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Mit 37.000 € werden
zudem die Spion-Uhren nachvergoldet:
Um Gottes Willen: "SPION" auf dem alten
Rathaus wurde nicht geraubt: "Sanierung"
Als Aalen noch zu den freien Reichsstädten
zählte war der
Kaiser über die Stadt und Bürger-Widerstand "sehr erzürnt"

Heute
wurde am Alten Rathaus das Gerüst gestellt. In den nächsten Wochen frischen
Maler den Turm auf.
AIZ-Fotos: Stadt Aalen
Aalen. Der Spionturm am Alten Rathaus wird in den kommenden
sechs Wochen saniert. Die mit Blech verkleidete Holzkonstruktion erhält
einen neuen Anstrich. Zum Teil müssen Bleche ausgetauscht werden. Außerdem
werden die Uhren nachvergoldet. Für die Arbeiten steht ein Budget von
37.000 Euro zur Verfügung. Der Turm war zuletzt vor 17 Jahren aufgefrischt
worden.

"Ich bin der Spion von Aalen!"
erwiderte der SPION dem Kaiser.
Ein historisches Gebäude am
Aalener Marktplatz ist das sogenannte Alte Rathaus, von dessen Türmchen aus
der »Aalener Spion«, das Wahrzeichen der Stadt, das geschäftige Treiben in
den Straßen beobachtet. Der Spionenkopf ist ein Geschenk der befreundeten
ehemaligen Freien Reichsstadt Nürnberg nach der schweren Brandkatastrophe im
Jahre 1634. Mit dem »Aalener Spion« soll es folgende Bewandtnis gehabt
haben:
»Als Aalen noch zu den freien Reichsstädten zählte, war der Kaiser über die
Stadt sehr erzürnt, weil sie es gewagt hatte, sich ihm zu widersetzen. Schon
war er mit einem Heer bis Schwäbisch Gmünd herangerückt, um der Befolgung
seiner Befehle mit Waffengewalt Nachdruck zu verleihen. Die Bürger von Aalen
waren darüber sehr erschrocken, denn einerseits bestand kein Zweifel, dass
es der Kaiser ernst meinte, andererseits war die Stadtmauer nicht gerade in
bestem Zustand. Man hielt Rat, was zu tun sei und beschloss, einen Mitbürger
zur Erkundung des feindlichen Lagers auszuschicken.
Für diesen Auftrag konnte natürlich nur der Schlaueste in Frage kommen, den
man, stadtbekannt wie er war, auch bald gefunden hatte. So zog also der
Spion mutig nach Schwäbisch GmÜnd. Unbemerkt von den kaiserlichen
Wachtposten konnte sich der Aalener Bürger in das feindliche Lager
einschleichen und erkannte sofort den Kaiser inmitten seiner Ritter. Er zog
seinen Hut und sagte treuherzig: "Grüß Gott, Ihr Herra!" Der Kaiser konnte
sich nicht entsinnen, wo er diesen Mann einmal gesehen hatte. Er fragte ihn,
wer er sei und woher er komme. "Ich bin der Spion von Aalen!",
erwiderte dieser. Der Kaiser und sein Gefolge waren zuerst recht verblüfft
über die Offenheit des Aalener Kundschafters.
Er hatte jedoch Sinn für Humor und führte den wackeren Aalener, der seinen
Auftrag auf so originelle Weise ausgeführt hatte, durch das Lager. Hier
wurde er festlich bewirtet. Der Kaiser beschenkte den Spion reichlich und
teilte den Aalenern in einem Brief mit, dass er mit solch tapferen und
klugen Leuten gern in Frieden leben und den Stadtvätern verzeihen wolle.
Darüber war in Aalen große Freude, und der mutige Mitbürger, fortan "Aalener
Spion" genannt, wurde hoch geachtet.«
Aus Dankbarkeit setzte man ihm auf dem Alten Rathausturm ein Denkmal.
Seitdem wacht er, die Pfeife rauchend, jahraus und jahrein unentwegt über
die Stadt Aalen. |