Um 10 Uhr am Morgen Einzug in die Kirche und vier Taufen
So kam die neue "Altarbibel" über Ulm auch
in die Aalener Stadtkirche am Sonntag 30.10.
Auch Stadtpfarrer und Kreisrat Bernhard Richter hatte auf den
heutigen Reformationstag und die Luther-Bibel großen Anteil


Bißchen zurecht stolz: Pfarrer Richter vor den Taufen mit der neuen Bibel die gleich eingesetzt wurde. Im Hintergrund das Glasfenser mit Luther in der Aalener Sakristei.            AIZ-Fotos: Dieter Geissbauer

Aalen. Als am 30. Oktober 2016 das Festjahr zum Reformationsju-biläum eröffnet wurde, konnten nun die Lesungen in den Gottes-diensten auch in der Stadtkirche Aalen der Evangelischen Kirchengemeinde zum Reformationstag schon aus der "Lutherbibel 2017" stammen. Gedruckt wird die revidierte Lutherübersetzung ab dem 16. Juni, Verkaufsstart war der 19. Oktober 2016, der erste Tag der Frankfurter Buchmesse. Alle Kirchengemeinden sollen die neue Bibel benutzen. Doch viele zögern mit der Anschaffung – es sei denn, sie bekommen die neuen Bibeln geschenkt. Denn die Bibel ist teuer (gebraucht schon über 500 Euro).

Liebe: Bild des Jahres: Diese Schwester versuchte den Täufling zu beruhigen mit Küßchen und Liebe während des Tauf-Gottesdienstes.
 "Rechtlich wird es so sein, dass die Landeskirchen ihren Gemeinden empfehlen, die neue Lutherbibel für den Gebrauch im Gottesdienst zu verwenden", erklärt Stephan Goldschmidt, Gottesdienstreferent der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Geschäftsführer der Liturgischen Konferenz. Die Lutherbibel 2017 ist von Oktober 2016 an die gültige Ausgabe. Das Manuskript der von 70 Theologinnen und Theologen revidierten Luther-Übersetzung wurde im September 2015 feierlich an die EKD als Herausgeberin überreicht.

Reformationstag: In Luthers Geburtsstadt heute auch die neue Bibel
Symbolträchtig und nicht zufällig zelebrierte man die Übergabe auf der Wartburg, wo Martin Luther einst das Neue Testament übersetzte. Denn Ziel der aktuellen Revision war nicht etwa, die Bibel in modernes Deutsch zu übersetzen, sondern – neben dem sorgfältigen Abgleich mit den Urtexten – wieder näher an Luthers Sprache heranzurücken. Deswegen schauten die Experten bei ihrer mühevollen Arbeit nicht nur in die jüngste Ausgabe von 1984, sondern auch in den Text von 1912 – die letzte Revision, die nicht auf modernere Sprache ausgerichtet war – und sogar in Luthers "Ausgabe letzter Hand" von 1545. Sie wollten den vertrauten und poetischen Klang seiner Formulierungen erhalten oder wieder-herstellen.

Unsere Bilder entstanden bei 4 Taufen am Reformationstag in der Aalener Stadtkirche die voll besetzt war: "Gemeinde wächst weiter" 
Neue Bibeln für alle: Ein überarbeiteter Bibeltext mit neuem Schriftbild und Einband – das ist für das kirchliche Leben, für Gottesdienst und Bibelkreis eine bedeutsame Veränderung. Wie erreicht nun diese neue Bibelausgabe die Menschen und ihre Glaubenspraxis?

Für Gemeinden druckt die Deutsche Bibelgesellschaft zwei spezielle Ausgaben mit dem revidierten Text. Die "Gemeindebibel mit Apokryphen" ist mit 19,99 Euro zwei Euro günstiger als die Standardausgabe, obwohl sie mehr Text enthält. Sie ist 14 mal 21,4 Zentimeter groß, blau eingebunden und auf der Rückseite mit dem Eindruck "Eigentum der Gemeinde" versehen. Diese Bibel, schreibt die Deutsche Bibelgesellschaft, gehöre zur "Grundausstattung für Kirchen und Gemeindezentren". Extra für das Vorlesen im Gottesdienst wird es die "Altarbibel mit Apokryphen" geben. Sie ist 18,3 mal 28 Zentimeter groß, in graues Leinen eingebunden, zweifarbig gedruckt in Schriftgröße 12 Punkt und praktischerweise mit drei Lesebändchen versehen. Weil diese Bibel stolze 150 Euro kostet, hat der Verlag gleich ein "Widmungsblatt zur Nennung der Stifterin/des Stifters" eingearbeitet.

Manche Landeskirchen machen ihren Gemeinden zum Reformationsjubiläum Geschenke, so zum Beispiel die Evangelische Kirche im Rheinland: Dort bekommen nicht nur die Gemeinden ganze Sätze für die Bibelstunden geliefert, sondern auch alle 4500 Pfarrer, Vikarinnen und Prädikanten erhalten ein Exemplar frei Haus, in diesem Fall die Jubiläumsausgabe zu je 25 Euro, 14 x 21,4 Zentimeter groß, schön in blau-weiß eingebunden, mit goldumrandeter Lutherrose auf dem Buchdeckel. Präses Manfred Rekowski wolle mit dieser Aktion ein Zeichen setzen, erklärt Referent Dietrich Spandick, der die Bestellungen koordiniert: "Das Ziel Luthers, die Bibel allen zugänglich zu machen in ihrer Sprache, dieses Ziel gilt natürlich bis heute."

Aus Ulm bekam die Stadtkirchen-Gemeinde von der Prälatin geschenkt. Mancherorts wird allerdings im Gottesdienst auch auf der Ostalb aus schönen alten Lutherbibeln vorgelesen, diese Gemeinden dürfen ihre Tradition natürlich fortführen und müssen nicht die neue Lutherbibel 2017 benutzen, sie "würden sich vielleicht ein bisschen zwangsbeglückt vorkommen".

Die Taufpaten/in durfte Taufkerzen an der "Oaterkerze" entzünden.   
Luther klingt "manchmal auch sehr frisch": Pfarrer Andreas Kahnt, Vorsitzender des evangelischen Pfarrerverbandes, sieht einen viel profaneren Grund für das Zögern vieler Gemeinden, nicht nur in Niedersachsen: das Geld. Zumindest für die "Klassensätze" in den Gemeindehäusern sei es fraglich, ob sofort "Luther 2017" in den Regalen stehen müsse. "Das sind ja immerhin so mindestens 25 Bibeln, da werden vielleicht manche sagen: 'Luther 84 ist ja nicht verkehrt' und mit dem Klassensatz weiterarbeiten", meint Kahnt. Konfis müssen ohnehin eine eigene Bibel besitzen, manche benutzen im Unterricht Luther 1984 oder auch ältere Übersetzungen, "da kann man den Text ganz schön vergleichen, das ist manchmal ganz interessant", findet Kahnt. Ähnliche Erfahrungen hat er in Bibelkreisen gemacht: "Da bringt ja sowieso jede Person ihre eigene Bibel mit, manche sind noch in alten deutschen Buchstaben geschrieben, andere sind immer brandaktuell – da müssen Sie das nehmen, was vorliegt."

EKD-Gottesdienstreferent Stephan Goldschmidt vermutet trotz all dem, dass die neuen Bibeln keine Ladenhüter werden. "Insgesamt rechne ich schon damit, dass die Neugierde auf diese neue Lutherbibel hoch ist und man sich die auch gerne anschafft." Zumindest eine für das pastorale Arbeitszimmer und damit auch für die Predigt. Denn oft tragen Pfarrerinnen und Pfarrer eine eigene Bibel auf die Kanzel, und zwar die Übersetzung, die für ihre Gemeinde in der konkreten Situation am besten passt – sei es Luther, die Hoffnung für alle, die Bibel in gerechter Sprache, die Basisbibel, Buber-Rosenzweig für das Alte Testament oder sogar eine selbst angefertigte Übersetzung des griechischen oder hebräischen Textes. Luther selbst – offenbar ein Perfektionist – hörte damit übrigens zeitlebens nicht auf. Zwischen 1522 und 1545 schrieb er das Neue Testament immer wieder um. Gerade seine frühen Übersetzungen, findet Stephan Goldschmidt, "klingen nicht älter oder altbacken, sondern manchmal auch sehr frisch".

Der Einzug in die Aalener Stadtkirche mit der Bibel wurde von der großen Glaubensgemeinde mitgetragen indem es zwar keine Pflicht war in diesem historischen Moment in der Stadtkirche live dabei zu sein, aber das war allen ein Herzensanliegen zumal heute schon erkennbar ist dass die Altarbibel kein Ladenhüter sein wird. Pfarrer Richter tröstete: "Die neue Bibel unterscheidet sich kaum von der Alten: Der Inhalt ist fast gleich geblieben".

Die Tatsache dass bei der Taufe von vier Kindern die "neue Bibel" bereits eingesetzt wurde und es natürlich Pfarrer Richter nicht versäumte, die Widmung des Landesbischofs öffentlich vorzulesen, war die Taufe zumindest für mich ein sehr tiefes Erlebnis: Ich sah auf den harten Kirchenbänken die Täuflinge und Geschwister miteinander flirten und sich gegenseitig durch Küßchen in dieser Situation zu beruhigen, denn fast zwei Stunden lang dauerte die Bibel-Übernahme und die Taufen aber es kam mir vor als wären es nur zehn der  schönsten Minuten meines Lebens gewesen.
Die Lesung des "Taufbefehls" aus Matthäus 28 Vers 18 bis 20 und dem Kinderevangelium Markus 10, Verse 13 bis 16 stand dann im Mittelpunkt.

Ich erinnerte mich an die Taufen aller meiner Kinder und daran dass sich von damals bis heute nichts geändert hat: "Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht denn ihnen gehört das Reich Gottes" und das Gleichnis wo zwei Buben tief hinab sprachen und der erste Bub sicher in den Händen desjenigen landete (das war sein Vater also Gott) und der andere nicht sprang, weil ihm der Glauben an Gott und den eigenen Vater fehlte.

Gerade weil Pfarrer Richter Beispiele brachte und ermahnte dass die Taufe der vier Kinder und für die Tauffamilien bedeutet, dass sie auch in diesem zarten Alter an Gott glauben und mit den Wassertropfen (nicht aus dem Taufbecken) aber aus dem temperierten Wasser im Silbergefäß die Kinder Mitglieder der evangelischen Kirchengem-einde Aalen sind und dafür gab es jeweils auch noch einen amtliche Urkunde.

Vom Einzug in die Stadtkirche von Pfarrer Richter mit Gefolge und Lukas Wührl als Liturg hat es Pfarrer Richter verstanden kurzweilig die neue Bibel zu erklären und per Gesang wurde daran erinnert "Gott ist gegenwärtig" und durch "Segne dieses Kind" zur Taufan-sprache übergeleitet. Aber auch die Jugendkantorei sang Lieder und hat ein höchstes Niveau bewiesen und das gemeinsame Glaubensbekenntnis stand weiter im Mittelpunkt, aber auch die erste Lesung aus der neuen Altar-Bibel durch "Lukas" war ein tief bewegendes Erlebnis.

Dann bildeten die vier Aalener Tauffamilien mit ihren Täuflingen und Paten einen Kreis rund um den Taufstein und während drei Kinder das Wasser über sich ergehen ließen hatte das vierte Kind noch Nachholbedarf nach dem Motto "des koschtet doch nichts und des Wasser ist ein Taufwasser und führt micht nah zu Gott". Also nahm es seine Händchen u nd tauchte sie tief in das geweihte Taufwasser, was Pfarrer Richter als positives Zeichen dafür auslegte, dass der Täufling noch keinen kirchlichen Nachschlag aus seiner Kirchen-gemeinde benötigt und will.

Getauft wurden in diesem familiären aber auch öffentlich-kirchlichen Rahmen mit der Aufnahme in die Evangelische Kirchengemeinde Aalen Samuel Rehor, Lenny Wanner, Emma Milla Thiele und Laura Eisele. Ebenso feierlich war die Zeremonie der mitgebrachten "Taufkerzen" der vier Täuflinge, die als "Taufkerzen" zu gesegneten "Osterkerzen" umgewandelt wurde. Da floss die eine oder andere Träne derjenigen Omas oder Opas, welche die Taufkerzen an der Osterkerze anzünden durften. Und nach der Predigt gab es nur noch ein gemeinsames Ziel "bei Dir Jesu will ich bleiben" (EG 406) und "Herr wir bitten Dich..." (EG 565 Vers 1 bis 3 und nach "Großer Gott wir lohen Dich" (EG 331 den Segen des beliebten Stadtpfarrers und ein gemeinsames und dreifaches "Amen".

Aber auch das Orgelnachspiel machte deutlich dass alles zu Ende und viel zu schnell die Zeit der Gemeinsamkeit vergangen ist und so mancher gelobte noch öfters - nicht nur bei Taufen - in die Kirche zu kommen und lebendige Worte von Pfarrer Richter zu hören, für den natürlich vier Täuflinge auf einmal eine große Aufgabe war, aber der Pfarrer hatte durch eine ruhige Art und Weise und sein Verständnis dass Kinder auch in der Kirche sich selbst mehr Taufwasser als vorgesehen holten war allen gewiß. Danke. Dieter Geissbauer   

"Reformationstag 2016" in der Aalener Stadtkirche: 
Neue Bibel und 4 kleine Kinder wurden nun getauft 


































Einzug mit neuen Bibel am Reformationstag heute in Stadtkirche.   






















Die Jugendkantorei sang am Reformationstag brillanz in Stadtkirche