Mauern, Wälle und Gräben haben sich auf Albuch erhalten:
Grabungs-Kampagne an „Teufelsmauer“ bei
Heubach hat am Montag, 19. Juni begonnen
Experten des Landesamtes für Denkmalpflege untersuchen
nun "vorgeschichtliches Befestigungssystem im Ostalbkreis"
Rund um
Heubach das Eldorado der Geschichte im Blickpunkt . Das
Luftbild Rosenstein
(Mitte), Mittelberg (links) und Hochberg (rechts).
Aalen/Heubach.
Der Rosenstein bei Heubach bildet mit seinen beiden
Nachbarbergen Mittelberg und Hochberg ein dreigliedriges System
vorgeschichtlicher Befestigungsanlagen. Die alten Mauern, Wälle und Gräben
haben sich auf den bewaldeten Randhöhen des Albuchs gut erhalten und
vermitteln durch ihre bemerkenswerte Größe eine Vorstellung von der
besonderen Bedeutung, die den derart aufwändig gesicherten Siedlungen einmal
zugekommen sein muss. Experten des Landesamtes für Denkmalpflege beim
Regierungspräsidium Stuttgart (LAD) stellten am heutigen Dienstag gemeinsam
mit dem Landrat des Ostalbkreises Klaus Pavel und Heubachs Bürgermeister
Frederick Brütting erste Forschungserg-ebnisse vor und gaben einen Ausblick
auf die kommenden Grabungskampagne, welche in dieser Woche begonnen hat.
Die
Grabkammern auf der "Teufelsmauer" werden nun freigelegt.
Wissenschaftlich fundierte Aussagen sind indessen weder über das einstige
Aussehen noch über Funktion und Geschichte dieser Fortifikationen zu
treffen, denn die moderne Archäologie hat sich ihrer noch nicht angenommen.
Das Wenige, was heute ausgesagt werden kann, ist Ergebnis einer von
bürgerschaftlichem Engagement getragenen Forschungs-Episode zu Beginn des
letzten Jahrhun-derts.
„Angesichts des prominenten Ranges, den die mächtigen
Rosenstein-Befestigungen im Denkmalbestand des Landes Baden-Württemberg
einnehmen, kann uns dieser Forschungsstand nicht befriedigen“, sagte
Landesarchäologe und Landeskonservator Prof. Dr. Dirk Krausse vom Landesamt
für Denkmalpflege.
Im Jahr 2016 startete das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium
Stuttgart mit freundlicher Unterstützung der Förderstiftung Archäologie in
Baden-Württemberg ein Forschun-gsprojekt, das Licht ins Dunkel bringen soll.
Eine erste, dreimonatige Grabungskampagne galt der Kuppe des Mittelberges,
die sich südöstlich des Rosensteinplateaus erhebt und von einem mächtigen
Befestigungswerk, der sog. „Teufelsmauer“, gequert wird. Das Bauwerk, das
auf 400 Meter Länge schnurgerade verläuft, tritt heute als in den Felsgrund
gehauener Graben und Bruchsteinwall in Erscheinung. Im Wall dürfte sich
jedoch der Stumpf einer Mauer verbergen, die im waldlosen Gelände einmal
eine weite Fernwirkung nach Süden und Osten in Richtung Albhochfläche
entwickelt haben muss. Sie deckt den nördlichen Teil der Bergkuppe
einschließlich ihres Gipfelbereichs, der etwa 714 Meter über NN erreicht.
Angesichts der vielversprechenden Funde zeigt sich Landrat Pavel gespannt
auf die Ergebnisse der anstehenden Grabungen: „Der Ostalbkreis ist eine
lebendige Kulturregion mit zahlreichen Zeugnissen der Vergangenheit und ich
freue mich, dass nun am Rosenstein ein weiteres besonderes Kulturdenkmal
erforscht wird.“
Im Westen
dieser befestigten Siedungsfläche wurden im Zuge der Ausgrabung drei
Schnitte angelegt, die der Klärung der Bodenverhältnisse sowie dem
Aufschluss potentieller Sedimentfallen und fundführender Kulturschichten
galt. Wie nicht anders zu erwarten, liegt dem anstehenden Fels und
Verwitterungsschutt des Jurakalkes nur
eine dünne Decke von
Waldhumus und lehmigen Verwitterungsprodukten auf. Eindeutige Gebäudespuren
konnten in diesem grabungstechnisch schwer zu bearbeitenden Untergrund nicht
festgestellt werden – entweder standen die Häuser an anderer Stelle, oder
sie waren in einer Art und Weise erbaut, die ohne bleibende Eingriffe in den
Felsengrund auskam. In allen Schnitten konnte jedoch ein konstanter
Scherbenschleier festgestellt werden, der sich zuweilen zu signifikanten
Konzentrationen verdichtete.
Wenigstens zum Teil dürfte es sich dabei um veritable Siedlungsbefunde
handeln. Sämtliche Scherben lassen sich dem grobkeramischen Spektrum der
frühen Laténezeit (ca. 450 – 300 v. Chr.) zuordnen. Jüngere oder ältere
Funde liegen vom Mittelberg auch als Lesefunde nicht vor, so dass man auch
für die Befestigung von einer entsprechenden Zeitstellung ausgehen darf. Um
die Architektur der mutmaßlichen Mauer zu klären und evtl. unter dem
Steinversturz erhaltene Kulturschichtkörper aufzuschließen, wurde von der
Innenfläche her ein Grabungsschnitt in den Wall vorgetrieben. Bis zum Ende
der Grabungskampagne gaben sich hier jedoch noch keine konstruktiven
Strukturen zu erkennen – was die Bauart der Mauer angeht, wird man sich bis
zur Fertigstellung des Wallschnittes im laufenden Jahr in Geduld üben
müssen.
„Ich freue mich, dass die Geschichte der Kelten am Rosenstein und damit
auch die Geschichte unserer Stadt Heubach so viel Aufmerksamkeit erfährt.
Mit unserem „archaeopfad“ werden wir diese und andere wichtige Epochen und
ihre Spuren bald der breiten Öffentlichkeit präsentieren“, sagte
Bürgermeister Frederick Brütting anlässlich der Präsentation im Rathaus.
Zur
Monumentalität der Siedlungsbefestigung tritt das eher schlichte Fundgut in
einen auffälligen Gegensatz. Zu dem erwähnten Bestand an grober
Gebrauchskeramik treten noch zwei Spinnwirtel, eine kleine blaue Glasperle
und eine Eisenfibel – Gegenstände, die man auch in unbefestigten Siedlungen
des ländlichen Milieus ohne weiteres finden könnte. Hinweise auf
Metallverarbeitung – sowohl Eisen als auch Buntmetall – weisen dagegen eher
auf herausgehobene, zentralörtliche Funktionen der eintigen
Mittelberg-Siedlung hin. Aufmerksamkeit erregt ein etwas mehr als
faustgroßes Skulpturen-Fragment aus ortsfremdem Stein, das zwei
gegenüberliegende, kreisaugenartige Strukturen aufweist . Bei dem schweren
Material
handelt es sich um Orthogneis, dessen nächstes natürliches Vorkommen im
Schwarzwald oder in den Schottern der Donau zu suchen sein dürfte. Welche
Funktion dieses Objekt hatte, ist noch völlig offen.
Die erste Grabungskampagne am Mittelberg, in die auch zwei vierzehntägige
Lehrgrabungen der Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und
Hohenzollern eingebettet waren, soll den Auftakt eines länger angelegten und
systematischen Engagements des Landesamtes für Denkmalpflege für die
Erforschung der Rosenstein-Befestigungen sein. Ihre Ergebnisse, allen voran
der sich erstmals für die Teufelsmauer abzeichnende Datierungsansatz, sind
ein erster Erfolg und machen neugierig auf den Fortgang des Projektes. |