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"Stärken,
Schwächen, Chancen, Risiken im Bildungsbereich":
"Im Ostalbkreis
hat sich Sprichwort von der
Beständigkeit des Wandels wieder bestätigt"
"Mit der Arbeitslosenquote von rund 4,5 Prozent im Agentur-
bezirk ins Jahr 2011 gestartet. Mittlerweile nur noch 3,5 %"
Jahresrückblick 2011 von Landrat Klaus
Pavel
Aalen. Liebe Bürgerinnen und
Bürger, das Jahr 2011 war ein Jahr des Wechsels, der Veränderungen und der
Wende. Am 27. März haben die Baden-Württemberger einen neuen Landtag gewählt
und sich für einen Regierungswechsel entschieden. Nach mehr als fünfzig
Jahren wurde damit die schwarz-gelbe Regierung durch ein grün-rotes Bündnis
abgelöst. Mit dem Regierungswechsel verband sich nach der verheerenden
Atomkatastrophe im japanischen Fukushima auch eine landes- und bundesweite
Energiewende. Verändert hat sich mit der neuen Landesregierung die
Einbeziehung der Bürgerschaft in die politische Willensbildung.

Landrat Klaus
Pavel blickt weiter optimistisch in unsere Zukunft.
Erstmals in der Geschichte Baden-Württembergs konnten die Wählerinnen und
Wähler bei einer Volksabstimmung am 27. November direkt über das weitere
Vorgehen bei der Umsetzung des Bahnprojekts Stuttgart 21 entscheiden. Dieses
Projekt hat die Bevölkerung landesweit und im Ostalbkreis polarisiert wie
selten ein Thema zuvor und viel Bürgerengagement sowohl bei Befürwortern als
auch bei Gegnern mobilisiert.
Auch im Ostalbkreis hat sich das Sprichwort von der Beständigkeit des
Wandels wieder bestätigt. Im Rahmen der Umsetzung von Einspar- und
Optimierungspotenzialen hat sich der Kreistag des Ostalbkreises im Frühjahr
intensiv mit den Angeboten des öffentlichen Personennahverkehrs befasst. Zur
Reduzierung des millionenschweren Defizits um rund zwei Millionen Euro
wurden die ersten konkreten Maßnahmen auf den Weg gebracht. Dazu gehören
Kürzungen von Zuschüssen an Verkehrskooperationen, bei Angeboten und
Fahrpreisen und die Erhöhung der Eigenanteile bei der Schülerbeförderung.
Mit einer Arbeitslosenquote von rund 4,5
Prozent sind wir im Agenturbezirk ins Jahr 2011 gestartet. Mittlerweile ist
diese Quote auf 3,5 Prozent gesunken und liegt damit noch unter dem
landesweiten Durchschnitt. Trotzdem sind rund 5 700 Personen arbeitslos
gemeldet. Dem gegenüber steht ein wachsender Bedarf an qualifizierten
Fachkräften, den wir für die Unternehmen in unserer Region gemeinsam mit
vielen weiteren Akteuren befriedigen wollen. Anfang Oktober haben wir beim
Fachkräfteforum auf Schloss Kapfenburg mit Bundesarbeitsministerin Ursula
von der Leyen den Startschuss für diese Initiative gegeben.
Im Bereich der Grundsicherung für Arbeitssuchende, besser bekannt unter dem
Begriff Hartz IV, konnten wir nach unserer Zulassung als Optionskommune die
Vorbereitungen dafür treffen, das Jobcenter in die Landkreisverwaltung zu
integrieren. Ab 1. Januar 2012 werden wir als kommunaler Träger in
alleiniger Zuständigkeit die Grundsich-erung für Arbeitssuchende als Aufgabe
übernehmen. Trotz der Kürzungen, die mit der sogenannten Instrumentenreform
des Bundes einhergehen, gehen wir davon aus, dass wir mit kreativen Ideen
und neuen Konzepten den langzeitarbeitslosen Menschen im Kreis zu mehr
Beschäftigung verhelfen können. Mit dazu beitragen soll auch die jüngste
Initiative des Fördervereins Regionales Bündnis für Arbeit, bei der seit
einigen Wochen in den katholischen und evangelischen Kirchen im Ostalbkreis
prominente Persönlichkeiten aus unserer Region mit einer Predigt- und
Kollektenaktion für die Unterstützung von Langzeitarbeitslosen werben.
In engem Zusammenhang mit einem erfolgreichen Berufsleben steht das Thema
Bildung, das bereits ab dem frühkindlichen Bereich den weiteren Werdegang
beeinflusst. Als einer der ersten Landkreise konnten wir im April unseren
Bildungsbericht der Öffentlichkeit vorstellen. In diesem Bericht haben wir
erstmals Stärken, Schwä-chen, Chancen und Risiken im Bildungsbereich auf
Ebene des Landkreises aufgezeigt und gleichzeitig Grundlagen geschaffen zur
Formulierung von strategischen Bildungszielen. Die Erkenntnisse aus unserem
Bildungsbericht konnten wir mit Kultusstaatssekretär Dr. Frank Mentrup im
Juli bei der ersten Bildungskonferenz des Ostalbkreises präsentieren;
gleichzeitig haben wir Handlungsmöglichkeiten für eine Bildungsoffensive
formuliert und mit über 200 Teilnehmern weiterentwickelt.
Der neue Ministerpräsident Winfried
Kretschmann besuchte im Juni als ersten Landkreis den Ostalbkreis und
informierte sich über aktuelle Themen. Neben den Aktivitäten im
Bildungsbereich wurden dem Ministerpräsidenten unter anderem auch die
Strategien des Ostalbkreises für eine flächendeckende Breitbandversorgung
präsentiert. Im Verbund mit unseren Städten und Gemeinden wollen wir auf
Grundlage einer Machbarkeitsstudie Lösungen für den Ausbau und den Betrieb
eines Glasfasernetzes direkt bis zum Endkunden entwickeln.
Am 27. Mai konnten wir das ehemalige
Schwäbisch Gmünder Margaritenhospital als interdisziplinäres Haus der
Gesundheit seiner Bestimmung übergeben. Mit Investitionen in Höhe von 15,2
Millionen Euro wurden die Voraussetzungen für moderne Strukturen der
medizinischen Dienstleistung auf rund 8 000 m² Nutzfläche realisiert. Mit
den vielfältigen medizinischen Dienstleistungen kann das medizinische
Angebot der bestehenden Praxen im Zentrum Schwäbisch Gmünds und des
Stauferklinikums in Mutlangen ergänzt werden. Nachdem die Zusammenführung
der Kliniken am Standort Mutlangen abgeschlossen werden konnte, haben wir
die Entwicklung von medizinischen Angeboten kontinuierlich fortgesetzt, und
so können wir seit März diesen Jahres eine ambulante Palliativversorung für
den Ostalbkreis anbieten. Seit September haben Patienten auch die
Möglichkeit, ihre orthopädische Rehabilitationsmaßnahme am Stauferklinikum
durchzuführen.
Bedingt durch die Schließung der Geriatrischen Rehabilitationsklinik der
Samariterstiftung in Aalen hat der Kreistag entschieden, am Ostalb-Klinikum
in Aalen ein Zentrum für Altersmedizin einzurichten. Damit wollen wir ab dem
kommenden Jahr die bestehende Versorgungslücke schließen und bieten am
Aalener Klinikum stufenweise die gesamte Behandlungskette der Altersmedizin
von der akuten Phase über die Frührehabilitation, die geriatrische
Rehabilitation, die tagesklinische Versorgung und die Prävention an. Ein
weiterer Investitionsschwerpunkt am Aalener Klinikum sind der Neubau und die
Sanierung der Frauenklinik. Kurz vor Weihnachten 2010 haben wir diese
Baumaßnahme gestartet, in 18 Monaten Bauzeit wollen wir den rund 21
Millionen teuren Bau realisieren.
Am Klinikstandort Ellwangen läuft derzeit der vierte und letzte Bauabschnitt
für die Innere Medizin, für den wir Ende Juli Richtfest feiern konnten.
Trotz boomender Wirtschaft blieb aufgrund des engen Finanzkor-setts der
Landkreisverwaltung für Investitionen in anderen Bereichen kaum Spielraum.
Sehr betroffen machte uns
Ende Oktober die Nachricht aus dem Bundesverteidigungsministerium, dass der
Bundeswehrstandort Ell-wangen de facto geschlossen wird. Gemeinsam mit der
Stadt Ellwangen gilt es nun, den Plan Z wie Zukunft umzusetzen und kreative
Ideen für eine Folgenutzung des Areals zu entwickeln.
Spielraum für kreative Ideen bietet uns auch die Energiewende. Längst schon
haben wir das Formulieren von energiepolitischen Zielen als kreispolitische
Aufgabe wahrgenommen. Mit unserem Beratungszentrum EnergiekompetenzOstalb
e.V. in Böbingen und den Energieversorgungsunternehmen im Kreis stehen wir
in einem guten Kontakt. In unseren eigenen Einrichtungen haben wir in den
vergangenen Jahren den Anteil erneuerbarer Energien deutlich erhöht, auch
bei der energetischen Sanierung sind wir konsequent vorangegangen.
Bei der Umsetzung der Energiewende in unserem Land stehen wir also auf einem
guten Startplatz. Wir werden weiterhin Energie-sparpotenziale bei unseren
Altbauten optimieren. Das Innovations-zentrum für Anlagen- und
Energietechnik am Kreisberufsschul-zentrum Ellwangen, das wir im September
eingeweiht haben, wird hierbei ebenfalls eine maßgebliche Rolle spielen
können.
Um den Ausbau der Windkraft im Ostalbkreis sinnvoll voran zu treiben, stehen
wir bereits in engem Kontakt mit unseren Kommunen. Gemeinsam haben wir vor
wenigen Wochen begonnen, ein abgestimmtes Standortkonzept auf den Weg zu
bringen.
Seit der Kreistag im Mai 2010 die Klimaschutzinitiative Ostalbkreis
beschlossen hat, haben wir viele Konzepte entwickelt. Um unser formuliertes
Ziel, nämlich bis 2025 die Hälfte des gesamten Energie- und Wärmebedarfs im
Ostalbkreis über regenerative Energien zu decken, erreichen zu können, haben
wir bei unserem dritten Klimaforum Anfang Dezember mit Minister Franz
Untersteller offiziell die „Energieoffensive Ostalb" ausgerufen.
Trotz stringenter Sparvorgaben ist es den Beschäftigten der Kreisver-waltung
in diesem Jahr wiederum gelungen, ein enormes Pensum abzuarbeiten. Die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Forstver-waltung haben im „Jahr der
Wälder" 2011 ein abwechslungsreiches ganzjähriges Veranstaltungsprogramm auf
die Beine gestellt. Der EUROPoint Ostalb im Aalener Landratsamt hat mit
einer bemerkenswerten Veranstaltung im Schwäbisch Gmünder Congress-Centrum
Ende Oktober zum Thema Schulden- und Eurokrise auf sich aufmerksam gemacht.
Ebenfalls Ende Oktober hat die Pressestelle das neue Kreisporträt „Der
Ostalbkreis - ganz persönlich", ein über 300 Seiten umfassendes Buch, in dem
namhaften Autoren ein emotionales und abwechslungsreiches Bild des
Ostalbkreis zeichnen, veröffentlicht.
Ihr 60-jähriges Bestehen feierte unsere Erziehungs- und
Familienberatungsstelle im November mit einer Jubiläumsveran-staltung. Der
Bereich Wirtschaftsförderung konnte über die EU-Strukturförderung rund 4,5
Millionen Euro an Fördermitteln in den Ostalbkreis holen, womit wir im
landesweiten Ranking deutlich an erster Stelle liegen. Diese und viele
weitere Projekte und natürlich auch die vielen laufenden Beratungs-,
Verwaltungs- und Genehmig-ungstätigkeiten hat die rund 1 700-köpfige
Kreisverwaltung des Ostalbkreises im Jahr 2011 im konstruktiven Miteinander
mit unseren politischen Mandatsträger im Kreistag erledigt.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön allen Mitar-beiterinnen und
Mitarbeitern für Ihr Engagement! Weiterer Dank an unsere Abgeordneten in
Stuttgart, Berlin und Brüssel. Für die gute Zusammenarbeit innerhalb unserer
kommunalen Familie ein herzliches Dankeschön an alle Oberbürgermeister,
Bürgermeister, Gemeinde- und Ortschaftsräte in unseren Kommunen. Und
schließlich ein herzlicher Dank auch für die gute Zusammenarbeit mit Presse,
Rundfunk und Fernsehen und für die faire und aktuelle Berichterstattung über
die Kreispolitik.
Ihnen allen, liebe Bürgerinnen und Bürger, wünsche ich für das kommende Jahr
Gottes Segen, Gesundheit und persönlichen Erfolg!
gez. Klaus Pavel
Landrat des Ostalbkreises |