Umfangreiche Erklärung
von Stadtwerke-Direktor Cord Müller:
Überhitztes Transformatoren-Öl und "Buch-
holzschutz" schuld am Aalener Strom-Ausfall
Ausfall hatte positive und negative Seiten: Kein Pizza mehr
Verfeindete Nachbarn sprachen plötzlich wieder miteinander
Im Umspannwerk Aalen Nord wird das städtische Stromnetz mit dem
überregionalen und deutschlandweiten Stromnetz verbunden..
Aalen. Entweder war alles dillethantisch vorbereitet oder bei den
Stadtwerke Aalen war man nicht fähig ein solch großes Projekt ohne Probleme
zu Ende zu bringen: Am, Samstagnachmittag gingen in ganz Aalen plötzlich die
Lichter aus und wenige wussten was passiert war: "Strom nicht bezahlt und
deshalb abgeklemmt" oder was? Die Menschen liefen auf die Straßen und
Nachbarn die schon seit Jahrzehnten verfeindet waren und nicht mehr
miteinander gesprochen hatten spra-chen mitten auf den Straßen wieder
miteinander. Denn alle hatte diese anscheinend fest geplante etwa
halbstündige Stromabschaltung am Samstag dem 15. August 2010 aus dem
Gleichgewicht gebracht: (Foto: GF Cord Müller)
Im Transformator 4 wird die Spannung von 110.000 V auf 20.000 V reduziert.
Fotos: Cord Müller, Stadtwerke Aalen
Plötzlich ging natürlich kein Telefon mehr weil ja der Strom abge-schaltet
war und in diesen Minuten wurde jedem bewusst wie abhängig wir alles vom
Strom geworden sind: Das ist kein Leben mehr das wir bisher gewohnt waren.
Menschen konnten mit ihren Autos nicht mehr in Panik aus den Parkhäusern
flüchten, die Aalener Ampeln waren in Sekunden quasi abgeschafft bzw.
abgeschaltet und zuhause ging auch nichts mehr: Die Heizölpumpen versagten
ohne Stadtwerke-Strom den Dienst und die Feuer gingen aus, die Fische in den
Aquarien ringten um Luft, kein Fernsehen mehr und wenn schon keine Glotze
dann wenigstens Radio: Auch das funktionierte nicht mehr sofern man keine
Batterien zur Hand hatte.
OB Gerlach
(rechts) weiß (hier bei seiner Pressekonferenz) was er an seinem
Geschäftsführer Cord Müller an Qualität für Aalener Stromkunden gewonnen
hat: Kunden werden ausführlich informiert und nicht im Dunkel wie beim
Vorgänger trotz dem Horror Gelber Strom stehen gelassen. Cord Müller fasst
sich immer zuerst an die eigene Krawatte und hat sich entschuldigt.
AIZ-Fotos: D. Geissbauer
Schlaue haben dann zum Handy gegriffen weil ja niemals wußte was die Ursache
war und während des gesamten Stromausfalles von etwa einer halben
stunden nur das Belegt-Zeichen. Hier sollten die Stadtwerke dringendst für
Abhilfe schaffen, zum Beispiel durch die Freischaltung von 100
Telefonleitungen die über die Notruf-Leitung automatisch umgelegt werden
könnten zum Beispiel zu allen Stadt-werke-Mitarbeitern nach Hause (natürlich
gegen Bezahlung).
Wer wie ich das seltene Glück hatte einen Stadtwerke-Mitarbeiter in der
Familie zu haben lief ebenfalls mit dem Handy ins Leere: Viele sind eben
just zu dieser Zeit in den Urlaub gefahren und haben deshalb ihr Handy
abgeschaltet und die Mailbox nicht abgehört. Das traf auch auf die
Pressestelle der Stadtwerke in diesem wichtigen Moment des Stromausfalles
leider zu.
In der Stadt Aalen wurde zum Beispiel den Eisverkäufern, Eisdielen und vor
allem den Pizzaverkäufern schwerer geschäftlicher Schaden zugefügt. In der
Pizzeria just während des Stromausfalles in Aalen angekommen "es gibt keine
Pizza wegen des Stromausfalles mehr" lauteten die verzweifelten Auskünfte
der Pizza-Bäcker. Und die Stadtbummler hatten das Nachsehen: Wenigstens kam
am Sonntag 15. August 2010 eine erklärung der Stadtwerke Aalen und da sieht
man mal wieder an der Zeit um Mitternacht dass sich Stadtwerkedirektor Cord
Müller persönlich ans Werk machte, was lobend anzuerkennen ist:
Cord Müller gab folgenden Text an die Presse und lieferte dazu am späten
Sonntagmittag zwei Bilder dazu und hatte damit zumindest die Presse wieder
von seiner Pressefreundlichkleit und dem Hang zur totalen Information der
Kunden überzeugt:
Ausfall im
Transformator 4 im Umspannwerk
Aalen Nord: Kernstadt Aalen ohne Strom!
Am Samstag, 14. August 2010, hat eine
Netzschutzeinrichtung am Transformator 4 im Umspannwerk Aalen Nord um 16.33
Uhr ohne Vorwarnung angesprochen und zu einer automatischen Abschaltung des
Stromnetzes in großen Teilen der Aalener Kernstadt geführt. Der
Transformator 4 verbindet das überregionale Hochspannungs-netz der EnBW mit
dem Mittelspannungsnetz der Stadtwerke und verringert die Spannung von
110.000 V auf 20.000 V. Von dieser Transformatorenstation wird die
Elektrizität über das städtische Mittelspannungsnetz zu den
Ortsnetzstationen geführt, in denen die Spannung von 20.000 V auf 400 V
transformiert wird. Mit dieser Spannung werden die meisten Endkunden mit
Elektrizität versorgt. Da die Netzschutzeinrichtung diesen zentralen
Transformator abgeschaltet hat, kam es zu dem großflächigen Stromausfall.
Im Normalbetrieb sind in Aalen drei Transformatoren im Einsatz, die das
städtische Stromnetz mit dem überregionalem Hochspannungs-netz verbindet.
Einer befindet sich im Umspannwerk Aalen Nord bei der Kläranlage und zwei im
Umspannwerk Erlau. Aufgrund der hohen Leistungsdichte bei diesen zentralen
Transformatoren dürfen bei automatischen Abschaltungen eines Transformators
durch Netz-schutzeinrichtungen die vorhandenen Reservetrafos nicht
automa-tisch zugeschaltet werden. Diese Schaltungen dürfen nur durch
besonders ausgebildete Personen nach einer Fehleranalyse vorge-nommen
werden. Diese dient dem Schutze des gesamten Stromver-sorgungsnetzes, um
großflächige Beschädigungen zu vermeiden und erfordert daher etwas Zeit, bis
die Stromversorgung wieder hergestellt ist.
Nach der Abschaltung des Transformators 4 um 16.33 Uhr war der alarmierte
Bereitschaftsdienst der Stadtwerke nach 10 Minuten in der zentralen
Leitwarte der Stadtwerke und begann unverzüglich mit der Fehleranalyse. Da
die Netzschutzeinrichtungen lediglich einen Fehler im Transformator 4
anzeigten, konnte durch die Umschaltung auf den Reservetransformator 3 und
durch eine Lastverlagerung auf das Umspannwerk Erlau die Stromversorgung in
den betroffenen Stadtteilen nach und nach wieder aufgenommen werden. Die
ersten Zuschaltungen fanden um 17.00 Uhr statt, die komplette
Strom-versorgung war um 17.14 Uhr wiederhergestellt.
Nach dem Stromausfall versuchten viele Kunden die Stadtwerke über die
Störungs- und Servicenummern zu erreichen. Durch die Vielzahl der Anrufe
waren die Telefonleitungen in die Rettungs-leitstelle überlastet. Nachdem
die Stromversorgung wiederhergestellt wurde, normalisierte der
Telefonverkehr. Die Störungsstelle ist seit dem wieder normal erreichbar.
Der Ausfall des Transformators 4 war eine von sehr seltenen größe-ren
Störungen, welche für die Bereitschafts- und Entstördienste eine besondere
Herausforderung darstellen. Durch permanente Schulun-gen, Übungen und
Analysen anderer größerer Störungen bereiten sich die Mitarbeiter der
Stadtwerke auf diese vor und hoffen gleichzeitig, dass diese nicht
eintreten. Zuletzt wurden im speziellen die Großstörungen in Karlsruhe und
Schwäbisch Gmünd im Detail analysiert und die dortigen Ereignisse zum Anlass
genommen, die eigenen Vorkehrungen zu überprüfen. Wie sich nun bei dem
Ausfall des Transformators 4 zeigte, haben die Vorkehrungen für solche Fälle
zu einer raschen Fehlereingrenzung und Wiederherstellung der Stromversorgung
geführt. So konnten die Beeinträchtigungen der betroffenen Kunden auf ein
Minimum reduziert werden.
Die Stadtwerke Aalen bedauern die Störung und bitte alle betroffenen Kunden
um Verständnis.
Abschaltung-Ursache von
Transformator 4:
Um 16.33 Uhr hat der Buchholzschutz ohne
Vorwarnung den Transformator 4 sofort abgeschaltet und so vor weiteren
Schädi-gungen geschützt. Der Buchholzschutz ist ein Teil der
Netzschutz-einrichtungen, die das elektrische Übertragungsnetz bei Fehlern
von den Schadstellen automatisch trennt um größere Schäden zu vermeiden.
Warum der Buchholzschutz auslöste, ist noch unklar.
Der Transformator 4 (Baujahr 1980) befindet sich durch die permanente
Wartung und Kontrolle in einem sehr guten Zustand – mit einem Alter von 30
Jahren ist er auch in den „besten Jahren". Zum Störungszeitpunkt wurde
dieser in Teillast betrieben, so dass die Fehlerursache Überlastung
ausgeschlossen werden kann. Ein Mangel an Transformatoröl durch
Undichtigkeiten konnte auch nicht festgestellt werden. Ebenfalls bestätigen
die regelmäßigen Analysen des Transformatoröls, dass dieses im einwandfreien
Zustand ist. Daher konnte am und im Transformator keine unzulässige
Erwär-mung festgestellt werden.
Ein Kurzschluss im Freileitungsbereich des Transformators durch einen Vogel
oder Marder scheint auch nicht die Ursache zu sein, da bei den
Kontrollgängen keine diesbezüglichen Spuren gefunden werden konnten.
Da der Fehler bei den ersten Kontrollen im Umspannwerk nicht lokalisiert
werden konnte, bleibt der Transformator 4 bis zu end-gültigen Klärung außer
Betrieb. Am kommenden Montag wird mit Spezialmessungen der Transformator 4
und die Zu- und Ableitungen überprüft, um die Ursache zweifelsfrei zu
klären. Dann wird sich zeigen, ob tatsächlich in dem elektrischen
Versorgungssystem um den Trafo ein Schaden zu beheben oder ob beim
Buchholzschutz-Relais ein Defekt aufgetreten ist.
Die Versorgung mit Strom in Aalen ist trotz der Abschaltung von
Transformator 4 zuverlässig sichergestellt. Erst in den letzten Jahren wurde
der nun in Betrieb befindliche Transformator 3 leistungsmäßig nachgerüstet,
um für den Reservefall problemlos zur Verfügung zu stehen. Diese getätigte
Investition in die Versorgungssicherheit – die nicht immer von den
Regulierungsbehörden anerkannt, aber trotzdem von den Stadtwerken zu Lasten
des Gewinnes getätigt werden, um trotz Liberalisierung eine hohe
Versorgungsqualität bieten zu können – machen sich nun bezahlt.
Erläuterungen der Stadtwerke
Aalen zu Transformatoren: Ein Transformator
(von lateinisch transformare‚ umformen, umwandeln; auch Umspanner, kurz
Trafo) ist ein Bauelement im elektrischen Netz. Hauptanwendungsgebiet von
Transformatoren ist die Erhöhung und Verringerung von Wechselspannungen. Für
die Stromversorgung sind sie unverzichtbar, da elektrische Energie nur
mittels Hochspannungsleitungen über weite Entfernungen wirtschaftlich
sinnvoll transportiert werden kann, der Betrieb von Elektrogeräten aber nur
mit Niederspannung praktikabel ist. Netztransformatoren befinden sich in
nahezu allen Elektronikgeräten, bei denen die Betriebsspannung von der
Netzspannung verschieden ist.
In der Energietechnik verbinden Transformatoren die verschiedenen
Spannungsebenen des Stromnetzes miteinander. Maschinentrans-formatoren sind
noch Teil der Kraftwerke und transformieren die im Generator induzierte
Spannung zur Einspeisung in das Stromnetz in Hochspannung (in Westeuropa 110
kV, 220 kV oder 400 kV). Umspannwerke (wie das Umspannwerk Aalen Nord)
verbinden das überregionale Hochspannungsnetz (110 kV) mit dem städtischen
Mittelspannungsnetz (20 kV). In den Transformatoren der Ortsnetzstationen
wird die Elektrizität des städtischen Mittel-spannung von 20 kV zur
Versorgung der Niederspannungs-endkunden auf die im Ortsnetz verwendeten 400
V Leiter-Leiter-Spannung transformiert. Wegen der hohen übertragenen
Leistungen heißen die in der Stromversorgung verwendeten Transformatoren
Leistungstransformatoren.
Der Transformator 4 der Stadtwerke Aalen wird mit Transforma-torenöl
betrieben. Dies ist ein hochraffiniertes Mineralöl, das bei hohen
Temperaturen stabil ist. Das Öl im Transformatorgehäuse dient sowohl der
Isolation der Wicklungen als auch der Kühlung. Der Querschnitt der
Wicklungsdrähte ist aufgrund des beschränkten Wickelraumes begrenzt. Daher
entsteht Stromwärme im Inneren der Wicklung. Die innere Erwärmung der
Wicklungen gelangt jedoch schwerer nach außen. Die Ölfüllung erhöht die
Wärmeübertragung, ermöglicht so eine bessere Kühlung und füllt überdies alle
Zwischenräume aus, so dass auch die Isolation verbessert wird. Das Öl gibt
die Wärme durch Konvektion an das Transformatoren-gehäuse ab, das
seinerseits nach außen hin Kühlrippen oder Wär-metauscher ähnlich Radiatoren
besitzt. Große Transformatoren wie der Reservetrafo 3 besitzen zusätzlich
Lüfter zum Kühlen der Wärmetauscher.
Isolationsfehler im Öl werden in gewissem Maße geheilt, indem
Zer-setzungsprodukte fortströmen. Dieses Phänomen wird mit einem am
Ausdehnungsgefäß angebrachten Buchholz-Relais überwacht, indem dort im Öl
entstandene Gase registriert werden. Mit dem Buchholzschutz können
Isolationsfehler frühzeitig erkannt und die Brandgefahr kann eingeschränkt
werden.
Erläuterungen der
Stadtwerke Aalen zum Netzschutz:
Netz-schutz beschreibt die technischen Vorkehrungen, mit denen das
elektrische Energieübertragungsnetz vor den Auswirkungen von Fehlern
(Kurzschluss, Erdschluss, etc.) in einzelnen Netzteilen geschützt wird. Die
Netzschutzgeräte unterscheiden einen Fehlerfall vom Normalbetrieb. Wenn der
Fehlerfall festgestellt wird, wird der dazugehörige Leistungsschalter
ausgeschaltet und somit das fehlerhafte Netzsegment vom restlichen
Versorgungsnetz getrennt. Dieses bleibt so vor den Auswirkungen des Fehlers
geschützt.
Die klassische Schmelzsicherung (aus Wohnhäusern bekannt) ist der einfachste
Schutz. In Energieübertragungsnetz kommen leistungsfähigere
Schutzeinrichtungen wie der UMZ-Schutz zum Einsatz. Bei einem UMZ-Schutz
(unabhängiger Maximalstrom-zeitschutz) wird beim Überschreiten eines
eingestellten Strombetrages, z. B. 400 A, nach Ablauf der zugehörigen
Ver-zögerungszeit ein Signal zum Ausschalten des Leistungsschalters erteilt.
Ein weiterer Schutz ist der Buchholzschutz.
Erläuterungen der
Stadtwerke Aalen zum Buchholzschutz:
Das Buchholz-Relais, auch Buchholzschutz genannt, ist eine elektrische
Schutzeinrichtung in ölisolierten Leistungstrans-formatoren. Sie wurde 1921
von dem Ingenieur Max Buchholz entwickelt. Das Buchholz-Relais zeigt Fehler
wie Kurzschlüsse, Windungsschlüsse oder auch Mangel an Transformatorenöl an.
Bei kleinen Fehlern wird dieser Zustand nur gemeldet, die sogenannte
Buchholzwarnung, und bei großen Fehlern wie zum Beispiel Kurzschlüssen wird
der Transformator automatisch abgeschaltet, damit er nicht zerstört wird.
In ölgekühlten Transformatoren führen Isolationsfehler oder starke Überlast
schon frühzeitig zu einer örtlichen Überhitzung, die eine Gasentwicklung im
Ölraum des Transformators verursacht. Die Gasblasen sammeln sich im oberen
Teil des Gehäuses und verdrängen das Öl. Bei kleinen Fehlern senkt sich
dadurch ein Schwimmer und ein Kontakt wird geschlossen, der den Fehler
meldet. Bei großen Fehlern entsteht ein plötzlicher Überdruck, der eine
starke Ölströmung hervorruft. Dadurch wird mit Hilfe eines Stauschiebers ein
Schalter geschlossen, der den Transformator sofort abschaltet und so vor
weiteren Schädigungen schützt.
Fazit der AIZ: Eine glatte 1,0 für die Informationspolitik von
Stadt-werkedirektor Cord Müller denn nur so kann das Vertrauen beibehalten
werden und nur so können auch die Kunden als Laien verstehen was passiert
war: Die Stadtwerke trifft in diesem Fall keine Schuld. Der Stromausfall ist
in die Rubrik Naturgewalten einzu-ordnen und war ja auch relativ schnell
überbrückt. Wir druckten deshalb die Erklärung von Cord Müller vollständig
ab weil in anderen Presseorganen man es nicht für notwendig erachtete diese
wertvollen Infos den Lesern zu übermitteln. Dieter
Geissbauer
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