Pfarrer Richter
erinnerte dass seit 60 Jahren gekämpft wird:
Frieden: Vergessen bedeutet Verdrängen u. Vergessen bedeutet nicht wahrhaben
wollen
Neues vom "Antikriegstag in Aalen": 65
Millionen Menschen
befinden sich auf Flucht u. jährlich "35 bewaffnete
Konflikte"
Sauwetter aber eine
Bomben-Kampfstimmung: Pfarrer Richter (links) und Josef Mischko plädierten
für einen Vollzug: "Nie wieder einen Krieg in Deutschland oder
Welt..." AIZ-Fotos: Dieter
Geissbauer
Aalen. Betroffenheit war bei den
über 100 Menschen anlässlich des Antikriegstages 2017 bei der Demo auf dem
Marktplatz am Freitag zu spüren, denn jedem wurde plötzlich klar:
Seit 60 Jahren wird gegen Aufrüstung und Kriege bekämpft und niemand - auch
nicht die Piolitiker - reagieren nicht. Das beste Beispiel die Türkei
Erdogan: Es werden auch von Trum weitere Atomkriege angekündigt und die Welt
scheint sich selbst zugrunde zu richten. Diese Betroffenheit war nicht nur
bei der "Begrüßung" der Demo-Teilnehmer durch Aalens Friedens-Papst
Stadtpfarrer Bernhard Richter zu spüren, sondern auch bei den Demonstanten/innen,
unter ihnen der Ex-Aalener und evangelischer Stadtpfarrer Schmid, der
überdimensional "Schwerter zu Pflugscharen" mahnte. Aber auch Teilnehmer der
Demo warben für "eine Friedensregion Ostalb". Sie dokumentierten dass die
Rüstungsfirmen auf der Ostalb Kriege anheizen und die Rüstungsformen auf
der Ostalb sich bisher durchsetzen konnte (siehe unten), es auf der Ostalb
militärische Einrichtungen gibt aber trotz allem "die Friedensbewegung
Ostalb lebt"!
Aber auch die Linken (leider war Roland Hamm das erste Mal nicht persönlich
anwesend) aber seine Mitstreiten für den Frieden beklatschten ihre eigene
Forderung mit der Aufrüstung endlich aufzuhören. Da die rhetorisch in
inhaltlich betroffene Rede als "Begrüßung" leider nur knapp über 100
Demonstanten/innen bei Regen hören konnten, veröffentlichen wir nach der
Rede von Josef Mischko vom veranstaltenden DGB Ostalb nun die hoch beachtete
Begrüßungs-Rede (sogar die Brüder Mäule aus Gmünd und Hofen waren anwesend)
ungekürzt wegen ihres hochbrisanten Inhaltes und weil Richter allen - auch
mir - "aus dem Herzen gesprochen hat:
meisterliche Nahaufnahme des
Spitzen-Schwäpo-Fotografen.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, es ist heute Freitag, der 1. September
kurz nach fünf, ein total nasser und verregneter Spätnachmittag,
meteorologisch beginnt heute der Herbst, tatsäch-lich fröstelt es einen,
aber nicht nur wegen der klimatischen Wett-erlage, sondern auch im Blick auf
die politische Großwetterlage. Was man so liest und hört und sieht aus
Nordkorea, aus Washington, oder aus Ankara, das dient nicht gerade dem
Wunsch nach einer friedlichen Welt und lässt einen nicht gerade
hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Und deshalb ist es gut, dass es den
heutigen Tag gib, diesen 1. September, der nicht nur den Beginn eines neuen
Monates und eines neuen Ausbildungsjahres, sondern immer auch der
Antikriegstag, und das schon seit 60 Jahren.
Es war der Deutsche Gewerkschaftsbund, der 1957 die Initiative ergriff, dass
dieses rabenschwarze Datum in der deutschen Geschichte wach gehalten und
nicht vergessen wird. An jenem 1. September im Jahre 1939 begann der zweite
Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen, und das war
der Anfang eines schrecklichen Krieges, der die Welt über Jahre in Atem
hielt, und der unzähliges Leid und Millionen Tote zur Folge hatte.
Auch 78 Jahre danach ist es wichtig, diesen 1. September als Antikriegstag
zu begehen, was die beiden Weltkriege im vergangenen Jahrhundert angerichtet
haben, uns daran zu erinnern, zu was ein Regime der Nationalsozialisten
fähig war, Wir sind zwar heute mitten in dieser Stadt nicht besonders viel,
aber wir sind ein bunt gemischter Haufen aus Gewerkschaften, Parteien,
Kirchen, Friedensgruppen und anderen, fest entschlossen, ein Zeichen gegen
das Vergessen zu setzten, denn Vergessen bedeutet Verdrängen,
Vergessen bedeutet nicht wahrhaben wollen, Vergessen bedeutet
Gleichgültigkeit. Und trotzdem: trotz aller Erinnerung, trotz aller Mahnung,
trotz aller Zeichen gegen das Vergessen ist unsere Welt nicht friedlicher
geworden, die Menschheit nicht klüger, und Macht-haber nicht vernünftiger.
IS-Terror, gewaltige
politische Eruptionen im
Nahen Osten und Herrscher Putin u. Erdogan
Jedes Jahr werden ungefähr 35 bewaffnetet Konflikte gezählt, Mehr als 65
Millionen Menschen befinden sich weltweit auf der Flucht, Im Mittelmeerraum,
im Nahen Osten und in Teilen Afrikas erleben wir die gewaltsamen Eruptionen
politischer Spannungen, das Versagen staatlicher Strukturen und die
Ausbreitung islamistischen Terrors. In Europa festigen Autokraten wie Putin
und Erdogan ihren Herrsch-aftsanspruch, indem sie das demokratische System
untergraben, bewaffnete Konflikte schüren und die Konfrontation mit er EU
suchen.
Blicken wir in die USA, müssen wir feststellen, dass die Bez-iehungen durch
die Präsidentschaft Trump einen Tiefpunkt erreicht haben. Sein Kurs der
wirtschaftlichen Abschottung und seine unberechenbare Eskalationspolitik im
asiatischen Raum sind nur zwei Beispiele dafür, wie er die internationale
Nachkriegsordnung destabilisiert. Auch in Europa bröckelt die
Wertegemeinschaft. Das sehen wir in Polen und Ungarn, aber auch in vielen
anderen EU-Ländern betreiben Rechtspopulisten erfolgreich Stimmenfang.
Aus der ‚Werteordnung ist eine Weltunordnung geworden. Und deshalb bin ich
der festen Überzeugung, dass Europa und Deutsch-land in dieser so unruhigen
und aufgewühlten Zeit friedenspolitisch Verantwortung übernehmen müssen. Und
das heißt nicht Ver-doppelung des Verteidigungshaushaltes, auch nicht die
massive Aufstockung der Militärausgaben, sondern was wir brauchen, ist wir
brauchen ist vielmehr eine gemeinsame Strategie der friedens-sichernden
Konfliktprävention. Ziel muss es sein, soziale Spannu-ngen und
Ungleichgewichte abzubauen und mit friedlichen Migteln dafür zu sorgen, dass
politische, wirtschaftliche und ökologische Krisen frühzeitig erkannt und
abgebaut werden.
Liebe Mitbürgerinnen und
Mitbürger, wir klei-
nen Leute können die Welt nicht verändern
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wir kleinen Leute können die Welt
nicht verändern, aber an so einem Tag wie heute darf man doch auch ein paar
politische Forderungen und friedenspolitische Visionen formulieren. Und auch
gerade vor Ort und in dieser Stadt allen populistischen und rassistischen
Bewegungen die Grenzen aufzeigen. Zu einer Friedensvision vor Ort gehört
auch auch ein gutes, ein friedliches Miteinander mit den Menschen anderer
Rasse, anderer Hautfarbe, anderer Kultur, anderer Nation und anderer
Religion. Die zu leben und dies zu praktizieren, bleibt hier vor Ort eine
wichtige friedenspolitische Aufgabe. Und Bewegungen wie Pegida, AFD, NPD und
anderen menschenverachtenden Ideologie die rote Karte zu zeigen, das gehört
auch zu einem Tag wie diesem dazu, sonst haben wir aus der Nazi-Zeit nichts
gelernt.
Ich bin so dankbar, dass wir Josef Mischko heute unter uns haben, in vielen
Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ein Vordenker, Ich freue mich mit
Ihnen auf seine Rede, und lade jetzt schon ein, danach in der Stadtkirche
ein Friedensgebet gemeinsam abzuhal-ten. Vielen Dank, dass Ihr heute da seid
Setzen wir mit dieser Ma-hnwache, dem anschließenden Friedensgebet und mit
unserem Tun und Handel Alltag eine Zeichen des friedlichen Miteinanders.
Richter bei
seiner vielbeachteten Ansprache am Marktbrunnen (vorn)
Nie wieder Krieg war 1957 beim ersten Antikriegstag das Thema. Nie wieder
Krieg ist heute , am 1. September 2017 genauso wieder das Thema. Sorgen wir
gemeinsam dafür, dass solche Parolen nicht leere Worthülsen werden und auch
nicht zu abgedroschenen Phrasen verkommen, sondern täglich neue mit Fleisch
und Blut, mit Wort und Tat gefüllt worden. Danke!
Beten für den Frieden: Josef Mischko
und Pfarrer Bernhard Richter.
Der Beifall für die markigen Worte und Appelle des evangelischen
Stadtpfarrers wollten nicht enden. Den Aufruf für die uns überge-benen Worte
zur "Friedensregion Ostalb" veröffentlicht leider nur die AIZ ungekürzt für
Interessierte. Dieter Geissbauer
Für eine
Friedensregion Ostalb und wer hier von Kriegen lebt
http://www.aaleninfo.de/sep17/18/friedensregion.jpg
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