Schlußbilanz aus "Schorndorfer Festwochen 2017 (Scho-Wo"):
"In Zukunft den Bürgern unbeschwerte Fest-
tage auf SchoWo (Schorndorf) ermöglichen"
Auch die Polizei hatte einen Streifenwagen-Schaden verbu-
cht - 1.000 Jugendliche und Erwachsene waren nicht beteiligt Von Polizeipräsident Roland
Eisele (Aalen)
Polizeipräsident Roland Eisele: Sogar Streifenwagen wurde bei den
Schorndorfer Wochen beschädigt.
AIZ-Fotos: Dieter Geissbauer
Aalen/Schorndorf.
Wie bereits in der
Pressemitteilung vom 16.07. 2017 berichtet, war es bei dem Schorndorfer
Straßenfest zu sex-uellen Belästigungen von Festbesucherinnen, einer
Widerstan-dshandlung und Flaschenwürfe gegen Polizeibeamte und andere
Festbesucher gekommen. Die erste Pressemeldung der Polizei am Sonntag hat
die bis dahin bekannten Ereignisse summarisch wiedergegeben. Für
Fehlinterpretationen sorgte die Mitteilung, dass sich rund 1000 Jugendliche
und junge Erwachsene "versammelt" hatten. An vielen Stellen wurde der
gesamten Gruppe öffentlich unterstellt, an den dort geschilderten Taten
beteiligt gewesen zu sein. Das entspricht jedoch nicht den Tatsachen.
Beschädigungen
in Schorndorf auch an den Streifenwagen.
In drei Flällen hat sich der
Anfangsverdacht
sexuelle Belästigungen doch nicht bestätigt
Übersicht der Straftaten: Nach derzeitigem Ermittlungsstand wurden während
der SchoWo insgesamt 53 Straftaten zur Anzeige gebracht, wovon sich 28
Delikte in der Nacht von Samstag auf Sonntag ereigneten. Am Freitag wurden
14 Delikte erfasst, die übrigen hatten sich nahezu gleichmäßig auf die
weiteren Tage verteilt. Es wurden insgesamt 9 Sexualdelikte zur Anzeige
gebracht, die von der Kriminalpolizei bearbeitet werden. Nach den
einge-leiteten Ermittlungen bestätigte sich in drei Fällen der Anf-angsverdacht
einer Sexualstraftat nicht. Geprüft wird derzeit noch, ob in diesen Fällen
der Straftatbestand der Nötigung erfüllt ist. Somit ermittelt die
Kriminalpolizei in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Stuttgart
noch in 4 Fällen gegen Unbekannt und in 2 Fällen gegen bekannte
Tatverdächtige wegen sexueller Beläs-tigung. Die Voraussetzungen für einen
Haftbefehl waren in keinem der Fälle gegeben.
Weiter wurden sieben gefährlicher
Körperverletzungen, 10 einfache Körperverletzungen, 10 Sachbeschädigungen, 3
besonders schwere Fälle des Diebstahls und 6 einfache Diebstahlsdelikte
angezeigt. Darüber hinaus wurden 3 Beleidigungen, 1 Widerstand gegen
Poliz-eivollzugsbeamte und 4 Verstöße gegen das Betäubungsmittel-gesetz zur
Anzeige gebracht. Geprüft wird derzeit noch ob bei den Vorfällen im
Schlossgarten der Straftatbestand des Landfriedens-bruchs und der Versuch
einer Gefangenenbefreiung erfüllt waren. 2016 waren 28 Straftaten im
Festzeitraum erfasst worden, so dass es mit 53 Straftaten beinahe zu einer
Verdopplung der Delikte kam.
Statt sexuelle Belästigung gab es eine
ein-
deutige "Ohrfeige" der 33 Jahre alten Frau
Sexuelle Belästigungen: Am Freitagabend wurde
eine 33 Jahre alte Frau aus der Region im Bereich des Marktplatzes um 22:00
Uhr und 23:00 Uhr jeweils von unterschiedlichen unbekannten Tätern sexuell
angegangen. Zunächst hatte sie ein unbekannter Täter am Gesäß berührt.
Später fasste ein anderer unbekannter Täter intensiv an den Intimbereich.
Weiteres konnte die Frau verhindern, indem sie sich losriss und dem Mann
eine Ohrfeige verpasste. Als die Frau die Polizei rufen wollte, wurde sie
vom Täter und dessen Begleiter daran gehindert. Ebenfalls am Freitag wurde
gegen 23:45 Uhr eine 25 Jahre alte Frau aus Ingolstadt im Bereich vom
Marktplatz mehrmals an das Gesäß gefasst. Als Tatverdächtiger konnte ein 20
Jahre alter Flüchtling aus dem Irak mit Wohnsitz in Schorndorf ermittelt
werden. Er war zur Tatzeit leicht alkoholisiert. Nach Rücksprache mit der
Staatsanwaltschaft Stuttgart wurde er nach Abschluss der polizeilichen
Ermittlungen wieder auf freien Fuß entlassen. In der Nacht zum Sonntag wurde
kurz nach Mitternacht eine 17 Jahre alte Österreicherin am Bahnhof an das
Gesäß gefasst. Der Tatverdacht richtet sich gegen einen von drei
afghanischen Flüchtlingen aus Schorndorf im Alter von 17 und zweimal 18
Jahren. Entgegen den ersten Angaben bestätigte sich nicht, dass die junge
Frau von den Tatverdächtigen festgehalten wurde. Weiter kam es durch
unbekannte Täter zu zwei sexuellen Belästigungen, die nachträglich angezeigt
wurden. Am Samstag um 00:30 Uhr wurde eine 42 Jahre alte Frau aus dem Raum
Schorndorf auf dem Weg zum Auto in der Schlichtener Straße von einem
Unbekannten an die Brust gefasst. In der Nacht zum Sonntag wurde um
Mitternacht eine 19 Jahre alte Frau aus dem Raum Schorndorf auf dem Weg vom
Marktplatz zum Schlosspark von hinten intensiv durch einen unbekannten
begr-apscht. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen dauern in allen genannten
Fällen noch an.
Ereignisse Schlossgarten in der Nacht zum Sonntag: Im Bere-ich
Schlosspark mit angrenzendem Spielplatz und dem Parkplatz in der
Friedensstraße hatten sich in der in der Nacht zum Sonntag bis zu circa
1.000 Jugendliche und junge Erwachsene zum Feiern und teilweise sehr
intensiven Alkoholkonsum eingefunden. Diese Örtli-chkeit befindet sich an der
Peripherie des Festgeländes, weshalb die dortigen Ereignisse keine
unmittelbare Auswirkung auf das Fest hatten. Ab 22:00 Uhr kam es zunächst zu
mehreren Flaschenwürfen unter den Feiernden und gegen die Fassade des
Schorndorfer Schlosses. In einem Fall warf ein 16 Jahre alter Deutscher aus
der Menschenmenge eine Flasche und traf den Kopf eines 19 Jahre alten
Syrers, der dadurch leichte Verletzungen erlitt und vom Rettungsdienst
versorgt werden musste. Als daraufhin mehrere Einsatzkräfte der Polizei
eintrafen, mussten diese sich zunächst wieder zurückziehen und
Körperschutzausstattung anziehen, um sich vor Verletzungen durch
Flaschenwürfe zu schützen. Ferner wurden Unterstützungskräfte angefordert
und so die Anzahl der Beamten verdoppelt.
Jugendliche mit Migrationshintergrund
solid-arisch gegen Haft eines "Deutschen" (20)
Kurz nach 01:00 Uhr sollte ein 20
Jahre alter Deutscher nach einer Körperverletzung gegen einen anderen der
Anwesenden im Bereich des Spielplatzes und der Friedensstraße festgenommen
werden. Dieser widersetzte sich massiv seiner Festnahme. Hierbei
solidari-sierte sich eine größere Gruppe von ungefähr 100 Personen,
über-wiegend mit Migrationshintergrund mit dem Festzunehmenden und versuchte
die Einsatzkräfte körperlich anzugehen. Die Beamten mussten den Einsatz von
Pfefferspray und Einsatzstock androhen, um unmittelbar bevorstehende
Angriffe zu verhindern. Im weiteren Verlauf kam es hierbei zu massiven
Flaschenwürfe gegen die Einsatzkräfte, bei denen mehrere Beamte getroffen,
aber Dank der Schutzkleidung nicht verletzt wurden.
Die 100 legten "hohes Gewalt-Potential" an
den Tag und erschwerten den Polizeieinsatz
Die eingesetzten Beamten
berichteten von einem hohen Gewalt-potential dieser etwa 100 Personen
umfassenden Gruppe, während die übrigen Personen im Schlosspark weitgehend
friedlich waren. Erschwert war der Polizeieinsatz dadurch, dass die Täter in
der Anonymität der Masse und in der Dunkelheit leicht untertauchen konnten.
Inwiefern im Schlossgarten bei den Auseinandersetzungen bestimmte
Gruppierungen eine Rolle spielten, kann nach derzeitigem Ermittlungsstand
noch nicht verlässlich bewertet werden. Gemäß mehreren Zeugenaussagen hatte
sich eine zahlenmäßig nicht zu beziffernde Gruppe nach der Beteiligung an
einer Schlägerei im Schlossgarten auf den Weg zum Bahnhof begeben. Einzelne
Personen dieser Gruppe sollen demnach Messer mit sich geführt haben. Hierzu
konnten bis heute keine weiteren Erkenntnisse gewonnen werden.
Zu den
Schüssen, vermutlich aus einer Schreckschusswaffe, die von Zeugen um 01:30
Uhr aus dem Bereich Alter Friedhof gehört wurden, konnten ebenfalls keine
weiteren Erkenntnisse erlangt werden. Wie bereits mitgeteilt, wurden 6
Einsatzfahrzeuge, über-wiegend vom Polizeipräsidium Einsatz aus Göppingen,
durch Schmierereien, Flaschenwürfe und Kratzer beschädigt, sowie Kenn-zeichen
abgerissen und entwendet. Der angerichtete Sachschaden beträgt nach der
derzeitigen Bestandsaufnahme circa 2.400 Euro. Eine Auswahl von Bildern über
die beschädigten Einsatzfahrzeuge ist auf den Seiten des Polizeipräsidiums
Aalen im Internet angefügt. Darüber hinaus kam es zu
überwiegend wechselseitigen Körperver-letzungen zwischen den Festbesuchern im
Bereich Busbahnhof und Schlossgarten, bei denen die Beteiligten leichte
Verletzungen erlitten und teilweise vom Rettungsdienst versorgt werden
mussten.
Zeugenaufruf: Nach wie vor werden Zeugen gebeten, welche die
beschriebenen Vorfälle beobachtet oder Bildmaterial angefertigt haben, sich
zu melden. Hinweise nimmt das Polizeirevier Schorn-dorf, Tel. 07181/204-0
und schorndorf.prev@polizei.bwl.de entgegen.
Fazit: Entgegen
der Darstellung in einigen Medien waren die Ereignisse in Schorndorf nicht
mit ähnlichen Vorkommnissen in der jüngeren Vergangenheit in Deutschland
vergleichbar. Gleichwohl sind der Polizei in diesem Jahr sexuelle
Belästigungen angezeigt worden, was in den vergangenen Jahren in diesem
Zusammenhang nicht der Fall gewesen ist. Die Gewalt gegen die eingesetzten
Polizeibeamten im Schlossgarten hat eine Qualität erreicht, die zu keinem
Zeitpunkt vorhersehbar war und die es noch nie in Schorn-dorf gegeben hatte.
Polizeibeamte wurden dabei glücklicherweise nicht verletzt. Auch die
Sachbeschädigungen an Einsatzfahrzeugen der Polizei hat es in der
Vergangenheit in Schorndorf nicht gegeben.
Straftaten gegen Kollegen:
Werden mit Ent-
schlossenheit gegen die Straftäter vorgehen
Zum Schluss Polizeipräsident
Roland Eisele: "Wir wollen auch in Zukunft Schorndorfer Bürgerinnen und
Bürgern unbeschwerte Fest-tage auf der SchoWo ermöglichen. Hierfür werden wir
die Zusa-mmenarbeit mit den Verantwortlichen der Stadt und des Verans-talters
weiter verbessern. Im Übrigen bin ich nicht bereit gewalttätige Übergriffe
und andere Straftaten gegen meine Kolleginnen und Kolle-ginnen zu tolerieren.
Wir werden mit aller Entschlossenheit gegen solche Straftäter vorgehen." |