Ergebnisse der zweiten
Sitzung des Tisches der Religionen:
"Menschen haben Gefühl dass
auf Ostalb vieles aus Lot gerät"
Ellwanger mit im Boot: "Konstruktiver
Dialog aller Religions-, Glaubens oder Weltgemeinschaften sehr wichtiges
Signal"
Von links: Michael Blume, Prof. Dr.
Beate Küpper u. Minister Ma-nne Lucha. AIZ_Fotos:
Ministerium für Soziales/Integration in BW
Aalen/Ellwangen/Stuttgart.
Die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Runden Tischs der Religionen sind zu
ihrer zweiten Sitzung in Stuttgart zusammen gekommen. Zentrales Thema war
die gemeins-ame Bekämpfung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. In der
Sitzung wurde auch über ein gemeinsames Manifest diskutiert, das als
Arbeitsgrundlage für die weiteren Beratungen des Runden Tischs dienen soll.
Unter gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit versteht man die
Abwertung und Ausgrenzung einzelner sozialer Gruppen. Gemeint sind etwa
ethnische, kulturelle oder religiöse Minderheiten beziehungsweise jene
Menschen, die aufgrund des Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung, einer
Behinderung oder ihres prekären Milieus abgewertet werden.
Die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Runden Tischs der Religionen sind am 15.
Oktober 2018 zu ihrer zweiten Sitzung in Stuttgart zusammengekommen. Mit
dabei: Gäste aus Ellwangen.
Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha: „Viele Menschen haben in
letzter Zeit vermehrt das Gefühl, dass in unserer Gesellschaft wieder etwas
aus dem Lot gerät. Alte Gewissheiten geraten ins Wanken, der Populismus
nimmt zu – ob in den Parlamenten oder auf der Straße. Ein konstruktiver
Dialog aller Religions-, Glaubens oder Weltanschauungsgemeinschaften ist
daher gerade in diesen Zeiten ein wichtiges Signal und fördert den
gesellschaftlichen Zusammenhalt im Land. Es gilt der Grundsatz: Miteinander
statt übereinander reden.
Wissenschaftliche Expertise: An der Sitzung nahmen auch die
Wissenschaftlerin Prof. Dr. Beate Küpper von der Hochschule Niederrhein in
Krefeld und der Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung, Dr. Michael
Blume, teil.
"Rassismus,
Antisemitismus, Muslimfeindli-
chkeit sowie Sexismus und Homophobie"
Professorin Küpper verwies darauf, dass große Glaubensgemeinschaften
wichtige Akteure bei der Gestaltung des gesellschaftlichen Miteinanders
seien. „Es gibt aber auch Rassismus, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit
sowie Sexismus und Homophobie in religiösen Kreisen und unter Gläubigen“, so
Küpper, die Soziale Arbeit in Gruppen- und Konfliktsituationen am Social
Concepts-Institut der Hochschule lehrt. Sie warne vor dem „einfachen
Fingerzeig“ auf die jeweils anderen. Vielmehr seien Gläubige und
Glaubensgemeinschaften zunächst zur kritischen Selbstreflexion aufgefordert.
Dr. Michael Blume erklärte, warum Antisemitismus für alle Religio-nen ein
Problem sei. „Antisemitismus ist eine Misstrauenserklärung gegen die gesamte
Gesellschaft, die Juden und Nichtjuden und letztlich unsere gesamte
Demokratie bedroht.“ Antisemiten würden allen Religionen vorwerfen, Teil
einer angeblichen Weltverschwörung zu sein. „Deshalb braucht es ein
gemeinsames Auftreten, um sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen und
entschlossen gegen antisemitische Parolen und Bedrohungen vorzugehen“,
ergänzte Blume.
Lokale Räte der Religionen auf kommunaler Ebene: Ein weiteres Thema
war die Umsetzung des Projekts zur Einrichtung sogenannter „Lokaler Räte der
Religionen“ auf kommunaler Ebene, in Kooperation mit der in Tübingen
ansässigen Stiftung Weltethos.
Präsident der
Stiftung Weltethos Eberhard
Stilz: Lopkaler Rat in Ellwangen gegründet
Eberhard Stilz, Präsident der Stiftung Weltethos: „Mit den lokalen Rät-en
der Religionen schaffen wir dezentrale Gesprächsplatt-formen, die sich
konkret mit dem Zusammenleben der Religionsge-meinschaften vor Ort
beschäftigen. Diese sind bereits in den Städten Biberach, Ellwangen,
Friedrichshafen, Heilbronn, Karlsruhe, Ravensburg, Reutlingen, Rottenburg
und Sinsheim gestartet.“
Der Sozial- und Integrationsminister bekräftige die Idee, lokale
Gesprächsplattformen einzurichten. „Wir werden in den kommenden Monaten
nicht nachlassen und die lokal entstehenden Räte der Religionen weiter
unterstützen. Die Erfahrungen zeigen, dass die Gremien vielversprechende
Chancen im Miteinander von Staat und Gesellschaft bieten“, so Lucha.
Weiterführende Informationen:
An der zweiten Sitzung des Runden Tischs der
Religionen Baden-Württemberg nahmen Vertreterinnen und Vertreter der
christlichen Kirchen einschließlich der griechisch-orthodoxen,
russisch-orthodoxen und der armenischen Gemeinden, die beiden jüdischen
Religionsgemeinschaften im Land und die Landesvertretungen der Aleviten, der
Ahmadiyya sowie der landesweit organisierten islamisch-sunnitischen Verbände
teil. Auch Repräsentanten der säkularen Bürgergesellschaft wie des
Humanistischen Verbandes Baden-Württemberg waren vertreten. Darüber hinaus
waren kommunale Dialoginitiativen, fachlich berührte Ministerien sowie
Expertinnen und Experten diverser Stiftungen und aus der Wissenschaft
eingeladen. Über 70 Prozent der baden-württembergischen Bevölkerung gehören
einer Religionsg-emeinschaft an.
Aktuelle Mediathek
Manifest der Teilnehmenden des Runden Tisches der Religionen zur gemeinsamen
Bekämpfung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit als PDF.
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