Aalener Limesmuseum-Sonder-Ausstellungen im Vordergrund
1. Mal Leben u. "Caracalla"-Wirken landesw-
eit: Brudermörder, Kaiser, Tyrann u. Feldherr

Dr. Kempkes: "Vor 1.800 Jahren betrat Ceracella in Nähe des
Kastells Aalen u. Limestors Dalkingen germanischen Boden"


Exklusiv für AIZ-Leser gaben Limes-Museumsleiter Sauerborn (links) u. Kempkes-Assistentin  einen ersten Einblick in die supertolle Aus-stellung als Appetits-Happen.              AIZ-Fotos: Dieter Geissbauer
Aalen. Auch für das Limesmuseum Aalen tritt eine neue Veranstal-tungs-Ära an: Sonderausstellungen sollen in vermehrten Maße noch mehr Menschen als bisher anlocken. Deshalb zeigt das Limesmuseum Aalen die Ausstellung "Caracella - Kaiser Tyrann und Feldherr". Die Ausstellung wurde vom Archälogischen Landes-museum mit finanzieller Unterstützung des Ostalbkreises und der Stadt Aalen realisiert, und darauf ist Aalens Kulturbürgermeister Wolf-Dietrich Fehrenbacher - wie er in einer Pressekonferenz am Dienstag 18. Juni der Presse sagte - zurecht sehr stolz, zumal das Thema "Kaiser Caracalla" den Ostalbkreis durch den Limes mit dem Limestor Dalkingen, aber auch das Kastell Aalen direkt betrifft.

Dass dies der richtige Weg ist noch mehr Besucher nach Aalen zu locken bestätigte Dr. Martin Kempkes vom Landesmuseum in Stuttgart, der mit einem Spezial-Trupp derzeit die sehr informative Ausstellung im Limesmuseum aufbauen lässt. Natürlich am Eingang mit der grimmigen aber maskenbetuchten Büste des Kaisers Caracalla", die "erstmals in ganz Deutschland als Premiere im Limesmuseum in Aalen gezeigt wird". Museumsleiter Sauerborn, und Heidrun Heckmann (Museumsbeauftragte des Ostalbkreises) stimmten dem neuen Trend zu: Nur mit solchen Sonderaus-stellungen die zudem heimatliche Themen betreffen ist die Zukunft der Museen gesichert.

Dr. Martin Kempkes: Mit Sonderausstellungen Museum erweitern.   
Kein Wunder: Vor 1800 Jahren betrat Caracalla, in der Nähe des Kastells Aalen und des Limestores bei Dalkingen germanischen Boden. Sein Feldzug brachte den Grenzprovinzen noch einmal eine Generation lang Frieden, bevor mit den Germaneneinfällen ab 233 n. Chr. das Ende des Limes eingeläutet wurde.

Kulturbürgermeister Fehrenbacher (links) und Museumsexpertinnen.
Dennoch erscheint Caracalla in der römischen Geschichts-schreibung so ambivalent wie kaum ein anderer Kaiser als Brudermörder, wahnsinniger Tyrann, Verfassungsreformer und siegreicher Feldherr. Die Ausstellung präsentiert erstmalig Caracalla und seine Zeit vor dem Hintergrund der archäologischen und historischen Quellen.

Zur Ausstellung erscheint ein Begleitband (erhältlich an der Kasse Limesmuseum) in der Reihe des Philipp von Zabern-Verlages Bild´-bände zur Archäologie" mit vertiefenden Aufsätzen vieler Autoren.    
Neben Nero, der ja immerhin Rom angezündet haben soll, ist Caracalla einer der Kaiser, die in der Uberlieferung am schlechtesten wegkommen. Wahnsinn, Brudermord und Inzest werden ihm vorgeworfen. Doch für den Süden Deutschlands hat er auch eine positive Bedeutung. Sein Feldzug gegen die Germanen 213 n. Chr. brachte mehrere Jahre lang Frieden vor den Angriffen der Stämme, die später als Alamannen in die Geschichte eingehen sollten.

Ein angenehmer Zeitgenosse scheint Caracalla tatsächlich nicht gewesen zu sein: Drei Rassen gehörte Antoninus an, besaß aber überhaupt keine einzige ihrer guten Eigenschaften, vereinigte vielmehr in sich deren sämtliche Fehler: die Unbeständigkeit, die Feigheit und die Verwegenheit der Gallier, die Härte und Grausamkeit der Afrikaner und die Verschlagenheit der Syrer, von denen er mütterlicherseits abstammte." So lautet das vernichtende Urteil des Senators und Geschichtsschreibers Cassius Dio (78,6,la) über den Kaiser Marcus Aurelius Antoninus, heute allgemein bekannt unter seinem Spottnamen Caracalla. Doch das Instrumentarium der römischen Außenpolitik beherrschte er perfekt.

Seine Gegner: Als Grund für Caracallas Germanenfeldzug gibt Cassius Dio (78,13,5) an, dass ein befreundeter Stamm ihn um Hilfe gegen feindliche Gruppen gebeten hätte. Die römischen Vorbereitungen begannen allerdings bereits im Jahr 212 mit umfangreichen Reparaturarbeiten an militärischen Anlagen und Straßen, wovon der Meilenstein aus Sontheim zeugt. Somit wird klar, dass es sich um ein sorgfältig und langfristig geplantes Unternehmen handelte einen Präventivschlag, keine Racheaktion für vorangegangene Angriffe.

Im Vorfeld des obergermanisch-raetischen Limes lagen die nächsten germanischen Ansiedlungen im Maindreieck. Deren Bewohner werden anhand ihrer typischen Keramikgefäße zu den Rhein-Weser- Germanen gezählt, die schon seit mehreren Generationen friedlich vor dem Limes siedelten. Ab Ende des 2. Jh. änderten sich jedoch ganz allmählich die Verhältnisse im germanischen Gebiet. An der unteren Elbe und in der Altmark können anhand von abbrechenden Gräberfeldbelegungen und Siedlungsverschiebungen Wanderungs-bewegungen Richtung Süden beobachtet werden. Zu Beginn des 3. Jh. waren elbgermanische Einflüsse dann auch im Maingebiet angekommen. Auch wenn die römischen Provinzen hiervon noch nicht direkt bedroht wurden, scheint Caracalla und der römischen Armee diese Entwicklung nicht entgangen zu sein.

Der Feldzug: Erste Unternehmungen des Feldzugs erfolgten vermutlich bereits im Frühjahr 213 von der obergermanischen Hauptstadt Mogontiacum/Mainz aus. Am 11. August 213 n. Chr. griff dann der Kaiser persönlich in das Geschehen ein. Nach den Uberlieferungen der Arvalbrüder in Rom überschritt er von der Provinz Raetien aus den Limes. Ausgangspunkt dieser Aktion war die Region um das Kastell Aalen, von dort führte der Weg nach Norden. Germanischen Boden betrat die kaiserliche Armee vermutlich am Limestor von Dalkingen.

Neben der kaiserlichen berittenen Begleittruppe, den equites singulares Augusti, müssen sich auch Abordnungen der besonders kaisertreuen donauländischen Legionen wie der legio II Adiufrix und der legio Xl Claudia in diesem Aufgebot befunden haben. Hinzu kamen noch die von Cassius Db (78,14,1) überlieferten osrhoenischen Bogenschützen als fremdartiges und deshalb besonders schlagkräftiges Kontingent.

Zusammen dürfte das kaiserheer mindestens 3000 bis 4000 Mann umfasst haben. Vermutlich griffen zusätzlich auch die obergermanischen und raetischen Legionen aus Mainz, Straßburg und Regensburg sowie Teile der Hilfstruppen am Limes in die Kämpfe ein. Dieses umfangreiche Aufgebot zeigt die hohe Bedeutung, die Caracalla den Entwicklungen auf germanischem Boden zumaß.

Über den weiteren Ablauf des Feldzugs wissen wir leider nur wenig. Die Hauptauseinandersetzungen scheinen nahe des Mains auf germanischem Siedlungsgebiet stattgefunden zu haben. Seit der sensationellen Entdeckung des in das Jahr 235 n. Chr. datierenden Schlachtfelds am Harzhorn bei Kalefeld erscheint das Vordringen eines römischen Heeres so weit in germanisches Gebiet inzwischen problemlos denkbar.

Caracalla hatte anscheinend sogar selbst in die Kämpfe eingegriffen und musste von seinem Wagenlenker aus einer Gefahrensituation gerettet werden (Cassius Dio 78,13,6). Doch die Auseinande-rsetzung mit den Germanen war nicht nur kriegerischer Natur, auch Friedensverträge wurden mit einzelnen Stämmen geschlossen. Dabei legte Caracalla angeblich ein eigentümliches Verhalten an den Tag: Die Stämme vor Ort, zu deren Hilfe er kam, ließ er niedermetzeln. Den Gesandtschaften aus dem Elbegebiet, also den eigentlichen Aggressoren, machte er hingegen Geldgeschenke, um sie ruhig zu stellen oder als Verbündete zu gewinnen.

Gemianicus Maximus: Caracallas Germanenpolitik verfehlte ihr Ziel nicht, zu recht gab es am 6. Oktober desselben Jahres in Rom ein Dankopfer ob salutem victoriamque Germanicam". Der Süden Deutschlands blieb nach seinem Feldzug eine weitere Generation lang friedlich, bevor ab 233 n. Chr. Uberfälle von elbgermanischen Gruppen auf römisches Staatsgebiet einsetzten. Letztendlich führte dies um 260 n. Ohr. zur Aufgabe des obergermanisch-raetischen Limes und zum Rückzug der Grenze an Rhein und Donau. In den nun freigewordenen ehemaligen Provinzgebieten etablierte sich aus den elbgermanischen Kriegergefolgschaften der Großstamm der Alamannen.

Mit diesen Ereignissen musste sich Caracalla selbst jedoch nicht mehr auseinandersetzen. Nach erfolgreichem Ende des German-enfeldzugs zog er weiter Richtung Osten. Dort kam er 217 auf dem Feldzug gegen die Parther durch ein Komplott unter Führung seines Prätorianerpräfekten Macrinus schmählich zu Tode.

Dr. Martin Kempkes bezeichnete solche Sonderausstellungen als wichtige Komponenten in der Zusammenarbeit zwischen "Stadt und Land: Das hat schon in der Vergangenheit auf der Ostalb vorbildlich geklappt". Zudem gehe in Sachen Sonderausstellungen "nichts mehr ohne verlässliche Partner auf internationaler ebene: So konnte diese 1. Ausstellung über den Kaiser seinen einst schlechten und grimmigen ruf korrigieren, aber ihn auch als "entschlossenen Feldherr" und keinesfalls verrückt in ne gesetzt werden, weil dies der Wahrheit entspreche.

Schriften kann Museumsexpertin in Deutsch gerne übersetzen.       
Nicht etwa dass der Kaiser "seinen Bruder als Tyrann ermordete" stehe im Mittelpunkt, sondern sondern der "Aufhänger ist sein Feldzug über den Limes von 1.800 Jahren hier auf der Ostalb". In Zukunft würden solche größeren Sonderausstellungen weiter auch in aalen geplant.

Die erste gemeinsame Runde durch die noch nicht fertige aber sehr attraktive Ausstellung belegt fast das ganze Geschoss und dafür sollzte man auch kinder und viel Zeit mitbringen, weil die Texte zwar kurzgefa´ßt sind aber alle gelesen werden sollten um zu begreifen wer Kaioser Caracalla" einst war und für die heutige römische und Limes-Geschichte der Ostalb bedeutet. Die Ausstellung ist von/seit 21. Juni bis 3. November 2013 zu sehen und ist vor allem auch für Klassen und Geschichts-Muffel empfehlenswert. Dieter Geissbauer










"Sehr gut" auch für Texte und Grafiken die toll eingebunden wurden .