre Lei-
denschaft galt einem Politikfeld mit Werten
In der SPD ist gern vom
‚Urgestein‘ die Rede, wenn es um die Beschreibung eines Menschen geht, der
stabil in den Werten der Partei verankert ist und es auch im tagtäglichen
Leben ernst meint mit Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Ulla war ein
solches ‚Urgestein‘ und ihre Leidenschaft galt einem Politikfeld, in dem sie
diese Werte der SPD unmittelbar leben konnte. Sie war eine hoch anerkannte,
hoch engagierte Sozialpolitikerin. Sie war unsere Sozialpolitische
Sprecherin und das Gesicht, in dem die Benachteiligten und Hilfebedürftigen
unsere Partei erkennen konnten. Wir sind ihr unendlich dankbar für die
Arbeit, die sie in unserer Fraktion geleistet hat, immer eng verbunden mit
unserer heutigen Sozialministerin Katrin Altpeter.
Es gab einmal einen Mann in unserer Fraktion, den Abgeordneten Max Nagel aus
Mannheim, den Ulla gut gekannt hat und dem sie in vielerlei Hinsicht ähnlich
war. ähnlich in der Unverstelltheit und Direktheit des Umgangs, ähnlich in
der Bodenhaftung des politischen Handelns und ähnlich im Bemühen, den
Benachteiligten zu ihrem Recht zu verhelfen. Als Max gestorben war, auch er
viel zu früh, hat unser Freund Wolfgang Drexler ihn mit einem Rosa
Luxemburg-Zitat gewürdigt. Ich möchte dieses Zitat heute wiederholen und die
beschriebene Ähnlichkeit berechtigt mich dazu.
Rosa Luxemburg hat geschrieben:
Sieh, dass du Mensch bleibst. Mensch sein ist vor
allem die Hauptsache. Und das heißt: fest und klar und heiter sein, ja
heiter, trotz alledem.
So war Ulla, so hat sie gelebt. So soll sie uns allen zum
Beispiel werden und dann wird sie über diesen Tag hinaus wirksam bleiben.
Liebe Lisa, lieber Simon, liebe Marlies, lieber Herbert,
Ihr habt Eure geliebte Mutter, Eure geliebte Tochter verloren. Wir trauern
mit Euch, sind erfüllt von den Erinnerungen an Ulla und werden ihr Andenken
bewahren. Liebe Ulla, wir vermissen Dich: Deine freund-liche, zupackende
Art. Dein empörtes Aufbegehren dem Unrecht gegenüber, Deine Menschlichkeit
und Deine kritische Aufmerk-samkeit. Deine Fröhlichkeit und Dein Lachen. Wir
werden Deine Arbeit fortsetzen. Für Frieden, für Freiheit, für Gerechtigkeit
und Demokratie und in Solidarität.
"Gerechtigkeitssinn und Selbstverständnis:
Politik besteht darin Menschen zu helfen"
Nachruf von Landtagspräsident Wolf bei der Trauerfeier für Ulla
Haußmann am 23. Mai 2012 in Aalen-Ebnat: Den Landtag von Baden-Württemberg
eint über alles Trennende hinweg die Trauer um Ulla Haußmann. Auch und
gerade wir wissen, welch wunderbarer Mensch vom irdischen Dasein abberufen
worden ist. Wir fühlen deshalb aufs Engste mit der Familie und teilen in
besonderer Verbundenheit deren großes Leid.
Ulla Haußmann hatte bei der Landtagswahl 1996 für die SPD als
Ersatzbewerberin im Wahlkreis Aalen kandidiert. Am 3. November rückte Sie in
das überraschend frei gewordene Mandat nach. Sie wurde – landläufig gesagt –
ins kalte Wasser geworfen. Aber sie schwamm sich eindrucksvoll schnell frei.
Denn sie hatte viel einzubringen. Und das tat sie – wie es ihrer energischen
Art entsprach – vom ersten Tag an.
Ulla Haußmann war gelernte Krankenschwester; und sie empfand diesen Beruf
als Berufung. Sie war zweifache Mutter; und sie kannte den Lebensalltag von
Familien mit allem, was damit verbunden ist: die Suche nach
Betreuungsmöglichkeiten zum Beispiel oder die Probleme der Schulen. Sie
hatte einen untrüglichen Gerechtigkeits-sinn; sie argumentierte vom
Einzelnen her; und sie ließ nie einen Zweifel an ihrem Selbstverständnis –
nämlich, dass der unum-stößliche Sinn von Politik darin besteht, den
Menschen zu helfen, und dass sich dieser Aufgabe alle bewusst sein müssen,
die politische Verantwortung tragen.
Im Landtag widmete sie sich zunächst der Bildungspolitik und der Arbeit im
Petitionsausschuss. Beides war ihr natürlich wichtig. Bald konnte sie
freilich in den Ausschuss wechseln, für den sie prädestiniert war: in den
Sozialausschuss. Dort war sie spürbar daheim. Sie beeinflusste nicht nur die
Arbeit des Gremiums; sie prägte mit ihrer temperamentvollen Herzlichkeit
nachhaltig dessen Atmosphäre.
"Mustergültige,
allseits geschätzte Sozial-,
Gesundheits- und Gleichstellungspolitikerin"
Ulla Haußmann war wirklich eine mustergültige, allseits geschätzte Sozial-,
Gesundheits- und Gleichstellungspolitikerin. Sie stand an der Seite derer,
die keine Lobby haben. „Nicht an den falschen Stellen sparen, nicht bei den
Schwachen sparen", lautete eine ihrer Maximen. Sie kämpfte gegen
Lastenverschiebungen bei der Finanzierung des Gesundheitswesens und gegen
dessen Überbürokratisierung. Der Sozialstaat sollte bedarfsgerecht,
leist-ungsfähig und human bei den Menschen ankommen – darum ging es ihr: im
Gesundheitswesen, bei den Krankenhäusern, bei der ärztlichen Versogung, aber
selbstverständlich nicht nur da. So forderte sie dezidiert, mehr zu tun für
die Chancengleichheit von Frauen.
Die Abgeordnete Ulla Haußmann – das war eine imponierende Kombination von
Sachwissen, Praxiserfahrung, festen Überzeugung-en, zupackendem Wesen und
unwiderstehlichem Charme. Sie argumentierte stets punktgenau, in bestem
Sinne emotional und mit besonderer Überzeugungskraft. Damit trug sie
ausgesprochen viel zu einer qualifizierten parlamentarischen
Auseinandersetzung bei.
Ob im Kreis der Kolleginnen und Kollegen, ob von den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der Landtagsverwaltung – Ulla Haußmann wurde dank ihrer
gewinnenden, humorvollen, ja sonnigen Art wirklich gemocht. Selbst im bloßen
Vorbeigehen brachte sie Ihre echte Herzlichkeit stets beeindruckend rüber.
Kollegialität war für Ulla Haußmann weit mehr als Wort. Viele sind deshalb
um eine Freundin ärmer. Auch ich! Ulla Haußmann hat persönlichen Charakter
in gewissenhaft wahrgenommener politisch-er Verantwortung bewiesen. Wer mit
ihr zu tun hatte, wird stets mit höchstem Respekt an sie denken.
DG |