Unter dem Titel "nicht alle können wieder dabei sein"
Fakten:
Polizeipräsidium Aalen: "Man sagt ja dass
Zeit Wunden heilt": Habe die Wunden immer
Wollte nicht die Autofahrerin
hassen die meinen Leo tot gef-
ahren: Und das Mädchen das ihn totgefahren hat lebt weiter"
Aalen. Die neue Motorradsaison
hat schon begonnen und die Biker-Messe, organisiert vom Polizeipräsidium
Aalen als vorbildliche Prävention, steht wieder an. Fast jeden Tag wieder
Meldungen von Motorradfahrern die im Ostalbkreis, im Rems-Murr-Kreis und
Kreis Schwäbisch Hall in den Tod rasen. Unter dem Titel "nicht alle können wieder dabei sein
blutet die journalistische Ader des Polizisten des
Polizeipräsidiums Aalen: "Man sagt ja, dass die Zeit Wunden
heilt. Ich weiß nicht, ob das bei anderen stimmt; ich habe die Wunden
noch immer, und ich spüre sie noch immer jeden Tag.
Sie schmerzen
vielleicht nicht mehr 24 Stunden täglich. Aber mein Sohn ist noch
immer jeden Tag tot und mein Vater hat noch immer jeden Tag keine
Beine mehr. Ich wollte ja das Motorrad hassen, so wie mein Mann es
hasst. Irgendwo muss der Schmerz ja hin und ich wollte nicht die
Autofahrerin hassen, die meinen Leo tot gefahren hat. Ich kann Ihnen
sagen: das ist schwer genug, richtig schwer. Aber ich sehe ja auch an
meinem Vater, wie schnell mal ein Fehler passiert, obwohl man weiß,
wie es geht und obwohl man alles richtig machen möchte.
Er kann heute
über seinen Unfall reden und er ist auch nicht mehr verbittert. Er
weiß, dass er und nur er Schuld hatte, als er trotz Gegenverkehr
überholte. Dass er dann überlebt hat, obwohl er beim Unfall beide
Beine verlor, konnte er bis zum Unfall seines Enkels mit der Zeit als
Glück ansehen. Er kann viele Dinge noch selber tun und für die
anderen Dinge hat er ja uns. Als dann mein Sohn auch Motorrad fahren
wollte, hat ihm sein Opa Paul erklärt, dass es immer darum geht,
aufzupassen, vorsichtig zu fahren, selber keine Fehler zu machen. Und
dann machte das junge Mädchen den Fehler und übersah ihn beim
Abbiegen. Der Sachverständige sagte uns, dass mein Leo einen kleinen
Fehler beim Bremsen machte und deshalb unter das Auto rutschte. Heute
weiß ich, dass ein Sich-erheitstraining vielleicht geholfen hätte. Und
von seinem ersten Lehrlingsgehalt hatte er sich den guten
Rückenprotektor gekauft. Ob er meinen Leo gerettet hätte, wissen wir
natürlich nicht, denn auf der kurzen Strecke ins Freibad hatte er ihn
nicht angezogen. Doch, ich bin schon verbittert, denn mein Leo wird
nie mehr lebendig, egal was wir tun. Und das Mädchen, das ihn
totgefahren hat, lebt. Ich habe auch nichts dagegen, dass sie lebt.
Ich weiß nicht wo sie hingezogen ist, obwohl sie aus unserer
Nachbarschaft stammt. Sie war seit dem Unfall nicht mehr daheim. Und
ihre Eltern gehen uns seither aus dem Weg, im Dorf sieht man sie kaum
noch.
Der Appell des Polizeipräsidiums Aalen ist klar beschrieben: "Liebe Verkehrsteilnehmer,
stellvertretend für andere Opfer und Verurs-acher schwerer
Verkehrsunfälle wollen wir mit dieser Geschichte, wie sie so ähnlich
überall und jederzeit passiert, die Menschen jenseits der rein
zahlenorientierten Statistik zu Wort kommen lassen. Und auch gerade
den Opfern hinter den Opfern, die selbst in den Statistiken immer
fehlen, den Müttern, Vätern, Kindern, Freun-den und vielen mehr, soll
eine Stimme gegeben werden.
Die Zeilen wurden aber auch geschrieben, in der Hoffnung, dass das
Schicksal für alle, die das lesen eine andere, eine schönere
Ges-chichte schreiben wird.
Liebe Motorradfahrer, um dem Schicksal hierfür eine Grundlage zu
bieten, wird Sie die Polizei auch in der neuen Motorradsaison wieder
kontrollieren. Leisten auch Sie Ihren Beitrag an Ihrer
Wunsch-geschichte.
Und an die Autofahrer die Bitte: denken Sie immer auch an die
Motorradfahrer; rund die Hälfte aller schweren Motorradunfälle wird
durch andere Verkehrsteilnehmer verursacht.
Wir wünschen den Einen und den Anderen: Kommt alle gut an.
Polizeipräsidium Aalen
Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 07361 580-107
E-Mail: aalen.pp.stab.oe@polizei.bwl.de
http://www.polizei-bw.de/ |