"Vertreter sind herausragende Forscher in ihrer Disziplin":
Krebs ist besiegt? Landesforschungspreis
für
„Natürliche Waffen“ von Dr. G. Gdynia
Je 100.000 € geht an Fedor Jelezko (Universität Ulm) und
Krebsforscher Georg Gdynia (Universitätsklinikum Heidelberg)

Ministerin Theresia Bauer heute: Ist Krebs mit Killerzellen besiegt? 
Stuttgart/Ulm/Heidelberg.
Ministerin Theresia Bauer: „Die beiden Preisträger sind herausragende Vertreter ihrer Disziplin. Was sie in der Quantentechnologie und Krebsforschung vollbracht haben, kann uns ganz wesentlich dabei helfen, drängende Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen.“ Für die Therapie von Krebser-krankungen gibt es bislang kein Allheilmittel. So unterschiedlich die Diagnosen, so verschieden sind die Therapieformen, die im Einzelfall ratsam sind. Man spricht zunehmend von einer pers-onalisierten Krebsmedizin, bei der eine effiziente, individuelle Immunantwort die wirkungsvollste Waffe im Kampf gegen maligne Tumore zu sein scheint: Immunantworten für die Krebsbekämpfung: Dr. Georg Gdynia hat sich gemeinsam mit seinem interdisziplinären Forscherteam am Universitätsklinikum Heidelberg intensiv mit molekularer Tumorpathologie auseinander gesetzt, um solche Immunantworten zu finden. Mit großem Erfolg. Und er setzt sich im Besonderen dafür ein, seine Forschung in konkrete, angewandte onkologische Konzepte zu überführen. Für diese herausragenden Leistungen, die die Therapie und Diagnose von Krebserkrankungen gleichermaßen revolutionieren könnten, erhält er in diesem Jahr den mit 100.000 Euro dotierten Landesfor-schungspreis für Angewandte Forschung.

Dr. Geog Gydna gibt auch auf Ostalb Tausenden neue Hoffnung.    
Natürliche Killerzellen als Waffen: Sie töten
die Tumorzellen innerhalb weniger Minuten!

In jahrelanger Arbeit hat Dr. Georg Gdynia die körpereigenen Waffen und Abwehrmechanismen erforscht. Im Zentrum seiner derzeitigen Forschung stehen sogenannte natürliche Killerzellen, die in der Lage sind, Tumorzellen innerhalb weniger Minuten zu töten. Daher sind sie für die Krebsforschung besonders interessant – verbunden mit der Hoffnung, das, was als natürlicher Mechanismus funktio-niert, über neue Immuntherapien in seiner Wirkkraft zu verstärken.

Ein Protein, das die Energiegewinnung lahm legt: Dabei ist es Dr. Georg Gdynia und seinem Team gelungen, in den natürlichen Killerzellen, ein Protein zu entdecken, das als neuer Wirkstoff gegen den Krebs eingesetzt werden kann. Das High Mobility Group Box 1 (HMGB1)-Protein, das die Killerzellen vorrätig in kleinen Bläschen (Granula) in sich tragen, hat Gdynia als höchst effektive, natürliche Waffe gegen Krebs identifiziert. Es legt einen Mechanismus der Energiegewinnung lahm, der in der Regel von Tumorzellen und nicht von gesunden Körperzellen genutzt wird. „Wir haben das HMGB1-Protein isoliert und konnten in aufwendigen Versuchen zeigen, dass es deutlich mehr kann als nur die Immunantwort zu verstärken“, erklärt Dr. Gdynia. „Das Protein unterbricht einen wichtigen Stoffwechselweg, über den Tumorzellen den Zucker Glucose abbauen und Energie gewinnen. Sämtliche molekularen Prozesse der Zellen kommen so zum Erliegen.“

HMGB1-Protein tötet Dank des Immunsyste-
ms besonders aggressive Tumorzellen ab
Diese Form des Tötens von Tumorzellen durch das Immunsystem war bisher noch nicht bekannt und wurde von der Arbeitsgruppe um Gdynia erstmals beschrieben. Zudem hat das Forscherteam den Nachweis erbracht, dass das HMGB1-Protein auch besonders aggressive anoxische Tumorzellen abtöten kann. Diese Tumorzellen sind meist nur schlecht an die Blutversorgung angebunden und benötigen für ihr Überleben keinen Sauerstoff. In der Fachwelt ist seit langem bekannt, dass diese Tumorzellen Fernmetastasen bilden können und resistent sind gegen Radio-/Chemotherapien sowie gegen den Angriff von Immunzellen.

Diagnostik durch „Energetic Fingerprinting“: In diesem Zusam-menhang ist Dr. Gdynia ein weiterer Meilenstein in der Diagnostik gelungen: Er hat einen klinisch anwendbaren Test entwickelt: Mit dem sogenannten Energetic Fingerprinting“ (EnFin) wird gemessen, wie hoch der Anteil der hochaggressiven Zellen im Tumor eines Patienten ist, die ohne Sauerstoff wachsen können. Sein Test könnte als neue Form der „companion diagnostics“ dafür sorgen, dass Immuntherapien deutlich zielgerichteter eingesetzt werden – insbesondere bei Patienten, bei denen herkömmliche Chemoth-erapien nicht wirken.

Neues spin-off Unternehmen für die Anwendung: Ausgehend von diesem innovativen Test wird im Rahmen des „eXist-Forsch-ungstransfer“-Programms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gerade das spin-off Unternehmen EnFin („Energetic Fingerprinting“) am Pathologischen Institut der Universitätsklinik Heidelberg aufgebaut. Künftig wird Dr. Georg Gdynia dort als CEO tätig sein und die Entwicklung, Herstellung und Zulassung von Diagnostika im Bereich der Onkologie vorantreiben. EnFin hat den weltweit ersten prognostischen Test entwickelt, der die Wahr-scheinlichkeit der Metastasierung und das Therapieansprechen bei vielen unterschiedlichen Krebserkrankungen vorhersagen kann.

"Pionier": Therapie und Diagnostik möglich-
st schnell Patienten zugute kommen lassen
„Ich freue mich sehr über die Auszeichnung, die uns darin bestärkt, die Pionierarbeit, die unsere Forschung darstellt, weiterhin mit viel Motivation und Herzblut vorwärts zu treiben. Das Preisgeld möchte ich dazu verwenden, die von uns entwickelte Immuntherapie und Diagnostik möglichst schnell Patienten zugute kommen zu lassen. Ich hoffe hier auch auf die wichtige Unterstützung von Industrie und Pharma.“

Professor Jelezko bekommt für seine Forschung such 100.000 €.    
Landesfoprschungspreis (100.000 €) auch für
den Physiker u. Diamantenfreund Dr. Jeltzko

Professor Dr. Fedor Jelezko wird mit dem Landesforschungspreis für Grundlagenforschung ausgezeichnet. Der Physiker leitet seit 2011 das Institut für Quantenoptik an der Universität Ulm. Er wird für seine herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Quant-entechnologie ausgezeichnet. Seine Forschung ist im buch-stäblichen Sinne „hochkarätig“, denn er hat über Jahre hinweg die besonderen Eigenschaften von Diamanten in der Quant-entechnologie erforscht. Die Diamanten, die er einsetzt, sind besonders rein, aber künstlich hergestellt. Ihr Wert für die Quant-entechnologie ist trotzdem unermesslich.

Die Stärke der Diamanten-Quantentechnologie liegt vor allem in ihren technologischen Potenzialen und ihrer Anwendungsvielfalt. Mögliche Anwendungsgebiete reichen vom Quantencomputer, der mehrere Berechnungen gleichzeitig und mit ungeahnter Geschw-indigkeit durchführen kann, bis zur extrem sicheren Inform-ationsübertragung („Quantenkommunikation“). Darüber hinaus können die künstlichen Edelsteine eingesetzt werden, um Sensoren und bildgebende Verfahren zu verbessern – beispielsweise in der biomedizinischen Forschung und Diagnostik oder in der Photovoltaik-Branche. Vor allem im biomedizinischen Bereich erö-ffnen sich damit ganz neue Möglichkeiten.
Dafür entwickelt Professor Jelezko etwa im Rahmen der Forschungsgruppe BioQ Sensor- und Bildgebungstechniken, die Strukturen und Funktionen einzelner Biomoleküle unter physiologischen Bedingungen sichtbar machen – in atomarer Auflösung und bis in den Quantenbereich.