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OB Gerlach hat den Nagel schon wieder
auf kopf getroffen:
"Ohne historische
Schulden hätte Aalen nun
jährlich 2,5 Mio. € zusätzlich zur Verfügung"
"Dem stimme auch ich zu:
Es sind Stimmen zu vernehmen die
besagen dass Schuldaufnahme nicht verdammt werden darf"

Auch
künftig wird in Aalen gefeiert besonders dann wenn es um Partnerschaften
geht.
AIZ-Fotos: Dieter Geissbauer
Aalen.
OB Martin Gerlach (Bild rechts an seinem Erfolgs-Arbeitsplatz im Aalener
Sitzungssaal) hat in der Gemeinderatssitzung am 25. Oktober 2012
traditionell als Erster den Etat für 2013 eingebracht und deutlich
gemacht, dass die Städte und Gem-einden den Gürtel enger schnallen
müssen und der Rathauschef hat in Auszügen folgendes im Gemeinderat
ausgeführt: „Kommunen im Plus“ war der Titel des Artikels der Süd-westpresse, der
sich Mitte des Jahres mit dem Kommunal-finanzbericht der
Gemeindeprüfungsanstalt beschäftigte. Das mag stimmen, jedoch stellt sich
die Frage, von welchem Niveau aus dieses „Plus“ zu verzeichnen ist. Foto:
Das waren noch Zeiten als OB Gerlach im
Rathaussaal Geldsegen verteilen konnte - da war er auch noch viel
jünger. AIZ-Fotos: Dieter Geissbauer

Tatsache ist, dass die Finanzsituation der baden-württembergischen Kommunen
in den letzten vier Jahren einer Berg- und Talfahrt glich. Tatsache ist
auch, dass die Zahlen des statistischen Landesamts im Zeitraum der
vergangenen vier Jahre im Saldo nur eine „Null“ ausweisen.
In ihrem Kommunalfinanzbericht 2012 stellt die Gemeindeprüfungsanstalt
weiterhin fest, dass die Haushaltskonsolidierung der Gemeinden im Land in
den vergangenen Jahren zwar messbar erfolgreich war, gleichwohl aber eine
Daueraufgabe ist.
Für 2013 sind die Aussichten noch gut, aber das Finanzjahr ist durchaus mit
Risiken behaftet und ich verfolge aufmerksam die konjunkturelle Entwicklung.
Der ifo-Geschäftsklimaindex, der als feinnerviger Frühindikator bereits zum
sechsten Mal in Folge rückläufig ist, deutet auf eine deutliche Abkühlung
hin. Es bleibt nur zu hoffen, dass Baden-Württemberg in der nächsten
Schwächephase nicht mehr so massiv betroffen sein wird, wie dies zu Zeiten
der Finanzkrise 2009 der Fall war. Damals war bei uns das Wachstum fast
doppelt so stark eingebrochen wie im Bundesdurchschnitt.

Zu denken gibt mir weiterhin, dass das Land vorhat, den kommunalen
Konsolidierungsbeitrag für den Doppelhaushalt nicht nur beizubehalten,
sondern sogar zu erhöhen. Die Landesbeteiligung an den Betriebskosten für
die Kleinkindbetreuung könnte dadurch bei den Kommunen vollkommen
aufgebraucht werden. Das Ergebnis wäre ein Nullsummenspiel.

Meine Damen und Herren des Gemeinderates,
mit einer Nettoneuverschuldung wollten wir Sie nicht erschrecken; dieses
Ziel hat die Verwaltung erreicht. Wünschenswertes werden Sie im Gegenzug
schmerzlich im Zahlenwerk vermissen. In der Gesamt-wahrnehmung des
Haushaltsplanes 2013, der Jahresrechnung 2011 und der neusten
Steuerschätzung für 2012 liegt das Potential für Spielräume des Rates bei
Investitionen und dem Unterhalt der Substanz. Erst wenn die Jahresrechnung
2011/2012 festgestellt ist, kann über die nicht bewirtschafteten oder
zusätzlichen Mittel tatsächlich verfügt werden.

Freibier "koschtet
nix": Freibier wird deshalb auch nicht abgeschafft.
Ohne historische Schulden hätte Aalen jährlich 2,5 Mio. Euro zusätzlich zur
Verfügung, die derzeit für Kreditzinsen ausgegeben werden und weitere 2,5
Mio. Euro durch den Wegfall der Tilgungsleistungen. Welch wunderbare
Infrastrukturprogramme könn-ten wir damit jedes Jahr auflegen... .

"Ein Herz
und eine Seele": OB Gerlach und Stellvertreter A. Schmid.
Es sind immer wieder Stimmen zu vernehmen die besagen, dass eine
Schuldaufnahme nicht grundsätzlich verdammt werden darf. Dem stimme ich
gerne zu. In der Kommunalwirtschaft wird in diesem Zusammenhang jedoch
richtigerweise zwischen rentierlichen und unrentierlichen Schulden
unterschieden.

Sparen ist kein Zuckerschlecken. Wir haben im Jahr 2006 eine Entwicklung
eingeleitet, die zu immer wieder laut vernehmbarem Knirschen im politischen
und gesellschaftlichen Gefüge unserer Stadt geführt hat. Uns ist es zur
Gewohnheit geworden, dass Ausgaben gleich welcher Größe massiv hinterfragt
werden. Der Rat ringt im Abwägungsprozess und macht sich die Entscheidungen
nicht leicht. Ich anerkenne, dass der Gemeinderat auch unpopuläre
Entscheidungen getroffen hat. Insgesamt betrachtet haben wir es mit dem
Prüfschema „notwendig? – wichtig? – wünschenswert?“ geschafft, unsere
Neuverschuldung in den Griff zu bekommen.
Dies ist uns mit Ausnahme des Jahres 2010 – dem Jahr, in dem die
Wirtschaftskrise auf unsere Finanzen durchgriff– auch jedes Jahr gelungen.
Die Steuerhebesätze für Gewerbe und Bürgerschaft, auch das darf einmal
gesagt werden, wurden seit dem Jahr 2005 nicht erhöht. Welche Stadt kann das
von sich behaupten? Die Gewerbesteuerhebesätze bewegen sich auf einem
durchsch-nittlichen Niveau der 38 größeren Städte im Ländle. Die
Grund-steuerhebesätze für bebaute Grundstücke werden bei den Städten unserer
Größenklasse oder darüber nur von Friedrichshafen um neun Hebesatzpunkte
unterschritten. Bei der Grundsteuer für landwirtschaftliche Grundstücke
fahren im Ostalbkreis nur die Grundbesitzer in Oberkochen und Rosenberg
günstiger.
Vieles wurde durch gezielten Mitteleinsatz in den letzten Jahren geschaffen
und ist jährlich zu finanzieren. Die Betreuungsquote der unter Dreijährigen
von 34% wurde in Aalen bereits erreicht. Dahinter steht ein enormer
Investitionsaufwand und ein gewaltiger jährlicher Zuschussbetrag der Stadt.
Der Wettbewerbsvorteil im Interesse unserer Bürgerschaft und der Betriebe
ist erreicht und Aalen die kinderfreundlichste Stadt der Region.
Die Erfolge der aufsuchenden Sozialarbeit, Streetwork, und die
Obdachlosenbetreuung, die gut aufgestellten Jugendhäuser und andere
Aktivitäten tragen zu der guten Atmosphäre bei, die Aalen als sicherste
Stadt ihrer Größe im Regierungsbezirk Stuttgart ausweist.
Die Wohnungsbau Aalen saniert kräftig Wohnungen im Bestand und ist aktuell
der aktivste Bauträger der Region. Die von der städtischen Tochter
abverlangten Beträge fallen bewusst gering aus, um die weitere Entwicklung
der sozialen Aufgabe des Unternehmens zu beflügeln. Die Wohnungsbau Aalen
ist zu 98 Prozent im Eigentum der Stadt und wir wollen daran nichts ändern.
Die Stadtwerke Aalen übernehmen viele Aufgaben der Stadt unter anderem im
Bereich der Bäder und Parkhäuser. Diese defizitären Bereiche würden
ansonsten im städtischen Haushalt aufschlagen und zu gewaltigen
Verschiebungen führen. Die Stadtwerke Aalen sind zu 100 Prozent im Eigentum
der Stadt und sollen das auch zukünftig bleiben. Nur so lässt sich unser
Anteil an der Energiewende lokal mit der Wertschöpfung verbinden.
Ein buntes Kulturleben gehört zu einem regionalen Zentrum. Hierher kommen
die Menschen nicht nur zum Arbeiten, sie suchen zudem Abwechslung und
Anregung. Bücherei, Musikschule, Theater und Kleinkunst, Ausstellungen und
Konzerte genießen einen großen Stellenwert: Die sogenannten weichen
Standortfaktoren sind heute mindestens so gewichtig wie die harten, die
ohnehin vorausgesetzt werden.
Kulturelles Leben wird im Wesentlichen durch das Engagement der Bürgerschaft
getragen. Diese Bürger einzubeziehen, den Ausgleich der Interessen bei
begrenzten öffentlichen Mitteln herzustellen -das haben wir alle gelernt-
ist ein schwieriges Unterfangen. Und es braucht Zeit, die vielen Interessen
unter einen Hut oder in ein umfassendes Kulturkonzept zu bekommen. Nachdem
die Mittel für die in den kommenden Jahren anstehende grundlegende Sanierung
des Spion-Rathauses mittelfristig nicht zur Verfügung stehen, die
Wasseralfinger sich städtebaulich noch mit dem Stephansplatz zu beschäftigen
haben und der Notar dort noch einige Jahre im Rathaus residiert, empfehle
ich die Diskussion auszusetzen und den für alle Beteiligten schädlichen
Zeitdruck herauszunehmen. Ein Moratorium mit einer noch festzulegenden
Laufzeit sollte genutzt werden um die notwendigen Abstimmungen vorzunehmen
und um zu Vereinbarungen zu kommen.
Seit Jahrzehnten kennen die Sportfans Aalen durch erfolgreiche
Ringermannschaften. Sportakrobaten, Volley- und Handballer, Läufer und
Mountainbiker, und und und.
Die letzten Jahre haben aber insbesondere dem Fußball in der Stadt einen
ungeahnten Aufschwung geschenkt. Jungen und Mädchen drängen in die Vereine.
Anlass ist der Erfolg und das Vorbild der Spieler des VfR Aalen. Der Verein
genießt bundesweit als erfolgreicher Aufsteiger große Sympathie. Solche
Erlebnisse sind nicht zum Nulltarif zu haben, darüber sind wir uns seit dem
Bau des Stadions im Rohrwang hoffentlich alle klar und einig. Dass es bei
solchen Erfolgen zu weiteren Investitionen kommen wird, durfte einkalkuliert
gewesen sein. Natürlich muss eine Stadt, die nicht auf Rosen gebettet ist
und es nie war, trennen zwischen den Möglichkeiten eines großen Sponsors und
denen eines Gemeinwesens.
Wir sind in konstruktiven Gesprächen mit der Vereinsführung um den für alle
gangbaren Weg stets neu auszuloten. Ideen und der gute Wille aller
Beteiligter werden gebraucht und beansprucht werden. Der Erfolg eines
Vereins ist immer auch der Erfolg der lokalen Akteure miteinander.
Die Wirtschaft hat den Wert sportlichen Erfolgs für einen Standort im
ländlichen Raum erkannt. Wenn Sie Mitarbeiter suchen, dann müssen die kommen
wollen und die Familien ebenfalls. Das fällt mit einem positiven Image und
einem großen Bekanntheitsgrad des Arbeitsortes leichter. Wir können diesen
Effekt im Übrigen bereits aus den Gesprächen mit Unternehmern in Aalen
bestätigen.
Wir unterstützen den Aufschwung der Aalener Hochschule mit allen Kräften.
Die Erweiterungen der letzten Jahre waren nur durch das Zutun der Stadt
möglich. Auch die kommenden Jahre werden spannend bleiben. Weitere
Bauabschnitte des großen Masterplans werden aktuell umgesetzt. Die große
Aula ist angefangen und es geht gerade so weiter. Die Stadt baut das
Innovationszentrum mit Hilfe der EU und durch Unterstützung des Landes auf
dem Campus am Burren. Wie wichtig eine funktionierende Bildungslandschaft
bis hin zu einer attraktiven Hochschule für eine Region, eine Stadt ist,
kann nicht überschätzt werden.
Im Umfeld der Hochschule wird die neu gegründete Albert Gr-imminger Stiftung
das Explorhino erstellen. Die Stadt gibt der Stiftung das Grundstück dazu.
Das Zentrum junger Forscher wird unsere Jugend für Technik begeistern. Das
ist auch gut so, denn davon müssen und wollen wir auch in Zukunft gut leben:
Technologie und Innovation.
Meine Damen und Herren des Gemeinderates,
wir beraten die kommenden Wochen den Haushaltsplan der Stadtverwaltung mit
einem Volumen von 150 Millionen Euro. Wir tragen auf unseren Schultern
jedoch die viel größere Aufgabe, ein Gemeinwesen zu gestalten, dessen
immobilen Wert wir mit einigen Milliarden Euro angeben können. Erfolg oder
Misserfolg unseres Tuns entscheidet über den Wert dieser immobilen Werte in
Grundstücken und Gebäuden – das Vermögen unserer Bürgerschaft. Wir können
vom großen Vertrauen berichten, das die Menschen in Ihre Stadt haben. Sie
investieren hier in Gebäude und Ausrüstung und nicht an anderen Orten oder
in anderen Formen. Sie tragen dadurch zu dem großen Aufschwung bei, den wir
gerade erleben.
Die Städte und Regionen ringen heute nicht nur um Arbeitsplätze, sie ringen
um Einwohner, die kommen und bleiben sollen. Die wieder steigenden
Einwohnerzahlen Aalens sprechen eine eindeutige Sprache, die Menschen fühlen
sich wohl in unserer Stadt und bekennen dies auch wie jüngst in der Umfrage
der Hochschule oder der Deutsche-Bank Studie bestätigt. Die IREUS-Studie des
Landes bescheinigt dem Raum Aalen Wachstumsraum zu sein. Darin unterscheiden
wir uns von allen anderen Städten der Region erheblich.
Die Bürgerinnen und Bürger Aalens haben eine Verwaltung, die sehr gut
aufgestellt ist, aber gleichzeitig immer danach strebt, noch besser zu
werden. Wir sind eine lernende Organisation und in vielen Feldern Vorreiter
nicht nur in der Region. Dies erwarten die steuerzahlenden Bürgern und
Unternehmen und dieser Verantwortung stellen wir uns gerne.
Ich kann ihnen stets versichern, dass Gemeinderat und Verwaltung Aalen als
Ort zum Leben und Arbeiten attraktiv halten werden. Wir sehen darin unseren
Auftrag und unsere Verpflichtung.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich übergebe den Haushaltsplan-entwurf 2013 nun in Ihre Hände.
Mit dem Entwurf 2013 halten Sie das erste Planwerk in den Händen, welches
unter Führung unserer neuen Stadtkämmerin, Frau Faußner, entstanden ist. Ich
kann bestätigen, dass Sie an der Spitze der Stadtkämmerei ihre Frau steht
und die geordneten Finanzen unserer Stadt fest im Blick hat. Mein ganz
besonderer Dank gilt Ihnen und dem Team der Stadtkämmerei.
Danken darf ich auch meinen beiden Beigeordneten Frau Erste Bürgermeisterin
Heim-Wenzler und Herrn Bürgermeister Fehren-bacher für die geleistete Arbeit
in der Verwaltungsspitze unseres Rathauses.
Einbeziehen in den Dank will ich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
unseres großen Betriebes mit rund 950 Beschäftigten. Die mit den Sparrunden
verbundenen Lasten wurden durch sie mitgetragen und gelebt. Es sollte aus
dem Rat in diesem Jahr die Anerkennung dieser Leistung folgen und das Ende
weiterer Kürzungen im Personalbereich. Die Grenze des Möglichen ist
erreicht.
Die Arbeit, die Sie als Gemeinderätinnen und Gemeinderäte in vielen Stunden,
unter nicht immer leichten Bedingungen ehrenamtlich für die Stadt leisten,
muss gewürdigt werden. Wenn sich Einzelne herausnehmen, Urteile abzugeben,
ohne jemals aufmerksam eine Sitzung besucht zu haben, dann ist das schon ein
starkes Stück und wird der Sache nicht gerecht. Das gleiche gilt für die
engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung und meine Damen
und Herren, das gilt auch für den OB. Suboptimale Einzelfälle haben nicht
das Gewicht, die Gesamtbetrachtung und den nachweislich vorhandenen Erfolg
der Stadt herunter zu setzen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der weiteren Arbeit mit dem Planwerk und
ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. |