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Presseerklärung vom
Freitag dem 2. Juli 2010 im Hirschbach:
Stadtwerke Aalen:
Ohne
Generalsanierung
besteht Einsturzgefahr für Aalener Gaskessel
Demnächst Abriss des Aalener
Gaskessels und der Bau eines Aussichtsturmes mit Cafe: Generalsanierung
kostet 1,5 Mio. €

Die
Führungsriege der Stadtwerke vor dem Gaskessel dessen Ende schon nächste
Woche besiegelt wird. AIZ-Fotos: Dieter Geissbauer
Aalen.
Für die Stadtwerke Aalen gab Direktor Cord
Müller zum in Aalen sehr heiß diskutierten Thema "Abriss Gaskessel" folgende
Erklärung (ungekürzt und wörtlich) ab wobei er bei der Verfassung noch nicht
wusste was ihn übermannte: Der Betonsockel bleibt stehen nur den Schrott
bekommt Scholz in Essingen zur Wiederverwertung. Auf dem Sockel wird Aalens
neuer Aussichtsturm erstellt und mit einem Cafe obendrauf vermarktet.


Rechts
Stadtarchivar und Historiker Dr. Schurig: "Ja zum Abbruch".
Außerdem werden "vier Quadratmeter der rostigen Hülle des Gaskessels als
Dach mit eingebaut" (siehe dazu gesonderter AIZ-Bericht:) Wir drucken nun
ungekürzt wegen der hohen Bedeutung für die Aalener Bürger und damit unsere
Leser (die Stuttgarter könnten daran ein Beispiel nehmen und ihren Gaskessel
in Ba Cannstatt endlich auch mit Scholz entsorgen) die SW-Erklärung ab:

Selbst dem
SWR-Reporter fiel es nicht leicht das Thema abzuhaken.
Der Gaskessel auf dem Gelände des Alten Gaswerks im Hirschbach ist mit
seinen mittlerweile 56 Jahren in die Jahre gekommen. Er ist ein Symbol für
den wirtschaftlichen Wiederaufschwung nach dem Krieg und vom Aalener
Stadtbild eigentlich nicht wegzudenken. Sowohl aus technischer wie auch aus
wirtschaftlicher Sicht ist der Gaskessel jedoch nicht mehr betreibbar. Er
wurde daher bereits im Juli 2009 stillgelegt.

Parkplätze und
die neuen Tanks in denen sich das Gas befindet.
Ohne Generalsanierung besteht Einsturzgefahr:
Beim Gas-kessel wurden durch regelmäßige
Begehungen mit entsprechenden Sachverständigen die stark angerostete Kuppe
sowie die gesamte tragende Hülle des Speichers beanstandet. Zudem wurden die
tragenden Fundamente des Gasbehälters für die Zukunft als bedenklich
eingestuft. Eine General-sanierung würde die
Stadtwerke Aalen rund 1,5 Millionen Euro kosten, wenn man den Gaskessel als
Industriedenkmal behalten wollte. Eine zu große Summe, die sich nicht
rechfertigen lässt. Somit bleibt leider nur noch der Abriss des Gaskessels
übrig, welchem der Aufsichtsrat der Stadtwerke Aalen zugestimmt hat.
Aufgrund der Größe des Behälters sind für den Abriss einschließlich der
fachtechnischen Entsorgung Kosten von rund 250.000 Euro veranschlagt.

Wehmut u.
Erinnerungen an alte Zeiten: Gebäude auf dem Gelände.
Geschichte des Gaskessels:
Der erste Aalener Gaskessel wurde 1909/10 gebaut und war ein
so genannter Glockengasbehälter (in einem wassergefüllten Eisenzylinder
schwimmend) mit einem Fassungsvermögen von 1.200 Kubikmetern. Dieser
Behälter stand bis 1945 neben dem wesentlich höheren, 1930 erbauten
6.000-Kubikmeter-Scheibengasbehälter, der am Ostersonntag 1945 bei einem
Jagdbomberangriff von 420 Bordwaffengeschossen durchsiebt, aber provisorisch
repariert wurde. Ein kleinerer Gaskessel daneben wurde völlig zerstört.

Nach dem Krieg wurde 1954 neben dem alten Gaskessel der heutige 15.000
Kubikmeter fassende Scheibengasbehälter errichtet. Die eigene Gasproduktion
aus Kohle wurde 1966 eingestellt. An ihre Stelle trat eine moderne
Spaltgasanlage mit einem Flüssiggas-Tanklager. Der alte, kleinere Gaskessel
konnte somit abgerissen werden.

Die alten und
neueren Gebäude werden zum Teil auch heute genutzt
1980 wurde mit dem Bezug von Erdgas ein neues Zeitalter bei den Stadtwerken
Aalen eingeläutet. Die Spaltgasanlage wurde stillgelegt und entsorgt. Der
Gaskessel und die liegenden Flüssiggastanks wurden auf den Betrieb mit
Erdgas umgerüstet.
Funktion des Gaskessels:
Beim Gaskessel handelt es sich um einen so genannten
Erdgasniederdruckspeicher, der in seiner aktiven Zeit mit Erdgas gefüllt
war. Im Innern befindet sich eine - zur Innenwand des Gaskessels mit Öl
abgedichteten - ca. 100 Tonnen schwere Scheibe, unter der sich das Gas
befand. Je nach Füllung des Gaskessels bewegte sich die Scheibe nach oben
oder unten. Der Gaskessel wurde in Spitzenlastzeiten im Winter, wenn viel
Gas gebraucht wird, eingesetzt.

Stadtarchivar
Dr. Schurig (mitte) brachte historische Fotos gerne mit.
Dann wurde das im Gaskessel gespeicherte Erdgas in das Aalener
Gasniederdrucknetz mit 22 mbar eingespeist. Dadurch bewegte sich die Scheibe
nach unten. In Zeiten, in denen weniger Gas verbraucht wird, füllte sich der
Gasspeicher und das einströmende Gas drückte die Scheibe nach oben. Damit
wurde der Netzdruck auch in Spitzenzeiten stabil gehalten. Im Zuge des
kontinuierlichen Ausbaus des Erdgasnetzes der Stadtwerke wurde diese
Funktion der Netzstabilisierung überflü-ssig.

Stadtwerkechef
Cord Müller und Aalens Pressesprecherin Singer.
Die Stadtwerke Aalen betreiben neben dem ausrangierten Gaskessel noch
weitere Speicheranlagen - die umgebauten Flüssiggastanks im Gaswerk und den
unterirdischen Erdgashochdruckspeicher in Aalen-Waiblingen. Diese Anlagen
dienen jedoch nicht der Netzdruckstabilisierung, sondern werden von den
Stadtwerken zur Optimierung des Gasbezugs, dem so genannten Peak Shaving,
eingesetzt.

Beispiel:Hier
sieht man daß sich der Rost nach außen gefressen hat
Wie erfolgt der Abriss?
Bereits im Juli 2009 wurde der Gaskessel in Zusammenarbeit mit der
DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut der Universität Karlsruhe
außer Betrieb genommen und durch umfangreiche Stickstoffspülungen gasfrei
gemacht. Das genaue Stilllegungsdatum war der 09. Juli 2009. Anfang März
2010 wurde beim Bauordnungsamt der Stadt Aalen das Abrissgesuch eingereicht.
Das Bauordnungsamt erteilte den Stadtwerken die Ge-nehmigung zum Abriss
am 27. Mai 2010.

Beginnen werden die Demontagearbeiten am 7. Juli 2010 mit dem Herstellen der
Fundamente für zwei Turmdrehkräne sowie mit dem Ausräumen des Lagerraumes
unter dem Gaskessel. Anschließend finden umfangreiche Reinigungsarbeiten am
Gaskessel statt. Im laufe der Jahre haben sich durch das Abdichtöl
Ölschlämme auf dem Behälterboden gebildet, welche abgetragen und entsorgt
werden müssen: Die Behälterinnenwand wird mechanisch und mit
Wasser-hochdruck vom anhaftenden Öl gereinigt. Anschließend beginnt die
eigentliche Demontage des Gaskessels. Der Behälter wird von oben nach unten
sektionsweise abgetragen.

Alte Bauten
und der Gasturm: Bild das es so nicht mehr geben wird
Mit der so genannten Plasma - Schneidetechnik wird Tafel für Tafel
abgetrennt und mit dem Kran nach unten befördert. Der Stahl wird
anschließend recycelt und teilweise das Öl in der Raffinerie wieder
aufbereitet. Die Dauer des Abrisses wird rund 8 Wochen betragen.

Das waren noch Zeiten als alte
Backstein-Bauten als modern galten.
Technische Daten zum Gaskessel:
Baujahr: 1954, Höhe: 54 Met-er, Fassungsvermögen:
15.000 Kubikmeter Erdgas. Uwe Förstner,
Stadtwerke Aalen GmbH |