Die fetten Menschen sind übergewichtig wegen "Adipositas":
Über 17.000 suchten Hilfe bei Ärzt-
en im OAK u. in Kreis Heidenheim
Stark übergewichtige Menschen leiden unter Situation u. br-
auchen Zuspruch+professionelle Hilfe und keine Ausgrenzung

Das Schönheitsideal oder einfach nur fett?  Das ist immer eine Frage des Blickwinkels. Die AOK Ostwürttemberg plädiert für mehr Respekt und weniger Ausgrenzung von adipösen Menschen. Auf dem Bild die Skulptur Yolanda von der Künstlerin Miriam Lenk.       
Aalen. Übergewichtig – und dann? Fettleibigkeit, Fachbegriff Adipositas genannt, ist eine Krankheit, bei der Menschen Unterstützung und Zuspruch brauchen. "Dicke schwitzen wie die Schweine … Stopfen, fressen in sich rein.“ Marius Müller-Westerhagen hat mit seinem Lied „Dicke“ vor 40 Jahren einen Hit gelandet. „Dünn bedeutet frei zu sein.“ Solche Bilder in den Köpfen sind in Zeiten von Sendungen wie Germanys Next Topmodel noch stärker verbreitet als früher. „Stark übergewichtige Menschen leiden unter Ihrer Situation und brauchen Zuspruch und professionelle Hilfe und keine Ausgrenzung“, sagt Ernährungsberaterin Silvia Frank von der AOK Ostwürttemberg. „Einfache Lösungsvorschläge sind hier unangebracht.“

Von starkem Übergewicht oder Adipositas sprechen Mediziner, wenn der Anteil der Fettmasse am Körpergewicht bei Frauen mehr als 30 Prozent und bei Männern mehr als 20 Prozent beträgt. Der Körper-Massen-Index, kurz BMI genannt, ermöglicht es, den Fettanteil indirekt abzuschätzen. Ab einem Wert von über 30 spricht man von Adipositas.

Die Gesundheitskasse hat 12.307 bei der AOK in der Region –  7.575 im Ostalbkreis und 4.732 im Landkreis Heidenheim – versicherte Menschen identifiziert, die wegen Adipositas 2017 in ärztlicher Behandlung waren. Es sind rund ein Drittel mehr Frauen, die dieses Krankheitsbild haben. Die Anzahl der Betroffene wird wesentlich höher liegen, da viele stark Übergewichtige nicht in medizinischer Behandlung sind. Während der  Ostalbkreis unter dem Landesdurchschnitt liegt, sind im Landkreis Heidenheim prozentual mehr stark Übergewichtige anzutreffen.

„Die Menschen mit schwerem Übergewicht haben nicht nur gesundheitliche Nachteile“, betont Frank. „Sie stecken häufig auch in einem Teufelskreis, weil sie sich aufgrund der gesellschaftlichen Stigmatisierung und Ausgrenzung zurückziehen und ihren Frust durch das Essen ungesunder Nahrung und ungesunder Mengen abbauen möchten.“

Ernährungsberaterin Frank sieht bei der Volkskrankheit Adipositas den Staat, die Lebensmittelindustrie und die Zivilgesellschaft in der Verantwortung. „Die AOK fordert schon seit längerem die Ampel auf den Verpackungen von verarbeiteten Lebensmitteln, damit die Verbraucher sich leichter orientieren können und weniger Zucker, Fett und Salz konsumieren.“

Um diese gesellschaftlichen Negativentwicklung zu stoppen, muss früh bei den Jüngsten angesetzt werden.  Das ist auch nötig, den 2017 waren landesweit fast 5000 Kinder im Alter von eins bis neun Jahren wegen starkem Übergewicht in Behandlung.

Mit dem Präventionsprogramm JolinchenKids für Kitas und Kinder-gärten versucht die Gesundheitskasse früh, Wissen über gesunde und ungesunde Ernährung in die Köpfe der Kinder und deren Eltern zu bringen.  „Kinder lernen von ihren Vorbildern. Ihr Ess- und Trink-verhalten schauen sie sich vor allem von der Familie ab. Auch wie aktiv und sportlich Kinder sind, hängt stark vom Lebensstil der Familie ab.“

Die AOK Ostwürttemberg bietet eine Ernährungsberatung an. Silvia Frank: „Gerade bei jüngeren Menschen ist es wichtig, die ganze Familie mit einzubeziehen. Es müssen Verhaltensänderungen auch im direkten Umfeld der Betroffenen stattfinden – und hier geht es nicht nur allein ums Essen, sondern auch um Themen, wie Wertschätzung und Respekt.“AOK-Foto oben:AOK Ostwürttemberg