Warum gibt es derzeit noch so wenige fröhliche Rap-Texte?
Mix aus Kabarett und Comedy bei
2. "Lachnacht" in Stadthalle Aalen

"Irgendwann hat doch die Optimierung ihren Zenit übers-chritten. Kein Wunder, dass wir aussterben, sexy geht anders"

Mit einem fantastischen Mix aus Kabarett und Comedy startet der Kleinkunst-Treff ins Jahr 2019. Am Freitag, 18. Januar findet die zweite gelungene "Aalener Lachnacht" in der Stadthalle Aalen statt.
Aalen. Mit einem fantastischen Mix aus Kabarett und Comedy startet der Kleinkunst-Treff ins Jahr 2019. Am Freitag, 18. Januar findet die zweite Aalener Lachnacht in der Stadthalle Aalen statt. Das abwechslungs- und temporeiche Programm wird moderiert von Ole Lehmann. Lehmann begibt sich dabei auf die Suche nach fröhlichen Menschen und fragt: Warum haben so viele Menschen ihre unbeschwerte Art verloren? Wann sind die Worte 'Danke' und 'Bitte' verschwunden? Warum gibt es so wenige fröhliche Rap-Texte? Warum wird Ole als Homo beschimpft, wenn es doch nur der lateinische Ausdruck von 'Mensch' ist? Und warum bedeutete das englische Wort 'Gay' früher 'Fröhlich' und heute ,Schwul'? Während Ole diesen Fragen auf den Grund geht, erweitern seine Gäste den kabarettistischen Horizont.

Patrizia Moresco erhebt sich wie Phönix aus der Flasche, gegen den neuen Zeitgeist. Nichts und Niemand bleibt verschont, am wenigsten sie selbst. Wie ferngesteuert sind wir? Mit intergalaktischer Geschwindigkeitrasen wir durchs Leben, mutieren zu Smartphone Zombies. Den Blick, statt auf die Welt, aufs Display fixiert.

Chatten statt reden, twittern statt flirten, bloggen statt poppen. Was zählt ist die optimale Ausnutzung des Terminkalenders, Quality time inklusiv. Coffee to Go und Red Bull halten uns auf Trab und zum Entspannen hecheln wir ins Yoga. Selbstverwirklichung ist keine Option mehr, sondern Pflicht! Und das bitte zackig, irgendwo zwischen Gärtnern und Burn out, damit man noch mit dem Thermomix App eine vegan Gluten freie Suppe kochen kann. Wir sollen selbstkritisch sein, uns aber akzeptieren wie wir sind, ehrgeizig wie Spitzensportler, dabei gelassen wie ein Zen-Mönch, die Wut niemals unterdrücken, aber immer positiv denken. Irgendwann hat doch die Optimierung ihren Zenit überschritten. Kein Wunder, dass wir aussterben, sexy geht anders.

Frederic Hormuth hält mit seinem leuchtend roten Notaus-Taster die Maschinerie unseres hochtourigen Alltags an. Um zu schauen, was passiert ist und wen es wie erwischt hat. Um kabarettistisch Erste Hilfe zu leisten mit lindernden, hochdosierten Gags und Songs, die sich wie ein schützender Verband auf unsere Hirnwindungen legen. Und dort alles zusammen halten. Als Buzzer ist Hormuth eine Art Crash-Kur gegen den Knoten im Kopf. Wenn er "gebuzzt" hat, sitzt der Zuschauer mit ihm im ruhigen Auge des Bullshit-Tornados und wundert sich, was da so alles an ihm vorbeifliegt.

Vera Deckers beobachtet als Psychologin ihr Umfeld und es scheint, als hätten die Narzissten die Macht übernommen: Verpa-ckung ist wichtiger als Inhalt. Aufmerksamkeit ist die globale Wahrung. Existent ist nur noch, wer online ist - und der Lauteste gewinnt. Helikopter-Eltern halten Zucker für das neue Heroin.

Teenies schuften als Influenzer im YouTube- Tagebau. Selbstop-timierer zählen Schritte, Rülpser und das nächtliche Schnarchen. Solche Zeiten erzeugen Selbstzweifel: Kann Kabarett am Puls der Zeit sein, wenn man nicht mal `ne Pulsuhr hat? Aber die studierte Psychologin findet auch Beruhigendes. Wissenschaftliche Studien belegen: Gelegenheitstrinker leben länger als Leute, die gar keinen Alkohol trinken!

Daniel Helfrich spielt ein Best-Of seiner mittlerweile vier Bühnen-programme. Sich virtuos am Klavier. Begleitend, spielt er sich in die Gehörgänge der Zuschauer und packt sie, nimmt sie mit und führt sie um die Ecke. Das ist gesellschafts-, medien- und konsum-kritisches Kabarett in skurriler Weise dargeboten. Er will nicht nur wortspielen, sondern auch sprachbeißen. Redensarten werden verkehrt, Begriffe neu gekreuzt, er collagiert und montiert neu. Das gilt ebenso für das Patchwork-Oeuvre seiner musikalischen Zitate und Stilimitate. Er hat immer einen Ohrwurm an der Angel. Helfrichs Performance ist eine Mischung aus mitreißender Klaviermusik und inbrünstig vorgetragenen, herrlich schrägen, mal mehr, mal weniger ernst zu nehmenden Texten. Das Ergebnis ist skurriles geistreiches Klavierkabarett mit absoluter Lachgarantie.

Karten gibt es in der Tourist-Information Aalen, Telefon: 07361 52-2358 und unter www.eventim.de