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Echte Handgranate war
die schärfste Waffe im Rathaus:
OB sitzt auf dem
Pulverfass: 280 Waffen und
40 Kilogramm
Munition im Aalener Rathaus
Wegen dem scharfen Fund aus dem ersten
Weltkrieg rückte
sogar der Kampfmittelbeseitigungs-Dienst aus Stuttgart an

Nach
Winnenden: Vvele Gewehre im Aalener Rathaus "entsorgt".
Aalen. Bis zum Ende der
Amnestieregelung für die Abgabe illegaler Waffen sind im Aalener Rathaus 280
Pistolen, Gewehre, Revolver und zirka 40 Kilogramm Munition abgegeben
worden. Wegen einer Handgranate aus dem ersten Weltkrieg rückte sogar der
Kampfmitt-elbeseitigungsdienst aus Stuttgart an.
Besonders viel zu tun hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Aalener Rechts- und Ordnungsamtes in den letzten Wochen vor dem
Jahreswechsel. Viele Waffenbesitzer ohne waffenrechtliche Erlaubnis nutzten
die Chance bis zum 31. Dezember 2009, sich der Waffen samt Munition zu
entledigen, ohne mit einer Strafanzeige rechnen zu müssen. „Von den 280
Waffen und den 40 Kilogramm Munition sind bis zu einem Viertel aus illegalem
Besitz" schätzt Dietmar Kutscherauer vom Rechts- und Ordnungsamt. Die
Resonanz auf die Amnestieregelung nach dem tragischen Fall in Winnenden im
März 2009 sei von Anfang an groß gewesen, zum Jahresende aber noch-mals
deutlich angestiegen, erklärt Kutscherauer.
Geladene Pistolen,
Gewehre und Revolver
im Amt auf den Beamten-Schreibtisch gelegt

Erschrakebn sogar Aalener
Beamte: Handgranate ins Amt gebracht.
Gute technische Kenntnisse setzt der
Job in der Waffenbehörde voraus. Oftmals haben die Eigentümer die Waffen
schon unbrauchbar gemacht, aber es kommt auch vor, dass den Mitarbeitern
geladene Pistolen, Gewehre und Revolver auf den Schreibtisch gelegt werden.
„Bei Pistolen ist das besonders tückisch, denn jede Waffe ist technisch
anders zu bedienen. Wir haben zum Glück einen Kollegen im Rathaus, der
Sportschütze ist und der uns in besonders schwierigen Fällen hilft", so
Kutscherauer.
Das spektakulärste abgegebene Stück war eine Handgranate aus dem ersten
Weltkrieg. „ Wir waren erst einmal geschockt, als uns ein Aalener Bürger
diese noch funktionsfähige Handgranate in einer Tragetüte auf den Tresen
legte" berichtet der Sachbearbeiter. Der telefonisch informierte
Kampfmittelbeseitigungsdienst gab die Anweisung, das Büro und die
angrenzenden Zimmer zu räumen und Fenster und Verbindungstüren zu schließen.
Eine Stunde später trafen die Männer aus Stuttgart ein und entsorgten die
Waffe nach ausführlicher Begutachtung.
Registrieren,
informieren, kontrollieren: Blo-
ckiersystem für Erbstücke, "legale Waffen"
Die Information der 1.400 registrierten
Waffenbesitzer in Aalen und die Kontrollbesuche in der zweiten Jahreshälfte
waren weitere Schwerpunkte des Rechts- und Ordnungsamtes im Jahr 2009. „Wir
haben keine negativen Überraschungen erlebt" berichtet Kutsche-rauer. „Die
meisten hatten Verständnis für unseren Besuch und alle hatten ihre Waffen
und Munition vorschriftsmäßig verschlossen". Die offensive
Informationspolitik von Jagdverbänden und vom württembergischen
Sportschützenverband (WSV) im Vorfeld sei sehr hilfreich gewesen, so
Kutscherauer.
In den nächsten Monaten hat das Rechts- und Ordnungsamt die Antworten der
1.400 Waffenbesitzer zu bearbeiten. Wer eine Waffe geerbt hat, muss ein
Blockiersystem einbauen lassen oder das Stück einem Berechtigten überlassen.
Auch das muss kontrolliert werden. „Legale" Waffen und Munition können
weiterhin freiwillig beim Rechts- und Ordnungsamt abgegeben werden.
Regelmäßig wird der Bestand, der sicher in einem Tresorraum zwischengelagert
wird, fachgerecht entsorgt und verschrottet. |