Prognose 20.000 Besucher dürfte neuer
Spitzen-Rekord sein:
Im 111. Jahr schlängelten
sich nun 1.000 Ak-
tive u. die 50 Großwagen heute durch Neuler
Auch für den Sonntags-Umzug haben alle
ihre Kostüme selbst
hergestellt - Verkehrsprobleme bei Zu- und Abfahrt geblieben
Glanzvoll war
der Jubiläums-Umzug zum 111. Mal in der kleinen Ostalbgemeinde in Neuler.
150 AIZ-Fotos: Andrea Geissbauer
Neuler. 111
Jahre Fasching in Neuler: Diese Tatsache lockte am Sonntag dem 26. Februar
2017 bis zu 20.000 Besucher nach Neuler. Zum Jubiläum haben die Gastgeber in
Neuler viel investiert und deshalb viele neue Wagen geboten, zumal sie ja
ihr eigenes Faschings-Bier bei Ladenburger kreiert haben. Vierzig
Fußgruppen, Guggen, Hästräger und spektakulären Wägen wurden aufgeboten die
sich durch Neuler schlängelten. Auf den Umzug folgte ein Guggenk-onzert auf
dem Dorfplatz.
Um dieses närrische Jubiläum gebührend zu feiern
ging es später in der Bierhalle der Brauerei Ladenburger in der Dorfmitte)
weiter. Ab 15:00 Uhr hieß es "Warm up / DJ Diabolo, ab 16:30 Uhr: spielten
in der Ladenburger Festhalle (Einlaß unverstäbndlicherweise nur ab 18 wie in
den Vorjahren) GRUMIS – Die Show- und Partyband und ab 22:15 Uhr: folgte am
Tages-Ende des Jubiläums-Sonntags der Einzug der Neulermer Narren und
Prämierung der besten Umzugs-teilnehmer.
Bis zu 25.000 Zuschauer säumten zeitweise
die Straße vom Hirsch über die Haupt-, Schwenninger- und Hardtstraße bis zur
Kirche, um die publikumswirksamste Veranstaltung im Jahresverlauf von Neuler
zu bewundern. Mit teils 18 Meter langen Wagen, wie dem Missi-ssippi-
Dampfer, 12 Meter hohen Figuren, wie dem Gulliver aus dem Märchen Gullivers
Reisen und über tausend Mitwirkenden in bis zu 50 Wagen und Fußgruppen ist
der Umzug an Größe durch die örtlichen Gegebenheiten absolut nicht mehr zu
überbieten. Der Umzug galt wieder am Sonntag als Geheimtipp unter dem
Narr-envolk der Ostalb. 1995 ließ die Gruppe Bronnen/Ebnat ihr 3,97 Meter
hohes und voll funktionsfähiges Umzugs Spinnrad sogar ins Guiness-Buch der
Rekorde eintragen.
Natürlich kam auch die Geschichte in 111 Jahren nicht
zu kurz: So allmälich wurde aus der Fastnacht der Fasching. Der Neulermer
Umzug ähnelt von seinem Charakter her den Rheinischen Umzügen. Er hat mit
der allamanischen Fastnacht nichts gemeinsames. Die Umzugsthemen waren bis
in die siebziger Jahre meist Dorfpolitik oder etwas aktuelles aus aller
Welt. Ein Pferdewagen, vier Stangen, ein paar Latten, Pappkarton, Dachpappe
sowie eine saloppe Beschriftung und fertig war der Wagen.
Jetzt galt es nur noch für
Lustbarkeiten zu sorgen. Glühmost und Bauerndiesel brachte die Akteure in
Hochform. Geld war fast keines Vorhanden. 1975 kam mit dem ersten Narrenball
erstmals etwas Geld in die Kasse. In den Folgejahren nahm der Umzug immer
größere Formen an. Überdimensionale Motivwagen mit viel Fantasie und
technischen Finessen, als auch originelle Fußgruppen begeisterten die teils
weit angereisten Zuschauer mit ihren immer neuen Ideen und ihren
schauspielerischen Fähigkeiten. Mit teils 18 Meter
langen Wagen, wie dem Mississippi- Dampfer, 12 Meter hohen Figuren, wie dem
Gulliver aus dem Märchen Gullivers Reisen und über tausend Mitwirkenden in
bis zu 50 Wagen und Fuß-gruppen ist der Umzug an Größe durch die örtlichen
Gegebenheiten absolut nicht mehr zu überbieten.
Die Neulermer Narren entstanden laut
Internetseite aus einer Gruppe junger unverheirateter Männer, welche sich
1906 zusammensch-lossen und mit Pauke, Trommeln, Fanfaren, Triangeln,
Schellenbaum, Handharmonika und sonstigen Gerätschaften von Bauernhaus zu
Bauernhaus zogen. Die erste Pauke stammte von der ehemaligen Kirchenmusik.
1997 stellten die Narren auf dem Ro-ten Platz (Dorf-platz) von Neuler
erstmals einen 8 Meter hohen und prachtvollen Narr-enbaum auf. Am
Gumpendonnerstag am Abend erschallt nach dem Gebetlä-uten unter diesem
Wahrzeichen das Kommando Fertig-machen, drei und vier! Mit dschinerass-abumm
pauken die jungen die mittleren und die alten Narren durch die Strassen und
Gassen. Am Abend erfolgt dann der obligatorische Narreneinmarsch mit
Einlagen bei den jeweiligen Faschingsbällen. Jede Gruppe besteht aus 10 bis
12 Narren, wobei der Nachwuchs per Abstimmung rekrutiert wird. Ein
gemeinsames Nachtlager ist unumgänglich, denn um 6.00 Uhr wird nach dem
Geläuten, ungeachtet der Witterung, zur Tagwache durch das Dorf gepaukt.
Nach dem sonntäglichen Umzug geht das Narrentreiben bis zum Narrenbegräbnis
am Dienstag weiter Aus haftungsrechtlichen Gründen ließen sich die Neulermer
Narren 1993 beim Amtsgericht ins Vereinsregister eintragen. Heinz Ilg wurde
Präsident, Klaus Schips technischer Direktor, Andrea Ilg Schatzmeister und
Helmut Schweitzer Chronist. Das Narren-kommitee besteht aus mehreren
Mitgliedern. Diese werden jährlich beim Umzugsauftakt, dem so genannten
Narrenessen, kurz vor dem Jahreswechsel gewählt. Das Narrenessen, an welchem
alljährlich ca. 400 Mitwirk-ende anwesend sind, ist ein willkommener Anlass,
um für den kommenden Umzug Pläne zu schmieden, zu koordinieren und neue
Umzugsthemen und Anmeldungen entgegen zu nehmen.
Der erste Neuler
Fasching vor 111 Jahren: Aus der Chronik. Natürlich waren die Ideen zu neuen
Groß-Wagen zündend und der ganze Umzug ein Erlebnis, auch für den Neulemer
Bürgermeister Fischer und für alle Gastgeber, die unter anderem auch alle
ihr bunten Kostüme selbst zuhause hergestellt haben. Nur das
Verkehrsproblem konnte im 111. Jubiläums-Jahr noch nicht gelöst werden.
Wie bisher stauten sich auf den Äckern Einfahrten die geschätzten 1.000
Autos bis in den nächsten Ort und die Zufahrt und Abfahrt war dafür allemal
zu eng.
Dieter Geissbauer
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