Dr. Fried forderte für Südwestmetall "Zurück zur Sacharbeit":
"In Zukunft orientierte Politik die
Standort Ostalb wetterfest macht“

„Dazu müssen erst einmal die Streitereien beendet werden": Nicht nur eine Abarbeitung des Koalitionsvertrages erwünscht

Dr. Michael Fried Vorsitzender von Südwestmetall in Aalen.  
Aalen. Der Vorsitzende der Bezirksgruppe Ostwürttemberg des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, Dr. Michael Fried, hat die Bundesregierung aufgefordert, wieder zur Sacharbeit zurückzukehren und die Bedürfnisse des Wirtschaftsstandorts in den Fokus des Regierungshandelns zu rücken. „Dazu müssen erst einmal die Streitereien beendet werden. Darüber hinaus darf die Regierungs-koalition sich aber nicht damit begnügen, einfach nur den Koalitions-vertrag abzuarbeiten. Der hat nämlich eine eindeutige Schlagseite zu sozialpolitischer Umverteilung“, sagte Fried am Donnerstag bei der Mitgliederversammlung der Bezirksgruppe im explorhino Science Center in Aalen: „Was wir jetzt brauchen, ist eine viel stärker zukunftsorientierte Politik, die unseren Standort auch für schlechte Zeiten wetterfest macht.“

Stehen zusammen: Südwestmetall u. OB Thilo Rentschler (2.v.links)
Statt die Reformen der Agenda 2010 wieder zurückzudrehen, sollte die Regierung sie intelligent weiterentwickeln, forderte der Arbeitgebervertreter: „Wir brauchen eine Agenda 2030. Und dazu muss ein modernes Arbeitszeitrecht gehören, das Arbeitgebern und Arbeitnehmern gleichermaßen gerecht wird.“ Starre tägliche Höchstarbeitsgrenzen oder eine Ruhezeit von elf Stunden passten nicht zu den Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft, so Fried: „Mehr Spielraum und Verantwortung in den Händen von Unternehmen und Beschäftigten schaffen für beide Seiten Freiräume. Die im Übrigen beide brauchen und wollen: Das Unternehmen, das einen Auftrag kurzfristig abzuarbeiten hat, um den Kunden zu halten. Und der Arbeitnehmer, der lieber an einem Tag mal länger arbeitet, um am nächsten Tag mehr Zeit für die Familie zu haben.“

Dabei gehe es uns nicht um eine Verlängerung der Arbeitszeiten durch die Hintertür, betonte der Bezirksgruppen-Vorsitzende: „Wir wollen einzig und allein, dass die vereinbarte Gesamtarbeitszeit von 35 Stunden pro Woche künftig flexibler und bedarfsgerechter eingesetzt werden kann.“ Zwar sehe das Regierungsprogramm jetzt vor, dass es auf der Grundlage von Tarifverträgen möglich sein soll, mittels Betriebsvereinbarungen die wöchentliche Arbeitszeit flexibler zu regeln. „Besser wäre es aber, jetzt gleich eine umfassende Gesetzesänderung anzugehen, als den Umweg über Öffnungsklauseln zu gehen. Denn dadurch wird die dringend nötige Anpassung des Arbeitszeitgesetzes nur unnötig verzögert“, sagte Fried.

Bezirksgruppen-Vorsitzende warnte Regieru-
ng "Unternehmen-Flexibilität zu begrenzen"

Der Bezirksgruppen-Vorsitzende warnte die Regierung davor, die Flexibilität der Unternehmen weiter zu begrenzen, beispielsweise durch die geplanten Einschränkungen bei den Einsatzmöglichkeiten von sachgrundlos befristeten Arbeitsverträgen. „Befristungen sind für unsere Unternehmen ein unverzichtbares Instrument, um in einer globalisierten und zunehmend digitalisierten Wirtschaft die nötige Beweglichkeit zu haben“, sagte Fried: „Befristungen mit und ohne Sachgrund bieten Arbeitsuchenden zudem einen erfolgreichen Weg für einen Einstieg – oder nach längerer Arbeitslosigkeit – für einen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt.“