DUH-Bundesvorsitzender
Resch fordert Handeln der Kanzlerin
"Dieselagate u. 10
Jahre Abgasbetrug" heute
auf der IAA am Haupt-Eingang angeprangert
Heute platzen die Bomben auch zugunsten
Ostalb-Autofahrer
bei IAA-Eröffnung zum "Abgasbetrug" und der "sauberen Luft"
Die DUH-Bilder entstanden bei
der DUH-Demo in Stuttgart 2017
Aalen/Frankfurt.
Auf der IAA (Internationalen
Automobil-Ausstell-ung) platzten am heutigen Donnerstag, 14.9.2017 um 00:01 Uhr
(Sperrfrist") in Frankfurt die Bomben des DUH-Bundesgeschäfts-führers Resch mit folgendem
Pranger: Bilanz nach zwei Jahren Dies-elgate und zehn Jahren Abgasbetrug:
Autokonzerne präsentieren vor allem schmutzige Diesel-SUVs und verweigern
Elektro-Pkws. Deutsche Umwelthilfe
demonstriert mit einem 15 Meter langen Diesel-Pkw Modell und dem Slogan
„Diesel-Abgase töten“ am Haupteingang der IAA für „Saubere Luft in unseren
Städten“ und ehrliche Spritverbrauchsangaben .
Bundeskanzlerin Angela Merkel soll Dieselvorstände
auffordern, bereits ab 2018 nur noch Diesel-Pkw zu verkaufen, die auf der
Straße genauso sauber sind wie im Prüflabor – Mit ‚Umweltprämie‘ beworbene
Diesel-Pkw überschreiten den Stickoxid-Grenzwert auf der Straße um das mehr
als Zehnfache – DUH präsentiert eine Zehnjahresbilanz des behördlichen
Wegsehens beim Abgasbetrug – „Wer regiert Deutschland?“ Während Herstellern
nach den USA nun auch in Frankreich Milliardenstrafen drohen, verweigern
deutsche Behörden rechtlich zwingende Geldstrafen und bitten nur um
freiwillige Beiträge in symbolischer Höhe.
Wie bereits im Herbst 2015 demonstriert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) auch
heute parallel zur offiziellen Eröffnung und Rede von Bundeskanzlerin Angela
Merkel auf der Frankfurter Internationalen Automobilausstellung (IAA) gegen
gesundheitsschädliche Dieselabgase und für „Saubere Luft in unseren Städten“
sowie ehrliche Spritverbrauchsangaben. Die diesjährige IAA steht sogar noch
mehr im Diesel-Abgas als vor zwei Jahren: Als hätte es Dieselgate nicht
gegeben präsentierten die Autokonzerne in diesem Jahr so viele Diesel-SUVs
wie nie zuvor.
DUH-Karikatur
Resch treibt Bundeskanzlerin Merkel vor sich her.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH kritisiert, dass
Neuvorstellungen bestellbarer Serien-Elektro-Modelle ebenso fehlen wie die
seit 20 Jahren angekündigten Serien-Pkw mit Brennstoffzellen. „Wo sind
die vielen Milliarden Steuermittel der letzten Jahre für die Förderung
emissionsarmer PKW mit Brennstoffzellen und Elektro-Antrieb versickert? Die
Zahl deutscher Elektromodelle ist 2017 sogar geschrumpft, bei SUVs hat sie
sich verdoppelt. Wer erinnert sich noch an das Ziel von einer Million
Elektrofahrzeuge in Deutschland bis 2020 als Gegenleistung für die
Fördermilliarden und frühere Zusagen der Autokonzerne, viele neue
Elektromodelle ab 2016/2017 anzubieten? Wie lange lassen sich die
Autoparteien CDU/CSU/SPD im Deutschen Bundestag noch mit unverbindlichen,
blumigen Versprechen für ‚viele neue Elektrofahrzeuge‘ ab 2020 bis 2025
abspeisen? Während sich auf der IAA die Elektromobilität weitgehend auf
Konzeptstudien mit und ohne Lenkrad beschränkt, erleben wir eine
beispiellose Offensive bestellbarer schmutziger Diesel-SUVs. Wir haben bei
aktuell mit der „Umweltprämie“ beworbenen Diesel-Pkw Überschreitungen der
Stickoxid-Laborgrenzwerte auf der Straße um das mehr als zehnfache gemessen.
Das ist ein Generalangriff auf die Luftqualität in unseren Städten“, so
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Die DUH hat Bundeskanzlerin Merkel aufgefordert, sich nicht nur in
politischen Gesprächen „stocksauer“ über das Verhalten der Autovorstände
Zetsche, Krüger und Müller zu zeigen, sondern zu beweisen, dass sie und
nicht die Autokonzerne dieses Land regiert. „Die Bundeskanzlerin muss
ihren Fehler aus 2015 korrigieren und die Autobauer ultimativ auffordern, ab
dem 1.1.2018 nur
noch ‚saubere‘ Diesel-Pkw zu verkaufen, die auch auf der Straße und nicht
nur im Labor die Abgasgrenzwerte einhalten. Außerdem muss sie den knapp neun
Millionen betrogenen Käufern von Euro 5+6 Diesel-Pkw helfen, den aktuell
eingetretenen Wertverlust für ihre Fahrzeuge ohne funktionierende
Abgasreinigung und die deshalb drohenden Fahrverbote ab 2018 aufzuhalten.
Dies geht nur, wenn die Autobauer durch einen von der Bundesregierung
verfügten Rückruf dazu verpflichtet werden, diese Betrugs-Diesel technisch
so nachzurüsten, dass sie die Euro 6 Abgasgrenzwerte auf der Straße unter
allen Fahrbedingungen einhalten. Nur so kann die „Saubere Luft in unseren
Städten“ erreicht werden, ohne die von den Autokonzernen im In- und Ausland
betrogenen Diesel-Käufer ein zweites Mal zu schädigen“, so Resch.
Merkel persönlich hatte im Herbst 2015 auf Anweisung der Autobo-sse in
Brüssel gegen den Widerstand der EU-Kommission und des Umweltausschusses des
Europäischen Parlaments durchgesetzt, dass Diesel-Pkw noch bis 2023 auf der
Straße schmutziger sein dürfen als im Labor. Die Folgen dieser
Klientelpolitik für die innerstädtische Luftqualität erleben wir heute:
Erste Messungen der DUH durch ihr Emissions-Kontroll-Institut (EKI) an
Diesel-Pkw, die derzeit mit amtlichem Segen mittels „Umweltprämien“ beworben
werden, belegen Überschreitungen der Stickoxid-Grenzwerte auf der Straße um
mehr als das Zehnfache. Die DUH wird die alar-mierenden Abgasmessungen von
aktuell mit „Umweltprämien“ bew-orbenen Diesel-Euro-6-Pkw in der kommenden
Woche vorstellen.
Seit über zehn Jahren weist die DUH nunmehr darauf hin, dass die
Automobilkonzerne mit illegalen Praktiken falsche Spritverbrauchs- und
Emissionswerte herbeizaubern. Doch trotz der damit verbundenen Mehrbelastung
der Fahrzeughalter und der mit erhöhten Emissionen verbundenen Belastung von
Klima und Luftqualität, ergreift die Bundesregierung nach wie vor keine
wirksamen Maßnahmen.
Die DUH hat dokumentiert, was aus den vollmundigen Ankündi-gungen deutscher
Politiker zu ‚Änderungen im System der Zul-assung und Kontrolle‘ umgesetzt
wurde: Nämlich praktisch nichts (http://l.duh.de/p170914a).
Weder sind unabhängige Kontrollen des Emissionsverhaltens von neuen Pkw auf
den Weg gebracht, noch eine wirkungsvolle Abgasprüfung für die
Bestandsflotte. Ebenfalls Fehlanzeige: Musterfeststellungsklage oder
Verbraucherb-eirat im Kraftfahrt-Bundesamt. Die beiden bislang
veranstalteten Diesel-Gipfel zeigen deutlich, dass die Industrie die Politik
weiter vor sich hertreibt.
„Die beiden bisherigen Diesel-Gipfel waren nichts als Ablenk-ungsmanöver vor
der anstehenden Bundestagswahl. Kanzlerin Merkel, ihr Verkehrsminister
Dobrindt sowie die Länderregierungs-chefs drücken sich davor, wirklich
wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die NO2-Belastung in unseren Städten zu
senken. Mit dieser nicht einmal halbherzigen Strategie werden sie weder den
Schutz der Verbraucher vor dem Wertverlust quasi neuer Fahrzeuge noch
Fahrverbote für Dieselfahrzeuge ab dem kommenden Jahr verhindern“, sagt
Dorothee Saar,Bereichsleiterin Verkehr & Luftrein-haltung der DUH.
Neben der Verpflichtung der Automobilhersteller, ab dem 1.
Januar 2018 nur noch saubere Diesel-Pkw zu verkaufen und die
technische Nachrüstung der 8,7 Millionen Bestands-Diesel der Abgasstufen
Euro 5+6, fordert die DUH Regierung und Autokonzerne auch auf, die
tatsächlichen Spritverbrauchs- und damit CO2-Emissions-Daten offenzulegen
und sich für die Zukunft zu verpflichten, wie in den USA ehrliche
Verbrauchsdaten an die Behörden und damit Verbraucher weiterzuleiten.
In den USA kontrolliert die Umweltschutzbehörde EPA Bestands- und
Serienfahrzeuge und verhängt harte Sanktionen bei Nicht-einhaltung der
Werte. Die Verbraucher können sich dort auf die offiziellen
Herstellerangaben verlassen. Nicht so hierzulande: Das verantwortliche
Kraftfahrt-Bundesamt hat in der Vergangenheit die Angaben der Hersteller
ungeprüft übernommen und so den Betrug billigend in Kauf genommen. Falsche
Spritverbrauchs- und CO2-Angaben der Automobilhersteller führen mittlerweile
zu erhöhten Tankkosten von bis zu 7.000 Euro pro Fahrzeug, über eine
angenommene Laufzeit von 200.000 Kilometern. „Was wir endlich brauchen,
sind behördliche Nachmessungen und wirksame Sankti-onen bei dokumentierten
Verstößen. Nur so können die rechtswi-drigen Manipulationen der
Autoindustrie beendet werden,“ sagt Resch. Im Rahmen ihrer
GetReal-Kampagne fordert die DUH ein Ende der Verbrauchertäuschung. Ziel
ist, sich gegen die irreführenden Praktiken der Autoindustrie im Rahmen der
Typzulassung einzusetzen und die Marktüberwachung zu verbessern.
Die Kampagne „Get Real – Für ehrliche Spritangaben!“ wird im Rahmen des
LIFE-Programms der EU-Kommission gefördert und läuft bis Anfang 2020.
Links:
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