Römische Geschichte hautnah erleben bei den Römertagen:
OB Gerlach als lebende Werbefläche für die
Römertage am Samstag mit Großaufgebot

Interview mit Militärhistoriker und Experimentalarchäologe
Marcus Junkelmann: "Hier in Aalen haben Römer trainiert"


Lebende Werbeflächen: Museumsleiter (links) Sauerborn übergab OB Gerlach (rechts) und BM Fehrenbacher als Promis die ersten neuen T-Shirts der Römertage 2012.    AIZ-Fotos: Dieter Geissbauer
Aalen. Der Museumsleiter des Limesmuseums Sauerborn hat im rahmen der Pressekonferenz anläßlich der beginnenden Römer tage 2012 als lebende Werbefläche eingesetzt und ihm das neueste T-Shirt übergeben, das Gerlach während der Römertage tragen will. Denn mit Spannung warten viele Römerfans schon auf die berühmten Aalener Römertage, die am 29. und 30. September dieses Jahres zum 11. Mal im und um das Limesmuseum stattfinden. Mit dabei ist die bekannteste Gladiatorengruppe Europas, die FAMILIA GLADIATORIA PULLI CORNICINIS, die vom besten Kenner der Szene Dr. Marcus Junkelmann geleitet wird. Genauso wie die große Legionärsgruppe MILITES BEDENSES aus Bitburg und die fantastischen Reiter der TIMETROTTERS konnten sie erst vor kurzem in der eindrucksvollen ARD Samstagabendshow „Brot und Spiele – Das große Geschichtsspektakel" auf TV ausführlich bewundert werden.

Die Römer sind auch präsent im weltberühmten Limesmuseum..     
Das umfangreiche Programm der Römertage bietet dazu wieder eine Fülle von Aktionen aus dem römischen Leben: Marschlager werden aufgebaut, Handwerker und Händler arbeiten in authentisch gestalteten Ständen und Tänzerinnen bewegen sich zur Musik der römischen Wasserorgel Hydraulis. Wie immer bei den Aalener Römertagen wird dazu ein umfangreiches Mitmachangebot sowohl für Kinder als auch für Erwachsene auf dem gesamten Festgelände organisiert. Auch die kulinarische Seite kommt nicht zu kurz, denn so viele Tavernen und kleine Imbissstuben wie noch nie verlocken, die unbekannten Köstlichkeiten der römischen Küche zu probieren.

Der Militärhistoriker und Experimentalarchäologe Dr. Marcus Junkelmann kommt seit Jahren zu den Römertagen nach Aalen und ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten in der inzwischen stark gewachsenen Reenactor-Szene. Als Reenactor bezeichnet man die Darsteller historischer Szenerien, wobei sehr viel Wert auf größtmögliche Authentizität gelegt wird. Ein römischer Legionär in Sandalen mit Gummisohlen – unvorstellbar!

"Museumspädagogik" gibt es nur im Limesmuseum auch für Kinder.
Berühmt wurden Junkelmann und seine Truppe bereits 1985, als sie anlässlich der 2000 Jahr Feier der Stadt Augsburg in originaler Ausrüstung eines römischen Legionärs die Alpen überquerten.

Nur im Limesmuseum zu sehen: Haftbefehle und Urteile der Römer.
Karin Haisch, vom Kulturamt der Stadt Aalen konnte mit dem vielbeschäftigten Historiker reden:

Von Grenzmauern-Reste umgeben: Das Limes-Museum in Aalen.   
Dr. Junkelmann, Sie sind schon seit Beginn bei den Römertagen in Aalen dabei. Sie und Ihre Mannschaft haben eine besondere Verbindung zu Aalen und dem Limesmuseum. Wie kam es, dass Sie für das Aalener Limesmuseum „entdeckt" wurden?

Pioniere der Römertage: Professor Blank und BM Fehrenbacher.     
Wir waren schon vor den ersten Römertagen in Aalen, die vor 22 Jahren zum ersten Mal durchgeführt wurden. 1985 habe ich anlässlich eines Vortrages über meine Alpenüberquerung Professor Filtzinger, den damaligen Leiter des Limesmuseums, kennen gelernt. Er hatte die Idee, ein Projekt

Wer zu Römertagen kommt wird auch visuell im Museum informiert.
ähnlicher Art wie die Alpenüberquerung, allerdings mit Pferden, durchzuführen. Pferde mussten sein, denn das Aalener Kastell war Garnison der Ala II Flavia, einer 1000 Mann starken Reitertruppe. Er besorgte uns Sponsorengelder für mehrere Pferde und Teile der Ausrüstung und so kam es, dass wir 1986 mit zwei Pferden zum ersten Mal nach Aalen kamen. Daraus ergab sich dann 1990 mein Ritt als römischer Kavallerist von der Nordsee in Holland, den Rhein und dann den Obergermanisch-Raetischen Limes entlang bis nach Aalen ins Limesmuseum, wo uns ein toller Empfang erwartete.

Römische Grundmauern mitten im Limesmuseum in Aalen.             Die Reenactor-Auftritte wurden dann immer zahlreicher und auch das ZDF hat mit uns einen Film über unsere Ritte in Italien, Holland und Deutschland gedreht. Die Verbindung zu Aalen war geknüpft und ist seither auch nicht mehr abgerissen. Wir sind bei allen Römertagen in Aalen dabei gewesen.

Die Prominenz bei der Pressekonferenz im Limesmuseum in Aalen
Legendär ist auch Ihr spektakulärer Auftritt im Limesmuseum, als Sie hoch zu Roß in das Erdgeschoss des Museums-gebäudes geritten kamen?

T-shirt-Tausch OB Gerlach, BM Fehrenbacher und M. Kemkes.      
Ja, das stimmt. Anlässlich einer Ausstellungseröffnung über römische Reiterei bin ich auf Pegasus, meinem damaligen Pferd, über den Hintereingang ins Museumsgebäude geritten.

Noch berühmter geworden ist Ihr Projekt einer Alpen-überquerung, die Sie 1985 in der Originalausstattung der römischen Legionäre mit allem Marschgepäck bewältigt haben. Wie kamen Sie auf die Idee zu so einer Aktion? Muss man körperlich sehr fit sein?

Die Idee zur Alpenüberquerung kam mir schon während meines Studiums an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Im Seminar über Hannibals Alpenüberquerung habe ich mit meinem Professor über das Gewicht des Marschgepäcks der Soldaten gestritten, denn meiner Ansicht nach war die allgemein angegebene Menge an Ausrüstungsgegenständen, aufgrund des enormen Gewichts, so von einem Menschen nicht über längere Zeiträume transportierbar.Und als mich ein Freund fragte, ob ich mir nicht vorstellen könnte, zum Stadtjubiläum der Stadt Augsburg, die Alpen in originaler Legionärsausrüstung zu überqueren, hat mich das gepackt und ich habe begonnen die Ausrüstung zu besorgen.

Das war natürlich viel teurer als ursprünglich gedacht und außerdem waren es inzwischen mit mir acht Legionäre, die es auszurüsten galt. Um die Finanzierung zu sichern, musste ich meine Eigentumswohnung verkaufen.

Wie muss man sich denn diese Überquerung vorstellen? Gab es Ausfälle, Verletzte?

Ja, es gab Ausfälle und kleinere Verletzungen, aber letztendlich haben es alle acht bis nach Augsburg geschafft. Für mich persönlich war es ganz interessant, dass wir die 45 kg Gepäck pro Person ganz gut bewältigten konnten. Natürlich ist es unabdingbar, dass man über eine gewisse körperliche Fitness verfügt. Wir haben ja nicht nur die Wegstrecke bewältigen müssen, sondern abends auch Schanzanlagen gebaut und ganz authentisch Wachdienst geschoben.

Was zeigen Sie und Ihre Truppe „Familia Gladiatoria pulli cornicinis" während der Römertage in Aalen?

Wir werden mit zwei Pferden und drei Gladiatorenpaarungen anreisen und die unterschiedlichen Kampfformationen demons-trieren. Mit der Kampftechnik und dem Leben der Gladiatoren habe ich mich sehr lange beschäftigt und die Ergebnisse unserer Arbeit zeigen wir sehr gerne.

Leider werden an diesem Wochenende in Aalen drei aus meiner Gladiatorentruppe ihre Karriere als Gladiator mit einem feierlichen Akt beenden. Sie haben sich 1990 in Aalen, anlässlich des großen Empfangs nach meiner Deutschlanddurchquerung, für römisches Militär und später für das Gladiatorenwesen begeistern lassen und müssen nun aufgrund beruflicher Verpflichtungen aufhören.

Das ist ja nicht so bekannt, aber die Reenactor-Szene lebt vom Engagement und persönlichen Interesse vieler Menschen, die im Hauptberuf ganz normale Berufe ausüben und nur am Wochenende zum römischen Legionär oder Gladiator werden.

Was ist das Besondere an den Aalener Römertagen? Das Besondere ist auf jeden Fall der Ort. Die Römertage finden mitten im historischem Gelände statt. Hier haben vor rund 1800 Jahren tatsächlich römische Soldaten gelebt und trainiert. Wir stellen römisches Leben nach, wie es damals genau an dieser Stelle stattgefunden haben könnte.

Infos: XI. Internationale Römertage am 29. und 30. September jeweils von 11.00-17.00 Uhr. Weitere Infos unter der Adresse www.limesmuseum.de/roemertage, Tel.: 07361-528287-0 Eintri-tts-preise: Erwachsene: € 12,00, Kinder von 6-18: € 7,00, Studenten, Senioren ab 65: € 10,00, Familienkarte (Eltern mit eigenen Kindern): € 26,00, Gruppen ab 10 Personen: € 10,00 p. P., Schulklassen: € 7,00 p. P. Die Eintrittskarte berechtigt zur Teilnahme an allen Programmpunkten sowie zur Besichtigung des Limesmuseums incl. Sonderausstellungen.