Streiklied „Brot u. Rosen“ des Duos Generationen-Komplott:
Gotteszell-Gefangene diskutierten
Thema 100 Jahre Frauenwahlrecht
Begeisterte alle auch "inhaftierten Frauen": Musikalisch auf
hohem Niveau, informativ, provokativ aber auch unterhaltsam
 

Von FDP-Kreisrätin Dr. Julia Frank (Lorch)
 


Auch im Frauen-Gefängnis Gotteszell in Gmünd (fotografieren war verboten) ist das
Duos Generationen-Komplott öffentlich zum Thema "100 Fahre Frauenwahlrecht" gerne aufgetreten. AIZ-Fotos: Internet
Schwäbisch Gmünd. "
Brot und Rosen": Wenn wir zusammen gehen, kämpfen wir auch für den Mann… 100 Jahre Frauenwahlrecht: Anlass für eine besondere Veranstaltung an einem besonderen Ort. Mit dem Streiklied „Brot und Rosen“ stimmte das Duo „G-enerationen-Komplott“ in der Kirche der Justizvollzugsanstalt Gotteszell auf das Thema ein.  Beeindruckt von der Reso-nanz begrüßten Sibylle von Schneider als Hausherrin und Jochen Haußmann als Vorsitzender des Verans-talters, der Reinhold-Maier-Stiftung die über 150 Gäste – ein Drittel von ihnen inhaftierte Frauen sowie die Koop-erations-Partner Kreisfrauenrat, Stabsstelle für Chancengleichheit der Stadt Schwäbisch Gmünd mit Frauenforum.

Auf die Teilnehmer wartete eine recht ungewöhnliche Aufarbeitung dieses hoch politischen Themas: Eine kabarettistische „Jahrhund-ertrevue“ mit dem bundesweit gefragten Damen-Duo „Generation-enKomplott“, bestehend aus Gisela E. Marx, Schauspielerin, Sängerin und Texterin und Dorrit Bauerecker an Klavier, Akkordeon und Gitarre. In ihrem Impulsreferat machte Dr. Julia Frank deutlich, welch tiefgreifenden Paradigmenwechsel in Deutschland die Einf-ührung des Frauenwahlrechts am 12. November 1918 durch den Rat der Volksbeauftragten darstellte.  Die Gesellschaft war auf diesen Schritt nicht vorbereitet
Unwidersprochen war es ein erster und wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung - aber mehr auch nicht. Und der Schritt ist erfolgt, weil die Frauen gebraucht wurden – erst ihre Arbeitskraft während der Kriegszeit, dann ihre Stimmen.

Emanzippatorische Irrungen und Wirrungen.      AIZ-Foto Die Linke

Hier setzte der kabarettistische Flug durch die emanzipatorischen Irrungen und Wirrungen des letzten Jahrhunderts ein. Akustisch und visuell wurde den Zuhörerinnen und Zuhörern – mal ernst, mal augenzwinkernd - ein Spiegel vorgehalten, auf welchen kuriosen Irrfahrten sich der Zug in Richtung einer umfassenden Emanzipation der Frau befand und heute noch befindet. Besonders beeindruckend waren viele Originaltexte aus den verschiedenen Epochen und die Verwandlungskünste der Darstellerinnen.

"Generationenkomplott"                                                               

Bubikopf, kurzer Rock und wildes Leben in den Metropolen täuschten vorübergehend  einen emanzipatorischen Fortschritt vor, um dann doch beim „goldenen Mutterkreuz“ für das 8. Kind für den Führer zu enden. Wiederum nach einem Krieg, 1949, wurde ein weiterer Schritt erreicht: Der unmissverständliche Gleichberechtig-ungsparagraf   in Art. 3, Abs. 2 GG. Der Haken daran: Hätte man diesen Artikel sofort wirken lassen, wären viele der bestehenden Gesetze ad hoc ungültig geworden. Der Gesetzgeber gewährte eine Übergangsfrist von vier Jahren, die für einige Rechtsbereiche auch heute – also nach fast 70 Jahren - noch nicht verstrichen sind!

JVA Gotteszell in Schwäbisch Gmünd: Kultur.     Foto: JVA Gmünd

Ernst bis rührend stellte Marx die als fundamental empfundene Erweiterung der weiblichen Selbstbestimmung „allzeit bereit“ durch die seit den 1960ern verfügbare Antibaby-Pille dar, die erst durch die Diskussion um den § 218 in der Emanzipationsfrage für einen Mobilisierungsschub sorgte und das von Amerika übernommene Frauenbild in den Hintergrund schob: Betone das Positive, verstecke das Negative und täusche das nicht Vorhandene vor... und das ganze immer schön, sauber, klug im Dienste der Familie. Als ermutigendes Beispiel am Ende in der Rolle der Dr. Krönchen-Sackschlachter diente die Mütterrente: Ab immerhin 15 Kindern ermögliche sie ein Leben auf Hartz IV-Niveau.

Das Duo „GenerationenKomplott“ begeisterte alle Zuschauer, insbesondere die inhaftierten Frauen. Musikalisch auf hohem Niveau, textlich zwischen informativ, provokativ und unterhaltsam wechselnd waren sie immer im Kontakt mit ihrem Publikum. Ein Ab-end, der in vielerlei Hinsicht nicht ohne kritisches Nachdenken verar-beitet werden kann. Dr. Julia Frank

Redaktionelle Anmerkung der AIZ: Frau Werner sendete uns diesen Artikel von Dr. Julia Frank (_Autorin) zu mit dem Hinweis: "Davon gibt es lweiswe keine Bilder auch nicht ausnahmsweise für die weltweit gelesene AI: Fotografieren war in der Haftanstalt Gotteszell verboten, weil auch weibliche Gefangene an dieser tollen Veranst-altung teilgenommen haben..."
DG