Aktuelles und Neues
4. Weissacher Imkertag (Kreis Böblingen)
"Auch auf Ostalb stehen noch mehr Imker
vor großen Herausforderungen in Zukunft"
Zentrale Fortbildungsveranstaltung für Imker
und Bienenfreu-nde am Mittwoch, 19. April 2017 in Weissach mit Neuwahlen
Aalen/Böbingen/Weissach.
„Wir freuen uns sehr, dass wir
die Tradition des Weissacher Imkertags fortsetzen“, mit diesen Worten
eröffnete Dr. Kurt Mezger, Abteilungspräsident der Abteilung
„Landwirtschaft, Ländlicher Raum, Veterinär- und Lebens-mittelwesen“ des
Regierungspräsidium Stuttgart, den 44. Weissacher Imkertag. Dieser war mit
fast 400 Zuhörern wieder gut besucht. Weiter, so berichtete Dr. Mezger,
sei die Zahl der Imkerinnen und Imker in den letzten Jahren gestiegen. Die
Begeisterung und Faszination der Imkerei erreiche erfreulicherweise auch
immer junge Menschen.
Weissacher
Imkertag 2017: Abteilungspräsident Dr. Kurt Mezger und Friedrich Hainbuch
hatten viel Neues 400 Imkern zu berichten.
Nach einem kurzen Überblick über
die Bedeutung der Bienen und der Imkerei berichtete der Abteilungspräsident
über die finanzielle Unterstützung, welche das Land Baden-Württemberg den
Imkern bietet. Neben der direkten Förderung der Imkerschaft sei besonders
die Verbesserung des Nahrungsangebots für Honigbienen und Wildinsekten und
somit die indirekte Förderung der Imkerei von wichtiger Bedeutung. So werden
unter anderem Landwirte beim Anbau eines nachhaltigen Trachtangebots über
das Agrarumwelt-programm FAKT (Förderung – Agrarumwelt, Klimaschutz und
Tierwohl) und die Landschaftspflegerichtlinie unterstützt.
Dr. rer. Nat.
Peter Rosenkranz. AIZ-Fotos:
Regierungspräsidium
„Sie als Imker stehen in der
heutigen Zeit vor einer Vielzahl an Herausforderungen“, stellte Mezger
abschließend fest. Eine dieser Herausforderung sei das Vorkommen der
Amerikanischen Faulbrut am Oberrheingraben, für die es jedoch schon eine
erste Entwarnung gäbe. Weniger Völker als angenommen seien befallen.
Referent des
Bienentags: T. Kustermann Bienenfachberater im RP.
Auch Achim Laidig, der Vertreter
des Weissacher Bürgermeisters Daniel Töpfer und Hauptamtsleiter der
Gemeinde, begrüßte im Anschluss daran die Teilnehmer mit einem „herzlichen
Willkommen“. Laidig erinnert an den bereits verstorbenen Begründer des
Weissacher Imkertages, Herrn Franz Lampeitel und wünschte sich, dass die
Tradition des Weissacher Imkertags in der Strudelbachhalle noch lange
anhalten möge.
Der Vormittag stand dann ganz im
Zeichen wissenschaftlicher Beiträge für die Praxis: Prof. Dr. Friedrich Hainbuch,
Associated Professor an der Universität Oradea in Rumänien eröffnete die
Fachbeiträge mit seinem Referat „Ursachen des Bienensterbens“. „Das
Bienensterben ist multifaktoriell und es gilt, unseren Umgang mit der
Ressource Natur zu überdenken und zu verändern“, so Prof. Hainbuch. Er ging
dabei auf die weltweiten Faktoren, welche zum Bienensterben beitragen, ein –
auch auf den Faktor „Imker“. Als Beispiele nannte Hainbuch Faktoren, wie den
Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft, die stellenweise hohe
Nitratbe-lastung sowie Industrieemissionen und Elektrosmog, ausgehend von
Hochspannungsleitungen und Mobilfunk. Hainbuch appellierte weiter an die Imkerschaft ins Gespräch zu kommen, ihre Meinung zu äußern, aber auch
Kompromisse eingehen zu können.
Mit dem Vortrag „Natürliche
Selektion und Varroatoleranz – Lehren für die Praxis“ folgte Dr. rer.
nat. Rosenkranz, Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde an der
Universität Hohenheim. Er ging auf Beispiele für eine langfristige
Varroatoleranz, die es bisher fast ausschließlich aus Regionen mit
wildlebenden Honigbienen-Populationen, insbesondere in tropischen Gebieten
Afrikas und Südamerikas gäbe, ein. Dies sei offensichtlich eine Folge einer
natürlichen Auslese von widerstandsfähigen Bienenvölkern. Es wurden
Beispiele solcher varroatoleranten Bienenpopulationen sowie die möglichen
Selektionsmechanismen vorgestellt. Abschließend wurde diskutiert, ob und wie
die Erfahrungen aus diesem natürlichen Ausleseprozess für die züchterische
Selektionsarbeit genutzt werden können. Ein Fazit war, dass natürliche
Selektion nicht das herausholt, was von der Imkerschaft erwartet würde, die
Wissenschaft aber weiterhin viel unternähme, um in der Forschung voran zu
kommen.
Thomas Kustermann, Fachberater
für Imkerei am Regierungs-präsidium Stuttgart, befasst sich in seinem Vortrag
nach der Mittagspause mit dem vergangenen Bienenjahr und sich daraus
ergebenden Handlungsempfehlungen für die Imkerschaft. „Ist imkern in? Ja!“,
so Kustermann. Er bedankte sie bei den Imkern, aber vor allem bei den
Vereinsvorsitzenden der Imkervereine für die geleistete gute Arbeit. Auch
auf das derzeit vielfältig in den Medien auftauchende Thema der
Wachsverfälschungen ging Kustermann ein.
Mit der Betrachtung des
Bienenvolks als Ganzes befasste sich David Gerstmaier, Imkermeister und
Geschäftsführer von „Summtgart“, bestehend aus der Imkerei Summtgart und dem
neu gegründeten Institut Summtgart in dem Vortrag „Die
biologisch-dynamische Imkerei“. Das Imkern mit dem Schwarmtrieb sei ein
elementarer Bestandteil dieser Betriebsweise. Gerstmaier berichtete über
Erfahrungen aus dem eigenen Imkereibetreib. Auch wie Im Hinblick auf die
Varroamilbe und deren Sekundarinfektion mit dem Schwarm
Handlungsmöglichkeiten für gesunde Bienenvölker bestünden.
Der Brutraum – mehr Bienen, mehr
Honig,
weniger Schwärme und "weniger Aufwand"
Der verbleibende Nachmittag
verschrieb sich dem „Imkern im ange-passten Brutraum – mehr Bienen, mehr
Honig, weniger Schwärme, weniger Aufwand“, so der Vortragstitel von
Jürgen Binder, Imkermeister und Betreiber der Honig Manufaktur Binder. Vom
Imkern im zweiräumigen Zanderbrutraum sei Binder ganz abgekommen. Mit einem
Brutraum ernte er mehr Honig und hat weniger Zeitaufwand pro Bienenvolk und
Jahr. „Wer zweiräumig mit Kippkontrolle imkert hat große Chancen, Schwärme
zu ernten“, so die Aussage von Binder.
|