Dekan Drescher nannte Demonstranten "Brüder/Schwestern":
„Je suis Charlie“ weltweit zum kollektiven
Ausdruck des Mitgefühls und der Solidarität
"Die Welt ist für Moment jedenfalls enger zusammen gerückt
um zusammen zu stehen gegen aktuellen Terror und Gewalt"

Das ist nicht nur gelebte Ökumene sondern auch eine Demon-stration der Gemeinsamkeit: Im Rathausfoyer am Mittwochabend die Dekane Ralf Drescher (links) und Dr. Pius Angstenberger mit "Friedenskerze".                                 AIZ-Fotos: Dieter Geissbauer

Aalen. Für das EVANGELISCHE DEKANATAMT AALEN nahm Dekan Ralf Drescher am Mittwoch dem 21. Januar bewaffnet mit warmen Mantel und Hut an der Friedenskundgebung vor dem Aalener Rathaus teil und hat in seiner Rede tiefe Betroffenheit darüber hibnterlassen, wie nah doch und fern die Paris-Morde uns auch auf der Ostalb erreichen könnten, aber hier nannte sogar der Iman aus Aalen die in Pari tötenden Mosline "Mörder" und der Iman als auch Dekan Drescher haben den "blutigen Anschlag" gemeinsam verurteilt.

Übergabe der "Friedenskerze" an Landrat und OB T. Rentschler.     
Hier also die Rede im Original und ungekürzt von Dekan Ralf Drescher: Sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Gäste von nah und fern, Schwestern und Brüder, vielleicht ist es gut, noch einmal zusammen zu kommen und sich der dramatischen Er-eignisse zu erinnern?! Vielleicht ist es gut, mit einem gewissen Abstand noch einmal inne zu halten, um zu verstehen und einzuordnen, was geschehen ist?!

Der SWR-Reporter wagte sich sogar in die erste Reihe für einen guten O-Ton. Alle fühlten sich bei der Kundgebung Aalen "sicher".   
Vor zwei Wochen wurde der blutige Anschlag auf das Satirema-gazin Charlie Hebdot und auf das jüdische Lebensmittelgeschäft im Herzen Frankreichs verübt. Menschen wurden auf brutale Weise ums Leben gebracht, die Welt in Angst und Schrecken versetzt. In zahlreichen Kundgebungen wurde seither der Opfer gedacht. „Je suis Charlie“ wurde weltweit zum kollektiven Ausdruck des Mitgefühls und der Solidarität.

Bild für die chonik: Amtierende Dekan Drescher und Es-Dekan Haller
Die Welt ist - für einen Moment jedenfalls - enger zusammen gerü-ckt, um zusammenzustehen gegen Terror und Gewalt. Auch wir, hier in Aalen, reihen uns ein, beziehen Position und verurteilen diesen Anschlag entschieden.

Für mich persönlich drängt sich jetzt aber auch die Frage auf, ob es nicht doch sinnvolle Grenzen der freien Meinungsäußerung geben müsste - und zwar im Sinne einer ethischen Selbstverpflichtung, insbesondere der Medien.

Eines muß man zugestehen: Ein Lob haben sich die drei gesich-teten uniformierten Polizisten und etwas über 100 Ordnungsamts-Mitarbeiter verdient: Alle haben umsichtig gehandelt und sich im Hintergrund gehalten und mussten kein einziges Mal eingerifen!       
Satire und Karikatur sind kein Selbstzweck und müssen nicht zwangsläufig die Würde und das persönliche Empfinden verletzen. Anderenfalls setzen sie sich dem Genereal-Vrdacht der schieren Profitgier aus.

Das kann und das darf man auch anderes sehen, aber ich distanziere ich mich hier wiederum persönlich - ganz bewusst - und sage: „Je ne suis pas Charlie!“ (ich bin nicht Charlie).

Sogar das französische Fernsehen drehte einen Film in Aalen...      
Achten wir darauf, dass wir jetzt nicht polarisieren und uns gegenseitig in bestimmte Ecken drängen. Denn das verhärtet die Positionen und schürt am Ende nur wieder Verunsicherung und Hass.

Und nehmen wir die Fragen und Ängste der Menschen ernst, die sich sorgen und jeden Montag auf die Straße gehen. Auch das wäre ein wichtiger Beitrag zum Frieden und zur Stabilität der Gesellschaft.

Hier ist in erster Linie die Politik gefragt, überzeugende und verständliche Antworten zu formulieren. In diesem Sinne verstehe ich schließlich auch den Auftrag der Kirchen und möchte schließen mit einem Zitat des Apostels Paulus aus dem Römerbrief (in Auszügen). Paulus schreibt:

Die Liebe sei ungeheuchelt! Distanziert euch von dem Bösen. Haltet fest am Guten! In der Geschwisterliebe seid herzlich gegeneinander; in der Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor! Im Eifer lasst nicht nach, seid brennend im Geist und dient dem Herrn! Seid fröhlich in der Hoffnung, [das alles gut wird], in Bedrängnis haltet stand und seid beharrlich im Gebet! […] übt willig Gastfreundschaft! Segnet, die euch verfolgen; segnet und flucht nicht!

Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden! Seid gleich gesinnt gegeneinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen; […] Seid untereinander eines Sinnes. Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid auf das bedacht, was in den Augen aller Menschen gut ist. […] Und  soviel an euch liegt, so haltet mit allen Menschen Frieden. (Römer 12,9-18)

Dekan Drescher stand natürlich mit Friedenskerze im Vordergrund (links). Rechts Ex.Landrat Dr. Wabro und Ex-BM Dr. Schwerdtner.  
Soweit der Apostel Paulus mit seiner Friedensbotschaft - für uns hier in Aalen! Als äußeres und sichtbares Zeichen dieses Friedens wollen wir - Christen und Muslime - nachher dem Landkreis und der Stadt symbolisch eine Kerze überreichen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Ralf Drescher
Dekan des Evangelischen Kirchenbezirks Aalen
Die AIZ wird noch ausführlich darüber berichten.