AOK Ostalb widerspricht: "Angst vor Demenz ist unbegründet:
Kostenfreier Spezialpflegekurs „Demenz“ für
alle Angehörigen: "Männer mehr betroffen"

Die AOK Ostwürttemberg legt Zahlen für die Region vor und
richtet den Blick deshalb auf die "pflegenden Angehörigen"


Der Hausschuh im Kühlschrank – Pflegende Angehörige von dementen Menschen können darüber nicht lachen. Die sind meistens am Ende Ihrer Kräfte. Die AOK Ostwürttemberg rät diesen Menschen zu einer Kur für pflegende Angehörige, die von der Gesundheitskasse bezahlt wird.         AIZ-Foto: AOK Ostwürttenberg
Aalen/Schwäbisch Gmünd.
Viele Menschen haben Angst, an Demenz zu erkranken. Doch die Demenz ist keine zu erwartende Alterserscheinung. Nach den vorgelegten Zahlen der AOK Ostwürttemberg sind in der Region nur wenige Menschen betroffen. Gerade mal 2,3 Prozent der AOK-Versicherten in Ostwürttemberg waren 2014 wegen einer Demenz-Form in ärztlicher Behandlung.

Schaut man genauer hin, fällt auf, dass Demenz-Erkrankungen erst bei Menschen ab 70 Jahren zunehmen und ab 85 Jahren und älter eine größere Zahl an Menschen betroffen sind. Hier sind es dann rund 13 Prozent der Senioren. Aufgrund der höheren Lebenserw-artung sind Frauen zahlenmäßig in dieser Altersgruppe dreimal mehr betroffen als Männer. Altersbereinigt haben die Männer häufiger Demenz als Frauen.

Die Entwicklung der letzten fünf Jahre zeigt keinen klaren Trend. Im Jahr 2008 waren 2933 AOK-Versicherte in Ostwürttemberg (Heidenheim: 1.025 Ostalbkreis: 1.908) an Demenz erkrankt, 2014 3231 (HDH: 1.083 Ostalbkreis: 2148). Innerhalb dieses Zeitraumes waren die Fallzahlen aber immer niedriger, so dass über die letzten fünf Jahre statistisch ein leichter Rückgang von 0,3 Prozent an Fällen zu verzeichnen ist. Landesweit verzeichnet die AOK Baden-Württemberg rund 90.000 an Demenz erkrankte Menschen.

Demenz ist die Bezeichnung für eine Erkrankung im Gehirn, bei dem das Gedächtnis gestört wird. Die Auffassungsgabe und Fähigkeit etwas zu planen, lässt nach. Das Sprechen fällt wegen vergessener Wörter immer schwerer. Bei fortschreitender Demenz verändern die betroffenen Menschen ihr Verhalten – das reicht von ängstlich, misstrauisch, passiv bis hin zu einem aggressiven Verhalten.

„Wir schauen bei Demenz-Betroffenen vor allem auf die Familien“, sagt Nicole Pietrosante, qualifizierte Pflegeberaterin des Sozialen Dienstes bei der AOK Ostwürttemberg. „Diese sind sehr stark belastet, wenn sie sich rund um die Uhr um eine dementen Angehörigen kümmern müssen.“ Der Soziale Dienst hilft, den veränderten Alltag besser zu organisieren und bürokratische Hürden zu überwinden, damit die Betroffenen jedmögliche Unterstützung erhalten.

„Pflegende Angehörige opfern sich oft auf und vergessen, dass sie auch das Recht auf Erholung haben“, berichtet Pietrosante. „Die AOK bietet spezielle Kuren für pflegende Angehörige an, damit diese sich auch mal eine Verschnaufpause verschaffen können. Doch es wird eher selten in Anspruch genommen, da die demente Person für diesen Zeitraum meist in Kurzzeitpflege müsste.“ Eine regelmäßige Auszeit von der Pflege wäre wichtig, da Angehörige bei dementen Menschen schnell an ihre Belastungsgrenze kommen. Das Verhalten des Dementen –  etwa Messer in den Mund stecken, Herdplatten anmachen oder unangekündigt das Haus verlassen zu wollen – bringen die Angehörigen in schwierige Situation. Hier die Nerven zu behalten, fällt besonders schwer, da Demente auch keine Einsicht mehr zeigen können. Daher bietet die AOK Ostwürttemberg im 1. Halbjahr 2017 einen kostenfreien Spezialpflegekurs „Demenz“ für pflegende Angehörige an, um mit solchen Stresssituationen besser umgehen zu können. Interessierte können sich bei der AOK melden.

ur Erhebung der Zahlen: Basis der Erhebung sind die zurzeit über 160.000 Versicherten der AOK Ostwürttemberg. Mit einem Marktanteil von 43 Prozent ist somit fast jeder Zweite gesetzlich Versicherte in der Region damit berücksichtigt. Es wurden die Kodierung ICD F00.- bis F03, F05.1, G23.1, G30.-, G31.0, G31.82 (ambulant/stationär) bei Demenz ausgewertet.