Der Sozialverband VdK ruft die Lokalpolitik zum Handeln auf:
Der „Ostalbkreis bekommt massives Pflege-
Probleme": Bis 2030 53% mehr Pflegefälle
Kreisverbandsvorsitzende Ronald Weinschenk warnt alle:  „Pflege findet vor Ort statt – in den Städten und Gemeinden"

Vom VdK-Kreisvorsitzenden Ronald Weinschenk


VdK-Vorsitzender R. Weinschenk: "Bis 2030 53% mehr Pflegefälle"
Aalen.
 Im Jahr 2030 könnten die Kommunen im Ostalbkreis vor einem massiven Pflege-Problem stehen, wenn die örtlichen Versorgungsstrukturen nicht stärker an den wachsenden Anteil pflegebedürftiger und demenzkranker Menschen angepasst werden. Der Sozialverband VdK ruft die Lokalpolitik zum Handeln auf. Die Zahl der Pflegebedürftigen im Kreis mit Pflegestufe I bis III, die 2011 mehr als 8.200 Personen betrug, wird nach Expertenschätzungen bis zum Jahr 2030 um 53 Prozent auf über 12.500 anwachsen. Voraussichtlich fast 6.400 Menschen im Kreis werden die Diagnose Demenz haben. „Der Ostalbkreis und die Kommunen müssen sich dringend mit dem steigenden Anteil alter, pflegebedürftiger und demenzerkrankter Menschen auseinandersetzen. Die heutige Versorgungslandschaft ist darauf nur unzureichend ausgerichtet", erklärte der VdK-Kreisverbandsvorsitzende Ronald Weinschenk (Aalen).

 „Pflege findet vor Ort statt – in den Städten und Gemeinden. Ein wichtiges Ziel der Lokalpolitik muss es sein, die kommunalen Strukturen im Hinblick auf altengerechtes Wohnen und Leben zu stärken."

Eine zukunftsorientierte Pflege- und Seniorenpolitik beginnt für den VdK beispielsweise bei der kommunalen Planung. Kommunen und Kreise müssten eine Bestandsaufnahme der Wohn- und Lebenssituation sowie des Bedarfs der Bürger an sozialen, Wohn-, Pflege-, Versorgungs- und Dienstleistungsangeboten vornehmen. Die Erkenntnisse sollten in ein seniorenpolitisches Gesamtkonzept einfließen. Auch das Angebot an Wohn- und Pflegeberatung sollte ausgebaut werden, etwa durch wohnortnahe Wohnraumber-atungsstellen und Pflegestützpunkte. Des Weiteren zeigen Unters-uchungen, dass bundesweit 95 Prozent der älteren Menschen täglich mit erheblichen Barrieren in ihrer Wohnung konfrontiert sind. Barrierefreies Wohnen muss daher ein vorrangiges Ziel der kommunalen Wohnungspolitik werden. Ebenso erfordert ein altersgerechtes Wohnumfeld auch Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und einen gut ausgebauten, behindertengerechten öffentli-chen Nahverkehr.

Besonders wichtig wird es nach Ansicht des VdK werden, im Bereich der Pflege die Versorgung der Bürger sicherzustellen. Kurzzeit- und Tagespflegeangebote, ambulante Pflege, betreutes Wohnen und alternative Wohnformen müssen weiterentwickelt werden. Die Kommunen, Kirchengemeinden und Vereine sind darüber hinaus gefordert, Nachbarschaftshilfe und ehrenamtliches Engagement zu unterstützen. Um die Vereinsamung älterer Menschen zu verhindern, sind soziale Netzwerke im Wohnumfeld wie Begegnungsstätten, Bildungs- und Freizeitangebote von großer Bedeutung.

Auch pflegende Angehörige brauchen vermehrt Unterstützungs-, Beratungs- und Entlastungsangebote, da ein Großteil der Pflege direkt in den Familien geleistet wird. Ihre Bereitschaft, unter vielen Entbehrungen zum Teil schwerste Pflegearbeit zu leisten, muss unbedingt erhalten und gefördert werden. Auch dafür setzt sich der VdK, vor allem auf Bundesebene, mit der Forderung nach einer umfassenden, großen Pflegereform ein, über die er auf der Internetseite www.grosse-pflegereform-jetzt.de informiert. Hier sieht der VdK gerade auch die Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises in der Pflicht.

Ziel der angestrebten großen Pflegereform ist es außerdem, Pflegebedürftigkeit frühzeitig zu verhindern. Hierzu gehört die Unterstützung alter Menschen nicht, wie bisher, erst bei erheblicher Pflegebedürftigkeit, sondern bereits wenn sie zunehmend hilfe-bedürftig werden. Mit Beratung, altersgerechter Wohnraumanpass-ung oder hauswirtschaftlichen Hilfen können sie oft noch lange selbstständig in ihren vier Wänden wohnen bleiben. Eine von Sozialhilfe finanzierte Unterbringung im Heim hingegen – sofern es dort einen Platz gibt – belastet die Kommunen finanziell enorm. Der Sozialverband VdK ruft daher die Lokalpolitik auf, beim Thema Pflege vorausschauend zu denken und zu handeln. Ronald Weinschenk: „Der Kreis und die Gemeinden müssen sich auf den demografischen Wandel einstellen und Lösungen auf kommunaler Ebene entwickeln. Wir vom VdK sind gerne bereit, uns daran zu beteiligen."

Quellenhinweis: Die erwähnten Zahlenangaben stammen vom Stat-istischen Bundesamt (Zahl der Pflegebedürftigen 2011), dem Pflegereport 2030 der Bertelsmann Stiftung (prozentuale Zunahme der Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030) sowie dem Statistischen Landesamt (Zahl der Demenzerkrankten 2030).