Moderne
Archäologische Denkmalpflege nur im Ostalbkreis:
Grabungs-Kampagne auf
dem Ro-
senstein bei Heubach begonnen
Digitales Geländemodell der
Rosenstein-Region hilftnun den
Experten bei Erforschung "vorgeschichtlicher Befestigungen"
Digitales
Geländemodell des Rosenstein-Plateaus. Knapp unt-erhalb der Mitte des
südwestlichen Bildquadranten ist „Wall C“ erkennbar, der den westlichen
Teil der Hochfläche nach Osten deckt. © LAD, ArcTron Airborne Sensing GmbH
Heubach. Seit
Donnerstag 16 Uhr erregt die neue Archäologische Denkmalpflege
sensationelle Aufmerksamkeit: Ein neues digitales Geländemodell der
Rosenstein-Region hilft den Experten des Landesamtes für Denkmalpflege bei
der Erforschung vorgeschichtlicher Befestigungen. Sowohl der markante
Rosenstein bei Heubach im Ostalbkreis als auch seine Nachbarhöhen Hochberg
und Mittelberg tragen die mächtigen Ruinen vorgeschichtlicher
Abschnittsbefestigungen und Ringwälle. Es scheint sich um Elemente eines
vielgliedrigen Verteidigungssystems zu handeln, das die
Rosenstein-Randhöhen der Alb einst gegen die südlich gelegene Hochfläche
des Albuchs deckte. Als in den Felsgrund gehauene Gräben und hoch
aufragende Steinwälle sind sie im Gelände bis heute erhalten. Über ihre
Zeitstellung und Funktion ist noch wenig bekannt.
Keltische
Eisenfunde vom „Mittelberg“, ca. 400 v. Chr.; © LAD, Yvonne Mühleis.
AIZ-Fotos: Landesamt für Denkmalpflege
Das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart (LAD) hat
es sich im Rahmen eines seit 2016 laufenden Forschungsprojektes zur
Aufgabe gemacht, das Rätsel um die Rosenstein-Befestigungen zu lösen. Das
Projekt findet großzügige Unterstützung von der Förderstiftung Archäologie
in Baden-Württemberg, der Sparkassenstiftung Ostalb sowie zahlreichen
Spendern aus dem Kreis regionaler Unternehmen und Privatpersonen. Nach
zwei sommerlichen Grabungskampagnen an der sog. „Teufelsmauer“ auf dem
Mittelberg bei Heubach-Lautern sind erste Erfolge zu verbuchen: Die 400
Meter lange, schnurgerade geführte Befestigung, deren Alter bisher völlig
ungeklärt war, stellte sich als eine ursprünglich vier Meter breite,
holzverkleidete Mauer heraus, die von keltischen Siedlern um 400 v. Chr.
errichtet worden war. Sie galt dem Schutz einer Siedlung, die über einige
Jahrzehnte hinweg auf dem Berg bestand. Zahlreiche Funde geben Einblick
ins Alltagsleben der Siedler: Koch- und Speisegeschirr, Spinnwirtel für
die Textilherstellung, aber auch Schmelztiegel und Schmiedesch-lacken, die
auf Buntmetall- und Eisenverarbeitung hinweisen. Zahlreiche Bruchstücke
von Salzsiedegefäßen, sog. Briquetagen (eine grobe Einweg-Keramik, in der
Salz gesotten und verhandelt wurde), zeigen die Teilhabe der
Mittelberg-Siedlung am regionalen Salzhandel an, dessen Quellen in den
frühkeltischen Salinen des Heilbronner Raumes lagen. Erstmals fällt somit
Licht ins völlige Dunkel, das den Mittelberg bisher umgab.
Seit Mitte Juni 2018 finden neuerliche Grabungen statt, diesmal auf dem
Rosenstein am sog. „Wall C“, einer mächtigen Befestigungslinie, die den
Westteil des Hochplateaus gegen Osten deckt. Ziel der Grabung ist es,
Entwicklungsgeschichte und Architektur des Bauwerks zu klären: Handelt es
sich auch hier um eine keltische Anlage? Bestand sie eventuell sogar
gleichzeitig mit der Mittelberg-Siedlung? Wurde die Befestigung im
Mittelalter neuerlich ausgebaut?
Airborne-Laserscanning:Hochauflösendes di-
gitales Geländemodell Rosenstein-Region
Seit einigen Wochen liegt dem
LAD außerdem ein hochauflösendes digitales Geländemodell vor, das etwa 35
km² der Rosenstein-Region umfasst und von der Fa. ArcTron Airborne Sensing
GmbH mit der Airborne-Laserscanning-Methode erstellt wurde. Ermöglicht
wurde diese aufwändige Messung durch die großzügige Förderung und
Unterstützung, die das Rosenstein-Projekt des LAD durch die
Förd-erstiftung Archäologie in Baden-Württemberg, die Sparkassen-stiftung
Ostalb sowie zahlreiche Spender aus dem Kreis lokaler und regionaler
Unternehmen und Privatpersonen erfahren hat. Allen sei dafür herzlich
gedankt!
Beim Airborne-Laserscanning wird das Gelände mit einem
Ultralei-chtflugzeug in einer systematischen Zeilen-Bewegung abgeflogen,
während von einem an Bord befindlichen Laserdistanzmesser stetig
Lichtimpulse zum Boden entsandt werden. Aus den Reflexionen dieser
Lichtimpulse und den permanent aktualisierten Ortungsdaten des Flugzeugs
wird ein 3D-Datensatz von hoher Präzision errechnet, mit dessen Hilfe sich
die Geländeoberfläche ungeachtet der darauf vorhandenen Vegetation exakt
und detailreich visualisieren lässt. Solche Geländemodelle sind – vor
allem in bewaldetem Gebiet – für Archäologen ein hervorragendes
Hilfsmittel, um hochkomplexe Strukturen wie die Rosenstein-Befestigungen
besser zu verstehen. Sie erlauben zudem die Formulierung gezielter
Fragestellungen für zukünftige Feldforschungen. |