Sogar Regierungspräsident Reimer zeigte sich "begeistert":
Eingeweihtes Seeschwalbenfloß
eröffnet "neuen Bucher Brutplatz"
Naturschutzgebiet Vorbecken Buch:Neu eingeweihtes Seesch-
walbenfloß eröffnet neuen Brutplatz für Fluss-Seeschwalben

Die Flussseeschwalbe          AIZ-Fotos: Regierungspräsidium Aalen
Ellwangen/Rainau-Buch. Am 8. November 2018 wurde das Seeschwalbenfloß ins Wasser gelassen und seiner Bestimmung übergeben. Regierungs-präsident Wolfgang Reimer ist begeistert: „Seit Jahren schon hat der NABU Ellwangen im Frühjahr Fluss-Seeschwalben beobachtet. Leider scheiterte eine Ansiedlung der auffälligen Wasservögel an geeigneten Brutstätten. Daher hat das Regierungspräsidium Stuttgart jetzt eine künstliche Nistmöglichkeit geschaffen, ein sogenanntes Seeschwalbenfloß.“ Die Idee der schwimmenden Nistmöglichkeiten stammte vom NABU. Bei der Umsetzung wirkten das Regierungspräsidium Stuttgart, der NABU Ellwangen sowie der Landschaftserhaltungsverband Ostalbkreis (LEV) zusammen. Ein örtlicher Schreinereibetrieb hat die etwa 10 Quadratmeter große Plattform angefertigt. Sie besteht aus Schwim-mkörpern, eingefasst von Eichenholzbalken.

Das NSG-Vorbecken in Buch.                                                      
Eine niedere Umzäunung mit Maschendraht soll verhindern, dass schwimmende Räuber wie Füchse eindringen oder Enten und Gänse die Plattform besetzen. Der Boden der Plattform trägt eine Schicht Kies. Zwei Betonanker sorgen dafür, dass das Floß nicht davonschwimmt und sich den Wasserständen des Vorbeckens anpassen kann. Die Kosten in Höhe von rund 6.000 Euro wurden aus Ersatzzahlungen der Stiftung Naturschutzfonds finanziert. Die Fluss-Seeschwalbe brütet im Binnenland normalerweise auf Kiesinseln und an Kiesstränden von Flüssen oder an geschützten Ufern von Seen und Weihern. Da beides im Naturschutzgebiet Vorbecken Buch nicht ausreichend vorhanden ist, die sonstigen Umweltbedingungen aber günstig sind, wird nun das Seeschwalbenfloß erprobt.

Seeschwalbenfloss-Vorbecken in Rainu Buch.                                
„Wir sind hoffnungsvoll, dass es der Fluss-Seeschwalbe mit dem Floß ermöglicht wird, erfolgreich zu brüten“, so Wolfgang Reimer. Die künstliche Nistplattform habe auch gegenüber natürlichen Nistplätzen den Vorteil, dass sie Überschwemmungen durch Star-kregen oder Hochwasser besser standhielt. Im LEV habe man einen zuverlässigen Partner für die künftige Pflege und Betreuung der Plattform gefunden. Das Vorbecken Buch, ein künstliches Wasser-rückhaltebecken an der oberen Jagst auf dem Gebiet der Gemeinden Rainau und Westhausen, wurde 1990 vom Regierungspräsidium Stuttgart zum Naturschutzgebiet erklärt.

Zu Recht, wie sich herausstellte, denn die Wiederansiedlung von Vögeln übertraf alle Erwartungen. Das Speicher- und Rückhalte-becken war 1981 gebaut worden. Zusammen mit dem Hauptbecken, dem für seine Freizeiteinrichtungen bekannten Stausee Rainau-Buch nahe der Ortschaft Buch, errichtete man ein fünf Hektar großes Vorbecken. Es hat die Aufgabe, die Fließgeschwindigkeit der Jagst zu verringern, damit sich die Schlamm- und Geröllfracht vor dem Hauptbecken absetzt. Durch die Unterschutzstellung und gezielte Entwicklungsmaßnahmen – beispielsweise die Erweiterung des Feuchtgebiets durch Umwandlung von Ackerflächen in Wiesen und durch Freilegen von Quellen – ist daraus ein Lebensraum für eine vielfältige Flora und Fauna entstanden.

Das Schutzgebiet ist insbesondere ein Brut-,
Rast- und Nahrungsraum vieler Vogelarten

Das Schutzgebiet ist insbesondere ein Brut-, Rast- und Nahrungs-raum vieler Vogelarten. Das elf Hektar große Naturschutzgebiet mit Flachwasserbereichen, Inseln, flachen und steilen Ufern sowie den umgebenden Wiesen ist ein Ausgleich für die Eingriffe in den Lebensraum von Tier- und Pflanzenarten in der Jagstaue. Durch den Gewässerausbau waren ihre Lebensstätten stark beeinträchtigt oder zerstört worden. Zu den am Vorbecken brütenden Vögeln gehören heute wieder seltene, teils bedrohte Arten wie Zwergtaucher, Hauben- und Schwarzhalstaucher sowie Flussregenpfeifer. Für durchziehende und rastende Vögel wie Bekassine, Eisvogel, Fischadler, Rohrweihe und Wasserralle ist das Gewässer ein bedeutender Trittstein. Auch der Biber hat diesen Lebensraum für sich entdeckt. Im Jahr 2000 tauchte er am Vorbecken auf und hat dort seither sein Revier.

Die Eltern wärmen die Eier und die Brut wird
mit Sturzflügen vor den Angreifern geschützt

Hintergrundwissen Seeschwalbe: Die Fluss-Seeschwalbe ist ein Zugvogel. Sie überwintert in Afrika. Im Mai und Juni brütet sie bei uns. Das Männchen wirbt mit einem Fisch im Schnabel um ein paarungswilliges Weibchen. Dieses legt bis zu vier Eier in ein Nest am Boden. Beide Eltern wärmen die Eier etwa drei Wochen lang, bis die Küken schlüpfen. Die Jungen werden durch Sturzflüge vor Feinden geschützt. Nach drei bis vier Wochen werden die Jungvögel flügge. Die Fluss-Seeschwalbe ist ein gewandter Stoßtaucher. Sie erbeutet hauptsächlich kleine Fische, fängt aber auch Weichtiere und Insekten. Feinde sind Mensch, Fuchs, Waschbär, Ratten, Wiesel, Marder, Greifvögel und Rabenvögel.

Hinweise für Besucher: Besucher können das Schutzgebiet bequem vom Wanderparkplatz an der Straße nördlich Frankenreute in wenigen Minuten auf einem asphaltierten Feldweg erreichen. Dieser Weg ist auch als Jagsttal-Radweg ausgeschildert. Das Vorbecken lässt sich auf drei Seiten umrunden und dabei das Seeschwalbenfloß beobachten. Eine Beobachtungsplattform mit Panoramatafel zeigt, was es an Tier- und Pflanzenarten sonst noch zu sehen gibt. Ausdrücklich untersagt sind im Naturschutzgebiet Wassersport jeglicher Art, Eislaufen, Feuermachen, Entnehmen von Pflanzen und Tieren, das Zelten und Lagern sowie das freie Herum-laufenlassen von Hunden.