In Neujahrsnacht in der Stadtkirche Aalen Bilanz gezogen:
"Nicht nur Silvester auch Austri-
tte müssen Christen wachrütteln"

Ein Jahresrückblick der mit Gesang eingeleitet wurde: Im
Mittelpunkt stand ie Gewissheit "nichts soll Dich ängsten..."

 
Von Aalens Stadtpfarrer Bernhard Richter für AIZ-Leser und andere

Aalen. Die Austritte aus der evangelischen Kirche bereiten unserem beliebten Stadtpfarrer Bernhard Richter ernst Sorgen und deshalb kam es wie es kommen musste am Altjahresabend in der Stadtkirche Aalen, als der beliebte evangelische Stadtpfarrer und Kreisrat (SPD) Bernhard Richter seinen Jahresrückblick allen bekannt gab - auch den AIZ-Lesern, die nicht dabei sein konnten. Wir sehen die Situation der Evangelischen Gemeinde genau so wie Bernhard Richter und uns hat sein Jahresrückblick ebenso beeindruckt aber auch Sorgen gemacht und deshalb für alle die nicht dabei waren den Jahresrückblick ungekürzt (dazwischen die Lieder aus dem Gesangsbuch) mit Genehmigung für AIZ-Leser und alle die och Mitglieder werden wollen ungekürzt abgedruckt:

"Die neue Bibel": Stadtpfarrer Richter in der Sakristei der Aalener Stadtkirche in Nähe von Martin Luther. AIZ-Fotos: Dieter Geissbauer
2018 ein Jahr geht zu Ende. Und wir blicken zurück auf alles, was sich in diesem Jahr so ereignet hat, und da ist die Welt im Großen- und unsere Welt im Kleinen., unsere eigenen Sorgen, Probleme, die uns auch am Silvesterabend nicht loslassen und die wir wohl auch ins neue Jahr mitnehmen werden.

Stadtpfarrer Richter zog Jahresbilanz in der Aalener Stadtkirche.     
"Ob sie Trump, Erdogan oder Putin heißen:
Der  Machthunger der Großen" ist allmächtig

Die Welt im Großen, auch die macht uns Sorgen. Große Machth-aber zündeln und bringen de Weltfrieden in Gefahr. Ob sie Trump, Erdogan oder Putin heißen, man weiß nie, was sie aus Machttrieb und Geltungssucht wieder für eine Idee in die Welt setzen und damit auch den Weltfrieden in Gefahr bringen. Dazu terroristische Anschläge, die die Welt immer wieder in Atem halten und einen auch persönlich ängstigen. Oder auch Brexit in Großbritannien und Gelbwesten in Frankreich, im eigenen Land Chemnitz und Köthen, manchmal wird’s einem angst und bange. Trotzdem wollen wir nicht nur ängstlich und verzagt ins neue Jahr gehen sondern in aller Unsicherheit und Unwägbarkeit einstimmen in den Ruf: nichts soll dich ängsten (EG 574)

Sogar die Tochter des Kirchenmusikdirektors mit Dekan Drescher (rechts) und Stadtpfarrer Richter (links) als die "christliche Einheit". 
Wir blicken an diesem Abend aber auch zurück auf das Leben in unserer Kirchengemeinde. Viele kleine und große Ereignisse haben stattgefunden. Im Mittelpunkt sicher die Feierlichkeiten zur Einweih-ung unseres neuen Gemeindehauses am 16. September, das geschäftige Treiben auf der Baustelle in den Monaten davor, aber auch die kleinen und großen Startschwierigkeiten, die bis zum heutigen Tag einen reibungslosen Betrieb drüben erschweren. Aber insgesamt können wir sehr, sehr dankbar sein, für dieses schöne Haus, das uns viele Möglichkeiten bietet und das Gemeindeleben in großer Breite möglich macht. Gleichzeitig haben wir auch zwei Kirchen geschlossen. Das tat und tut weh, die Markuskirche am 17. Juni und die Martinskirche am 30.6., auch in der Triumphstadt in der Westpreußenstr. haben wir die Arbeit eingestellt. Das waren schmerzhafte Prozesse, die nicht abgeschlossen sind, und die uns auch ins neue Jahr begleiten.

Konfirmation letztes Jahr in Stadtkirche: Über 40 Bibeln als Kreuz.  
"Zur Aufgabe machen" das neue Gemeinde-
haus in Friedhofstr. als "Ort der Begegnung"

Und wir müssen uns alle zur Aufgabe machen, das neue Haus in der Friedhofstraße zu einem Ort der Begegnung zu machen, das uns allen gehört und allen offen steht und in dem auch die Hüttfelder und die Grauleshöfler und alle ihre Heimat finden. Bei der Fusion von vier Seniornekreisen in einen ist es ja schon gelungen. Und bei der Kinderkirche ebenso. Und ein neues Gottesdienstformat hat im neuen Haus auch schon Fahrt aufgenommen.

Sogar 280 Aalener Tamilen im christlichen Leben der Kirche inte-griert. Rechts: Schuldirektor Mutu und links Stadtpfarrer B. Richter  
Wir haben im zu Ende gegangenen Jahr auch eine neue Geschäftsordnung auf den Weg gebracht. Dabei haben wir auch das alte Parochialsystem aufgelöst und haben jetzt keine selbständigen Parochien mehr, nur noch Pfarrbezirke in einer Kirchengemeinde. Dann haben wir unsere Krankenhauspfarrerin Ursula Schütz in den Ruhestand verabschiedet und die Stele bereits im November wiederbesetzen können. Pfarrer Jan Langfeldt ist jetzt der neue Krankenhauspfarrer. Daneben aber möchte ich nicht verschweigen, wie sehr wir dankbar sein können, dass sehr viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an ganz vielen Stellen haupt- neben und ehren-amtlich ihren Dienst tun. Da braucht einem auch für die Zukunft der Kirche nicht bange sein und wir können getrost einstimmen in den Ruf: nicht soll dich ängsten (EG 574().

Wandern mot Stadtpfarrer Richter auf das Denkmal das "Aalbäumle"
44 Kinder getauft, 40 konfirmiert, sieben
Paare getraut u. 101 (115) Mitglieder beerdigt
Zum Jahresrückblick gehören natürlich in unseren Gemeinden immer auch die Zahlen der Statistik: Es wurden in Aalen im Jahre 2018 44 Kinder getauft (Vorjahr 52) 46 (49) Jugendliche konfirmiert 7 (10)) Paare getraut und 101 (115) Gemeindeglieder beerdigt. Und-jetzt kommt die Zahl vor der ich mich am meisten fürchte- wir haben in diese Jahr 68 Austritte aus der Evang. Kirche zu verzeichnen, 15 mehr als vergangenes Jahr. Dagegen stehen nur 3 Eintritte, 9 im vergangenen Jahr.

In Aalen gehört in Stadtkirche an Weihnachten die "Jugend"...        
Jetzt bin ich ganz gewiss kein Pessimist aber ich kann 1+1 zusam-men zählen, und wenn ich Beerdigungen und Austritte zusammen zähle 169 und Taufen und Eintritte 47 dann fehlen uns in der Differenz 122 (letztes Jahr 107) Gemeindeglieder. Ich mag gar nicht daran denken, was das in zehn und zwanzig Jahren bedeuten könnte, wenn in jedem Jahr die Differenz um 15 steigt, und wir dann 130 und 150 und noch mehr Gemeindeglieder im Jahr verlieren. Ich weiß, so kann man nicht rechnen. Aber ich denke,: Nicht nur die Silvesterkracher, auch die Austrittszahlen müssen uns Chris-ten am Altjahresabend wachrütteln. Und wir werden uns auch im neuen Jahr noch anstrengen müssen, dass wir eine einladende Kirche bleiben, dass es gelingt, den Menschen deutlich zu machen, dass das Evangelium, die frohe Botschaft von Jesus Christus, und alles, was mit Gott, Glaube und Kirche zusammenhängt, auch ih-nen gilt, auch für sie wichtig sein könnte und ihrem Leben einen Si-nn und Halt gibt. Ich möchte daher Gegenwart und Zukunft von Gemeinde und Kirche in Gottes Hand legen und darauf vertrauen, dass auch im neuen Jahr gilt: nicht soll dich ängsten. (EG 574)

Dank gilt allen am Jahresende die
"Kirche die Treue gehalten haben"

Am Schluss dieses kurzen Rückblickes möchte ich nicht vers-äumen, allen zu danken, die uns, unsere Anliegen und die Kirchengemeinde unterstützen, durch ihre Mitarbeit, aber auch durch ihre Mitgliedschaft. Ich möchte nicht nur von Astritten reden, sondern auch denen danken, die der Kirche die Treue gehalten haben, durch Kirchensteuer, durch Opfer und Spenden und auch durch ihr Gebet die Arbeit mit tragen. Wir werden auch im neuen Jahr verantwortungsvoll mit dem Geld unserer Gemeindeglieder umgehen und neben eigenen Aufgaben auch die Not und Armut von Menschen vor Ort und in der Welt unterstützen. Gott segne Geber und Gaben! Und so möchte ich insgesamt den Rückblick in ein altes und den Ausblick in ein neues Jahr mit großer Gelassenheit und uneingeschränkter Zuversicht begehen und hoffnungsvoll einstimmen in den Ruf: "nichts soll dich ängsten". (EG 574)
Mehr: http://www.aaleninfo.de/button/richter.htm

Über 250 Jahre Stadtkirchen-Turm: Richter unterzeichnete Urkunde.

Ehepaar Richter: Frau Richter stieg sogar zu Gmünder Dekanin auf.

Wenn Wiesengrund-Senioren/innen nicht mehr in die Stadtkirche kommen dann kommt der Hausgeistliche Richter als Büttenredner.