"Und Narren sind wir
alle" oder das Erbe für die Ostalb:
Der humorvolle "Päpstliche Kaplan Sieger
Köder" hat seine Heimat Aalen stark geprägt
Die AIZ hat die schönsten Ausschnitte aus dem
Internet heute
zusammen getragen: "Er feierte im Krankenbett seinen 90."
Letzter Gottesdienst in eigenen
Stephanskirche mit Nachfolger: Der "Päpstliche Kaplan" Sieger Köder
AIZ-Foto: Dieter Geissbauer
Aalen-Wasseralfingen/
Rosenberg. Eine große Tr-auergemeinde hat am Samstag 14. Februar
Pfarrer Sieg-er Köder aus Rosenberg (Bild rechts) zu Grabe getra-gen. Wir
haben mal im Inter-net nachgeschaut was es als Nachruf alles zu notieren
gibt: Schaffenskraft, Kreativi-tät und Lebensfreude sind zu Ende gegangen.
Der große Künstler und vorbildliche Priester, der dem Leben, aber auch den
Sorgen und Nöten, seiner Mitmenschen stets zugewandte Mensch Sieger Köder
wird uns fehlen. Am 3. Januar konnte er die Feierlichkeiten zu seinem 90.
Geburtstag nur vom Kranken-bett aus verfolgen. Er hinterlässt ein
umfassendes Erbe: einen großen Schatz aus einzigartigen künstlerischen
Werken sowie bleibenden Eindrücken seiner Weisheit und Güte, bei den
Mensch-en, die ihm begegnen durften.
Aalen und Wasseralfingen verdanken Sieger Köder sehr viel. Seine Werke
machten ihn weit über unsere Region, auch international, bekannt. In ganz
Europa, so auch in Rom und Paris, findet man seine Bilder, Glasfenster oder
Skulpturen. Sieger Köder gilt als einer der wichtigsten Repräsentanten für
moderne religiöse Kunst. Sein vielfältiges künstlerisches Wirken wird in der
Region, in Aalen und vor allem in seinem Geburtsort Wasseralfingen immer
sichtbar bleiben.
Die innige Verbindung zu seinem Heimatort zeigte sich nicht zuletzt in den
großen Sonderausstellungen aus Anlass seiner runden Geburtstage. Dabei ehrte
er die Ausstellungsorganisatoren nicht nur durch seine Präsenz im Rahmen der
Vernissagen, sondern auch durch die großzügigen Schenkungen seiner Werke an
die Stadt Aalen und den Bund für Heimatpflege Wasseralfingen.
Während seiner Jahre als Kunsterzieher am Schubart-Gymnasium Aalen führte
Sieger Köder ganze Schüler-Generationen mit unkonventionellen
Unterrichtsangeboten an Kunst und Kultur heran. Noch heute werden die damals
entstandenen Filme gezeigt, wenn die ehemaligen Schubartianer zu Treffen
zusammenkommen. Anlässlich der Kunstausstellung zum 100-jährigen Jubiläum
des Schubart-Gymnasiums im Sommer 2014 konnte er die Früchte seines
pädagogischen Wirkens für eine nachhaltige Kunstszene Ostwürttemberg
erleben. Er hat eine Reihe von Künstertalenten entdeckt und gefördert.
Zum 60., 70., 75., 80. und 85. Geburtstag fanden große Sonderaus-stellungen
Sieger Köders in Aalen bzw. in Wasseralfingen statt, die stets
Rekordbesucherzahlen verzeichnen konnten. Sieger Köders Schaffen trug
maßgeblich zum Ansehen der Stadt Aalen als einer kunstsinnigen und
kunstfreudigen Stadt bei.
Die dreiteilige Ausstellung zum 85. Geburtstag stand ganz im Zeichen des
Harlekin und Narren – ein Ködersches Ur-Motiv - und fand gleichzeitig an
drei Ausstellungsorten statt: in der Rathausgalerie Aalen, in der
Hauptstelle der Kreissparkasse Ostalb und im Alten Rathaus. Auch dieses
Ausstellungsprojekt unter dem Titel "... u. Narren sind wir alle“ fand
überregional große Beachtung.
Im Jahr 2000 wurde Sieger Köder mit der großen Ehrenplakette in Silber der
Stadt Aalen ausgezeichnet. Diese hohe Auszeichnung galt in erster Linie
seinem intensiven Wirken für die Bildende Kunst, aber auch seinen
Verdiensten für das Wohl der Bürgerinnen und Bürger von Aalen und
Wasseralfingen.
Die zur Feier des 90. Geburtstages im Jahr 2015 geplanten
Jubiläums-Ausstellungen in Ellwangen, Rosenberg und Aalen werden an den
verstorbenen Künstler und sein Lebenswerk erinnern.
So charakterisiert Sieger Köder sich selbst auf ganz schlichte Weise.
Seine Bilder tragen eine typische, unverwechselbare Handschrift:
Leuchtende, intensive und expressiv gesetzte Farben, schwebende
Figuren bedeuten für ihn die malerische Umsetzung der christlichen
Botschaft, lassen sie erlebbar werden. Der Idealfall, sowohl
Kunst als auch Theologie studiert zu haben, macht ihn zu einem
hervorragenden Deuter des Alten und Neuen Testaments, zu dem
„Pfarrer, der mit Bildern predigt“.
Als ein „Multitalent“ bezeichnet der Kunstautor und Kritiker Alfred
Nemeczek Sieger Köder und bestätigt dessen Kunstschaffen eine
„heitere Glaubensgewissheit“, umgesetzt in einer „formal virtuosen
und intelligenten Malerei“. Doch nicht nur in der Malerei
verwirklicht Sieger Köder seine künstlerischen Ideen, sondern
auch in ausdrucksstarken, häufig humorvollen Zeichnungen, in
farbigen Glasfenstern sowie in zahlreichen plastischen Arbeiten
wie der Saulus-Paulus-Brunnen, das aktuellste Kunstwerk des
Pilgers in Wasseralfingen und der Mönch Maurus auf der Hohenberger
Friedhofsmauer oder die reizvollen Krippen von Ellwangen,
Hohenberg, Rosenberg und Wasseralfingen anschaulich darstellen.
Einige Themen und Motive, neben Stilleben und Landschaften,
greift der Künstler immer wieder auf wie Rose, Vogelscheuche
und Clown, die eine Art Markenzeichen geworden sind.
Diese immense Vielfalt in Sieger Köders Werk lädt zu immer
neuer Betrachtung ein und regt an, die künstlerische Sprache,
ihren Reichtum an Aussagen zu erforschen und auszuloten.
Sieger Köder-Personalie:
1925 geboren in Wasseralfingen1931-1935 Volksschule Wasseralfingen
1935-1943 Gymnasium Ellwangen/Jagst
10. März 1943 Abitur, Scheffelpreis
1943-1945 Arbeitsdienst, Wehrmacht, Gefangenschaft
24. Dezember 1945 Heimkehr nach Wasseralfingen
1946-1947 Staatliche höhere Fachschule für Edelmetalle
in Schwäbisch Gmünd: Ziselieren und
Silberschmieden
1947-1951 Kunstakademie Stuttgart: Zeichnen, Werkklasse,
Malen, Kunstgeschichte
1951-1952 Universität Tübingen: Anglistik
1953 Referendarjahr Stuttgart
1954-1965 Kunsterzieher am Schubart-Gymnasium Aalen
1965-1969 Universität Tübingen und München:
Katholische Theologie
1969-1971 Priesterseminar in Rottenburg
1971 Priesterweihe in Rottenburg
1971-1975 Vikar in St. Maria Suso, Ulm
1975-1995 Pfarrer in Rosenberg und Hohenberg
seit 1995 im Ruhestand, wohnhaft in Ellwangen
EHRUNGEN
5. März 1985 Päpstlicher Ehrenkaplan „Monsignore“
im Bischofshaus Rottenburg
29. Juni 1985 Bundesverdienstkreuz am Bande
in der Virngrundhalle Rosenberg
3. Dezember 1993 Ehrenprofessor des Landes
Baden-Württemberg
7. April 2000 Große Ehrenplakette in Silber der Stadt
Aalen
6. Mai 2000 Verdienstmedaille des Landes
Baden-Württemberg
31. Januar 2003 Ehrendoktor der
Philosophisch-Theologischen
Hochschule der Salesianer in Benediktbeuern
9. Juli 2010 Bürgermedaille in Gold der Stadt Ellwangen
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